Der große Tag rückt näher: 956 Erstklässler gehen in Main-Spessart ab kommenden Dienstag zum ersten Mal in die Schule. Doch zur Schule gehört auch der Schulweg und damit das Thema Sicherheit. Stefan Kaiser ist Verkehrserzieher bei der Polizei Karlstadt. Zu seiner Arbeit gehört auch, Kinder gut auf das Thema Schulweg vorzubereiten. Dazu tourt er durch die Kindergärten. 31 hat er dazu in Karlstadt und Marktheidenfeld besucht. Die Kindergärten in Lohr und Gemünden decken seine Kollegen ab.
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Kaiser plädiert dafür die Kinder, wenn möglich, zu Fuß zur Schule laufen zu lassen. "Kinder, die täglich zur Schule gehen, lernen extrem viel und machen ihre eigenen Erfahrungen", sagt er. Bleibt der Erstklässler an der Straße zu Beginn des Schuljahres noch lange stehen, obwohl das Auto noch sehr weit weg ist, lernt er im Laufe des Jahres, Geschwindigkeiten immer besser einschätzen. Der Fußweg in die Schule, verbunden mit Bewegung und frischer Luft tue aber auch körperlich gut: Vor allem, wenn danach länger still gesessen werden muss.
Schulweg vorher mit Kindern mehrmals abgehen und Überqueren der Straße üben
Kaiser empfiehlt Eltern, den Schulweg vorher mit ihren Kindern mehrmals abzugehen und vor allem das richtige Überqueren der Straße zu üben. Dabei ist nicht immer der kürzeste Weg der sicherste. Ebenfalls achten sollten Eltern auf die gute Sichtbarkeit der Kinder. "Da sollte man schon bei der Wahl der Büchertasche Wert drauf legen und eine Signalfarbe wie gelb oder orange wählen", so Kaiser. Sich dabei nur auf Reflektoren zu verlassen, sei zu wenig. Ebenfalls hilfreich für die gute Erkennbarkeit sind die gelben Umhänge-Leuchtkrägen, die von der Verkehrswacht an alle Erstklässler verteilt werden. "'Wir empfehlen diese auch wirklich anzuziehen, nicht nur die ersten paar Wochen."
Doch trotz der positiven Effekte, die der Schulweg zu Fuß für die Kinder hat: Die Zahl der Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen nimmt zu. Das bestätigen Richard Kohlmann, Fahrlehrer und Vorsitzender der Verkehrswacht Main-Spessart und Otmar Lamprecht, zweiter Vorsitzender der Verkehrswacht und Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizei Karlstadt. Neben der Bequemlichkeit sei es auch die Ängstlichkeit der Eltern, die zunehme. "Ich höre oft: Heute passiert doch viel mehr als früher", sagt Otmar Lamprecht. Das sei eine falsche Wahrnehmung. Denn, obwohl der Verkehr insgesamt mehr wird, sinkt die Zahl der Schulwegunfälle. 2018 ereigneten sich in Main-Spessart insgesamt drei, 2019 hingegen nur noch zwei Unfälle mit Schulkindern. 2020 gab es bisher nur einen Unfall Anfang des Jahres mit einem leicht verletzten Schüler.
Elterntaxis vor der Grundschule Karlstadt sind ein Dorn im Auge
Fast gefährlicher schätzen die Experten da die Bringsituation der Elterntaxis vor den Schulen ein. "Das ist oft sehr unübersichtlich. Wer steht noch, wer fährt schon los? Dann werden die Kinder auf der anderen Straßenseite rausgelassen und rennen unvermittelt über die Straße", so Kohlmann. Vor allem ein Dorn im Auge ist ihnen die Situation an der Grundschule Karlstadt in der Ostlandstraße. Die Straße ist besonders eng. Das macht den Begegnungsverkehr heikel. Vor vier, fünf Jahren wurden auf der Schulseite deswegen bereits Halteverbotsschilder für die Uhrzeit zwischen 7 und 8 Uhr morgens angebracht und in Elternbriefen an das Verständnis appelliert. Gehalten werde trotzdem. Dabei könnte das Problem sehr einfach gelöst werden: "Die Eltern könnten ihre Kinder einfach auf der Bodelschwinghstraße rauslassen und über den Schulhof zum Schulgebäude laufen lassen", erläutert Kohlmann.
Auch in Karlburg liegt dem Vorsitzenden der Verkehrswacht eine Verkehrs-Situation schwer im Magen: die Nutzung der Einbahnstraße "Sanderau". Viele Fahrradfahrer würden die Straße entgegen der Einbahnstraße nutzen, obwohl die Einbahnstraßenregelgeung nicht für den Fahrradverkehr freigegeben ist. Dabei ist die Straße schlecht einsehrbar und deshalb gefährlich. Zudem kritisiert Kohlmann den schlechten Vorbildeffekt für Kinder. "Die machen das dann später nach", so Kohlmann.
Lotsen dringend gesucht
Eine große Hilfe in Sachen Schulwegsicherheit seien die Schüler- und Elternlotsen, die jedes Jahr in ganz Main-Spessart morgens die Kinder sicher in die Schule geleiteten. 180 Schüler und 183 Eltern seien es derzeit, so Verkehrserzieher Kaiser. "Wir sind sehr dankbar über dieses ehrenamtliche Engagement und suchen auch immer wieder neue Leute." Die Erfahrung zeigt, dass die Stellen, an denen Lotsen stehen, als absolut sicher und unfallfrei gelten.
Welche drei wichtigsten Hinweise die Schulweg-Experten allen Autofahrern mit auf den Weg geben wollen: Kinder sind unberechenbar – Autofahrer sollten deshalb immer bremsbereit sein, wenn sie Kinder sehen. Kinder sind leicht ablenkbar – große Kinder mittlerweile vor allem durch das Smartphone. Jüngere Kindern durch alles, was ihre Sinne gerade wahrnehmen. Und: Kinder sind klein und werden, sollten sie keine Signalfarben tragen, einfach oft schlechter gesehen. Vor allem, wenn es in die dunkle Jahreszeit geht.
Da fahren die Schulbusse halb leer durch die Gegend.
Wenn die aktuelle, so noch nie dagewesene schlimme Pandemie so gefährlich und tödlich ist, wie unsere Regierungen (allen voran Herr Söder) täglich behaupten, dann setze ich doch meine Kinder nicht diesem tödlichen Risiko aus, das sie in einem überfüllten Schulbus erleben müssen.
Wenn man das eine vertritt, kann man das andere wohl kaum schlecht heißen.