Vereine haben oft große Schwierigkeiten, engagierte Leute zu finden, die Verantwortung übernehmen wollen – so auch in Adelsberg. Aus Sicht von Ralf Obert ist die Lage gerade sehr ernst. Die Jahresversammlung des Vereinsrings Adelsberg im März musste der Vorsitzende nach gerade einmal zehn Minuten schon wieder beenden. Es waren einfach nicht genug Mitglieder zu der Sitzung gekommen. Mindestens ein Drittel der rund 140 Vereinsmitglieder hätte es gebraucht, damit die Versammlung beschlussfähig ist, doch nur etwa 30 Leute sind erschienen.
Das noch viel schwerer wiegende Problem sind aber die anstehenden Neuwahlen des Vorstands. Diese hat Obert auf Dienstag, 26. April, verschoben. Ungewiss ist jedoch, ob sich dann Ehrenamtliche finden werden, die für die offenen Posten kandidieren wollen.
Bei Auflösung: Kein Sport und keine Feste in der Adolphsbühlhalle
Ralf Obert selbst brennt zwar für den Vereinsring und würde gern weiter den Vorsitz übernehmen, muss aber aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen. Und die anderen beiden Vorstandsmitglieder hätten schon vor längerer Zeit angekündigt, dass sie sich nicht mehr aufstellen lassen wollen, sagt der Adelsberger. Die Krux ist: Momentan ist niemand in Sicht, der die Nachfolge antreten will. Obert ist deshalb besorgt. Die Aufgabe des Vereinsrings besteht unter anderem darin, die Adoplhsbühlhalle zu verwalten und zu betreiben. In einem Beitrag auf Facebook schreibt der Gemündener Stadtrat, dass es ohne den Vereinsring Adelsberg auch keine Feste und keinen Sport mehr in der Halle gebe.
Momentan sei die Adolphsbühlhalle sehr gut ausgelastet, sagt der Vorsitzende der Vereinsrings. Die Sportlerinnen und Sportler der Spielvereinigung Adelsberg trainieren dort. Die Adelsberger Karnevals Gesellschaft feiert dort ihre Faschingsfeten. Zweimal in der Woche hat die Wirtschaft im Clubraum geöffnet, in der sich die Dorfgemeinschaft trifft. Und überhaupt ist die Adolphsbühlhalle der Ort für alle Festivitäten der Vereine im Gemündener Stadtteil. Bisher ist das alles kostenlos. "Das wird dementsprechend wegfallen, wenn die Halle nicht mehr in unseren Händen ist", befürchtet Obert.
Sollte es dazu kommen, dass sich der Vereinsring auflösen muss, gehe die Halle in das Eigentum der Stadt Gemünden über. Im schlechtesten Fall würde das laut Obert bedeuten, dass die Vereine künftig Miete an die Stadt zahlen müssen, wenn sie die Halle nutzen wollen.
Spielvereinigung Adelsberg könnte sich wohl nicht leisten, Miete für die Halle zu zahlen
Der Vorsitzende der Spielvereinigung Adelsberg, Stefan Michler, sieht ebenfalls eine Gefahr darin, dass sich der Vereinsring auflöst und damit auch die Halle abgibt. Das sei ein Szenario, das nicht eintreten dürfe. Sein Sportverein könne es sich voraussichtlich nicht leisten, Miete für die Nutzung der Halle zu zahlen. Im Endeffekt würde das bedeuten, dass Tischtennis, Gymnastik und Fußball dort nicht mehr trainiert werden könnten. Zudem sei es ein "riesen Verlust für die Kultur in Adelsberg", wenn dort kein Fest mehr stattfinden könnte, ohne dass man die Halle mieten muss.
Gemündens zweiter Bürgermeister Werner Herrbach bestätigt, dass die Stadt voraussichtlich Miete einfordern würde: "Wenn wir dann den Unterhalt übernehmen müssten, müssen wir auch Entgelt von den Nutzern der Halle verlangen." Über die mögliche Höhe der Miete wollte er sich noch nicht äußern. "Darüber muss man sich im Detail unterhalten. Das ist bisher alles noch fiktiv." Aus Sicht der Stadt sei es wünschenswert, dass wieder eine Vorstandschaft im Vereinsring gefunden wird. "Das ist für alle Beteiligten das beste", so Herrbach.
Warum sich in Adelsberg bisher niemand findet, der den Vorstandsposten übernehmen will? Das spiegle eine grundsätzliche Tendenz in der Bevölkerung wieder, sich nicht ehrenamtlich engagieren zu wollen, glaubt Ralf Obert. "Es gibt viele Vereine, die dieselben Probleme haben wie wir." Als zweiten Grund vermutet er, dass sich während Corona einige Menschen daran gewöhnt haben, daheim zu sei, und deshalb auch ein geringeres Interesse an einem gut funktionierenden Vereinsleben haben.
Infoabend zur Zukunft des Vereinsrings Adelsberg am 22. April
Um deutlich zu machen, was es bedeuten würde, wenn es keinen Vereinsring Adelsberg mehr gäbe, lädt Ralf Obert am Freitag, 22. April, 19.30 Uhr, zu einem Infoveranstaltung in der Adolphsbühlhalle ein. Alle Bürgerinnen und Bürger seien aufgerufen, sich zu überlegen, ob sie bereit sind, sich im Vereinsring zu engagieren und zum Wohle des Ortes einzubringen. Besonders appelliert er an die "jüngere Generation". Gerade auf die Jugend müsse einen Ort bauen und zählen, "damit das Erschaffene weiterhin genutzt und betrieben werden kann." Finanziell geht es dem Zusammenschluss der örtlichen Vereine laut Obert gut. Darum müssten sich potentielle Nachfolger keine Sorgen machen.
Oberts erklärtes Ziel ist es, dass der Vereinsring die Halle auch weiterhin betreibt. Dieser habe das Gebäude schließlich 1982 in Eigenleistung erbaut und später sogar eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert, durch die der wirtschaftliche Grundstein für den Unterhalt der Halle gelegt sei. "Wir können die Halle nicht aus dem Ort rausgeben. Ich tue alles erdenklich Mögliche, damit es weitergeht."