Ein Plausch über den Gartenzaun oder eine Tüte Mehl borgen: Friedliches Miteinander macht eine gute Nachbarschaft aus. Dazu gehört es auch, aufeinander Rücksicht zu nehmen und sich mit Respekt zu behandeln. Andernfalls gibt es schnell Konflikten. Das ist im privaten Bereich ebenso wie zwischen Kommunen.
Wichtig ist eine offene Kommunikation, selbst wenn Entscheidungen längst gefallen sind. Ablehnungen und Vorbehalte muss man ernst nehmen, Betroffene aufklären – vor allem, wenn man mit Gegenwind rechnet. Die Planer der Dertinger Windräder sehen das wohl anders. Sie wollen die Nachbarn offensichtlich erst informieren, wenn Fakten geschaffen sind. Rechtlich gesehen ist das korrekt. Aber es ist kein guter Stil.
Anfangs waren die Initiatoren auf einem guten Weg. Die Stadt Wertheim hat aus ähnlichen Situationen in der Vergangenheit gelernt und den Kontakt gesucht. Doch längst ist die frühzeitig signalisierte Gesprächsbereitschaft verpufft. Die Stadtwerke verweisen auf das Genehmigungsverfahren. Wenn man ehrlich ist, haben die Nachbarn dann keine Chance mehr, mitzubestimmen, geschweige denn, den Bau zu verhindern.
Ein Unternehmen wie Thüga Erneuerbare Energien, das viel Erfahrung mit derartigen Projekten hat, hält es anscheinend nicht für nötig, die Anlieger respektvoll zu behandeln. Wenn die Windräder in Betrieb sind, zieht die Firma ab. Doch die Nähe zu Wertheim bleibt. Und deshalb ist es angebracht, dass Wertheim seinen Nachbarn auf Augenhöhe begegnet – selbst wenn die Stadt am Verfahren nur indirekt beteiligt sind.