"Es tut schon weh, jetzt im leeren Foyer des Kinos zu stehen", sag Johannes Bröstler. "Seit 24 Jahren ist das Movie im Luitpoldhaus jeden Tag geöffnet, auch an Weihnachten und Silvester – denn es gibt immer Menschen, die ein bisschen Ablenkung gebrauchen können. Aber jetzt haben wir seit Wochen geschlossen", beklagt der Inhaber des Kinos.
Seit Mitte März fließt kein Geld mehr in die Kinokassen, die drei Festangestellen sind in Kurzarbeit. Von Bröstler erhalten sie trotzdem ein volles Gehalt. "Mir ist wichtig, dass meine Mitarbeiter versorgt sind", sagt er. Als Unternehmer brauche man Reserven für Notlagen, und im Moment sei man eben in einer Notlage.
"Über Kultur und Kino redet im Moment niemand", beklagt Bröstler. Er wünscht sich einen festen Termin, zu dem die Kinos bundesweit wieder öffnen dürfen, den man im Vorfeld bewerben kann. Über ein Hygienekonzept haben er und sein Mitarbeiter Oliver Hauguth schon nachgedacht: "Die beiden kleineren Kinosäle würden wir vorerst nicht öffnen. Aber in den zwei großen Sälen könnte man die Abstandregeln einhalten." Jede zweite Stuhlreihe würde freibleiben, zwischen zwei Gästen, die nicht im selben Haushalt leben, müsste man drei leere Plätze lassen. Der Saal wäre dann etwa zu einem Viertel gefüllt.
Kinos erfahren Unterstützung von Stammgästen
Von den regelmäßigen Kinogängern in Marktheidenfeld und Umgebung erfährt Bröstler im Moment viel Zuspruch. "Manche sprechen mich auf der Straße an oder schicken E-Mails." Wir warten auf Euch", sei der Tenor.
Unterstützung von ihrem Stammpublikum erfahren auch Wilfried und Carolin Dunst, die als Vater-Tochter-Duo die Burg-Lichtspiele in Karlstadt-Mühlbach betreiben. "Viele Menschen kaufen Kino-Gutscheine, um uns zu helfen", erzählt Wilfried Dunst. Um die Existenz des Kino macht er sich zur Zeit noch keine Sorgen: Soforthilfe vom Staat haben sie schon erhalten, außerdem seien die Burg-Lichtspiele ein Familienunternehmen, das keine festen Mitarbeiter zu bezahlen hat.
Angst macht ihm viel mehr, dass sich während des Lockdowns viele Menschen neu bei Streaming-Plattformen wie Netflix und Amazon-Prime angemeldet haben – die könnten sich daran gewöhnen, Filme vom Sofa aus zu schauen. "Ich hoffe, die Menschen erinnern sich dann, dass das Film-Erlebnis im Kino viel intensiver ist", sagt Wilfried Dunst.
Streaming-Dienste sind Konkurrenz und Hilfe
Über einen besonderen Streaming-Dienst kommt bei Johannes Bröstler zur Zeit immerhin ein kleiner Beitrag in die Kasse: Auf "Kino on Demand" können Kinofreunde ausgewählte Filme für ein paar Euro leihen. Für den ersten und jeden fünften Film, den ein Nutzer anschaut, bekommt er einen Gutschein über fünf Euro für ein Kino seiner Wahl ausgestellt. Den Gutscheinwert überweist die Plattform an das ausgewählte Kino.
Bröstler empfiehlt seinen Stammgästen in seinem Newsletter Filme, die sie über die Plattform anschauen können. "Eine Dokumentation haben auf meine Empfehlung hin über 100 Leute angeschaut – so viele hätte ich im Kinosaal gar nicht erwartet", erzählt Bröstler.
stattKino plant Open Air im Schlossgraben
Richard und Renate Winter haben den Streaming-Diensten in gewisser Weise den Kampf angesagt, als sie vor Jahren das stattKino im Keller des Weinhauses Mehling in der Hauptstraße in Lohr etablierten. "Uns fehlt unser Keller in dieser Zeit", sagt der heutige Hobby-Kinochef Richard Winter, der früher die Kinos in Lohr und Erlenbach am Main betrieb. Winter hat deswegen schon mit der Idee eines Auto-Kinos gespielt – "Aber in einer Blechkiste kann man doch keinen Film genießen." Sein Plan: Sobald es erlaubt ist, möchte er ein Open-Air-Kino organisieren, am liebsten im Lohrer Schlossgraben. Die Planungen laufen.