Beim Klinikum Main-Spessart liege man in diesem Jahr vom Umsatz her etwas unter dem Wirtschaftsplan, informierte der stellvertretende Klinikreferent Albert Prickarz in der Sitzung des Kreistagswerkausschusses am Mittwoch im Landratsamt. Dies ziehe sich durch die meisten Abteilungen hindurch.
Stark negative Abweichungen zum Plan habe man in der Gastroenterologie durch Verlagerungen in den ambulanten Bereich, stark positive Abweichungen in der Unfallchirurgie. Schlecht bezahlt werde das Klinikum weiterhin im Bereich geriatrische Rehabilitation.
Auf Nachfrage von Gerhard Kraft (Grüne) sagte Prickarz, beim voraussichtlichen Defizit liege man knapp unter zehn Millionen Euro.
Laut Prickarz hat sich auch das Klinikum Main-Spessart im September am bundesweiten Aktionstag "Alarmstufe Rot – Stoppt das Krankenhaussterben" beteiligt. "Wir müssen weiter laut bleiben", sagte er.
Kraft hat genug von der "Schwarzmalerei"
Vor diesem Hintergrund wollte Thomas Stamm (UGM) mit Blick auf die anstehende Krankenhausreform in Deutschland wissen, was aus Sicht der Krankenhausleitung die wichtigsten Erfordernisse seien. Kurzfristig die Finanzierung der inflationsbedingten Mehrkosten sowie der Energiekosten, antwortete Prickarz. Ihm zufolge ist derzeit noch unklar, wie die Reform aussehen werde.
Laut Landrätin Sabine Sitter (CSU) wurde die Hoffnung auf Inflationsausgleich-Gelder genommen. Positiv sei jedoch, dass das Klinikum Main-Spessart im Vergleich zu anderen bayerischen Krankenhäusern weit vorne liege, auf einem guten Weg sei.
Beim Klinikum Main-Spesssart sei nicht alles im grünen Bereich, aber die "Schwarzmalerei" gehe ihm "auf den Seiher", meinte Kraft. Dem hielt Prickarz entgegen, dass die Krankenhäuser unterfinanziert seien, weil im System etwas nicht stimme. Solange sich das nicht ändere, "müssen wir jammern".
Rohbau des Klinikums soll im Mai beginnen
Das sah Michael Kleinfeller (CSU) ähnlich. Er erinnerte an die aktuell sehr schwierige Situation der Rotkreuzklinik in Wertheim und sagte in Richtung Kraft, man müsse hier nicht den "Steigbügelhalter für die Bundesregierung spielen". Landrätin Sitter kündigte für die nächste Sitzung eine gesamtpolitische Betrachtung der Situation an.
In Sachen des Neubaus Zentralklinikum laufen laut Neubau-Leiter Roland Wolf am Lohrer Sommerberg derzeit der Bau einer Erschließungsstraße sowie die Geländesicherung mit Bohrpfahlwänden. Beides soll ihm zufolge im Frühjahr 2024 fertiggestellt sein, ab Mai solle dann mit dem Rohbau des Klinikums begonnen werden.
Auf Nachfrage von Mario Paul (Grüne) sagte Wolf, er gehe davon aus, dass bis Februar feststeht, ob die Abwärme der Firma Gerresheimer für das künftige Klinikum genutzt werden kann. Die Grundlast des Gebäudes wird Wolf zufolge durch ein Blockheizkraftwerk mit Wärmepumpe abgedeckt.
Wie auf der Internetseite des Klinikums zu sehen ist, wurde der Bau der Erschließungsstraße für 4,6 Millionen Euro an die Firma MK Grümbel vergeben, die Errichtung der Bohrpfahlwände für knapp 2,6 Millionen an die Firma Züblein, die kombinierte Bauversicherung für rund 1,3 Millionen an den Versicherer Axa und die Bauhaftpflicht für 146.000 Euro an den Versicherer Swiss Re.