An diesem Dienstag geht er wieder los, der Ernst des Lebens. Zum Schulstart Fragen an Schulamtsdirektor Norbert Zwicker vom Staatlichen Schulamt – über den oft zu bequemen Schulweg, Flüchtlingsklassen und einen anstehenden Ruhestand.
Frage: „Eltern, lasst die Kinder wieder zu Fuß gehen!“ lautet der Aufruf des Deutschen Kinderhilfswerks und des ökologischen Verkehrsclubs. Was sagen Sie dazu? Weg mit dem Elterntaxi?
Norbert Zwicker: O ja, das würde bei vielen Dingen helfen: Es besteht sicherlich ein Zusammenhang, dass gerade die 'etwas Unbeweglicheren' oft gefahren werden. In Ruhe mit anderen Schulkameraden ein Stück des Weges gehen ist kommunikativ, gesund und allemal besser als im Auto der nicht selten rauchenden, zugunsten des Gequassels einschlägiger Radiosender verstummter Eltern zu sitzen. Gehen Sie morgens mal zu den Zufahrten und Eingängen der Schulen: Autos halten kreuz und quer – bei laufendem Motor – blockieren den Durchgangsverkehr, Türen werden unvermittelt aufgerissen. Nicht selten geraten Kinder hier mehr in Gefahr als auf einem zu Fuß zurückgelegten Schulweg. Mein Rat: Schulwege mit den Kindern rechtzeitig üben, den Umgang mit Gefahrenpunkten besonders trainieren, Vertrauen zu seinem Kind haben – und dann los!
Seit wann gibt es die Entwicklung, Kinder bis zum Schultor zu fahren?
Zwicker: Das Phänomen gibt es seit vielen Jahren, bereits in den 1990iger Jahren schrieb ich als Schulleiter Briefe an die Eltern mit der Bitte, ihre Kinder nicht bis zur Kette des Schulhofs zu fahren und diese dann womöglich noch ins Schulhaus zu begleiten.
Welche Strecke ist für Grundschulkinder Ihrer Meinung nach zumutbar?
Zwicker: Offiziell gilt bei Grundschulkindern die Zwei-Kilometer-Grenze, bei älteren Schülern die Drei-Kilometer-Grenze. Das ist für Kinder durchaus zumutbar. Nur im Falle von erschwerten Bedingungen – etwa größere Baustellen behindern den sicheren Schulweg oder machen Umwege nötig oder wenn ein Kind eine Verletzung hat – ist es verständlich, wenn vorübergehend das elterliche Taxi einspringt.
Wo sind Sie zur Grundschule gegangen – und wie kamen Sie hin?
Zwicker: In einem Vorort von Nürnberg, fünf Minuten zu Fuß. Oder zehn Minuten, wenn man seiner ersten – heimlichen – Liebe begegnen wollte.
Welche Erinnerung haben Sie an Ihre Grundschulzeit noch?
Zwicker: Erinnerungen mit gemischten Gefühlen: Eine superstrenge Lehrerin in der ersten und zweiten Klasse, einen freundlichen alten Herrn in der dritten und vierten Klasse, der uns viel über Heimatgeschichte beibrachte und für den ich den Filmapparat bedienen durfte.
Wie viele Grundschüler in wie vielen Klassen gibt es jetzt im Landkreis?
Zwicker: 2886 Grundschulkinder sind es in 144 Klassen, und darunter 678 Schulanfänger.
Wie viele sind davon Flüchtlinge?
Zwicker: In allen Grund- und Mittelschulen gibt es gut 700 Schüler mit Migrationshintergrund, davon sind etwa 100 Flüchtlingskinder.
Mit welchen Maßnahmen reagiert das Schulamt darauf?
Zwicker: Es gibt im Landkreis insgesamt sieben Übergangsklassen, in denen diese Kinder in erster Linie die deutsche Sprache lernen und mit unserer Kultur vertraut gemacht werden. Zusätzlich gibt es Deutsch-Förderstunden für solche Kinder, die bereits in Regelklassen sitzen.
Welche weiteren Herausforderungen warten im neuen Schuljahr?
Zwicker: Mit der Einführung des neuen Lehrplans in der vierten Klasse der Grundschule werden nun alle Grundschulklassen danach unterrichtet. Die Vorbereitungen, Fortbildungen der Lehrkräfte, laufen für die Einführung an allen weiterführenden Schulen im Schuljahr 2017/18, also auch an den Mittelschulen.
Für Sie geht es bald in den Ruhestand? Und worauf freuen Sie sich besonders?
Zwicker: Ja, am 1. Oktober. Kein Termindruck mehr, mehr Musik – aktiv und passiv. Mehr Lesezeit und Zeit für weitere Hobbies.