Alle Bäckersleute machen Mittagsschlaf. Im November 2020 wacht Bäcker Michael Bock (50) aus einem solchen auf und ruft seiner Frau zu: "Ich habe geträumt, wir haben in der Halle oben Brötchen verkauft!"
Die "Halle oben" ist die Adolphsbühlhalle in Adelsberg; sie gehört dem Vereinsring Adelsberg und wird zu normalen Zeiten für Veranstaltungen und Sport genutzt. Michael Bock will nun im Foyer der Halle einen Verkaufsraum einrichten. Als Ersatz für den Bäckerwagen, in dem er seit 20 Jahren seine Backwaren dreimal pro Woche anbietet.
Er spricht Ralf Obert, den Vorsitzenden des Vereinsrings, an. "Der war sofort Feuer und Flamme," sagt der Bäcker. Nach einer Abstimmung im Vereinsring wird im Januar 2021 mit der Planung begonnen. "Wir haben uns angeschaut, wie wir das machen können," sagt Obert: Das Foyer soll weiterhin als Eingangsbereich mit Garderobe dienen, der Bäckerladen als abtrennbarer Raum entstehen.
Die Idee von Bäcker Bock habe ihn überrascht, sagt Obert: "Ich wäre da nicht drauf gekommen." Obert gibt an, er agiere bei dem Projekt ausschließlich als Vorstand des Vereinsringes. "Ich würde das auch unterstützen, wenn ich kein Stadtrat wäre," sagt er.
Kunden müssen nicht mehr im Freien warten
Jeder habe von dem Umbau, der zeitnah erfolgen solle, Vorteile: Der Bäcker, als ortsansässige Firma und Arbeitgeber mit 24 Angestellten, und die Adelsberger, die nun nicht mehr in der Kälte stehen müssten. Außerdem steigere der Verkaufsraum auch den Wert der Halle. "Ich freue mich auch, wenn ich bald nicht mehr im Regen stehen muss."
Zusätzlich zu seinen Backwaren wird Bock auch Waren wie Mehl, Milch und Kaffee anbieten: Vollsortiment wie in der Bäckerei, "über ein Stehcafé könnte man reden," sagt Bock – wenn es eine Zeit nach Corona gibt. Der Laden wird – wie der Verkaufswagen zuvor – an drei Tagen in der Woche morgens geöffnet sein.
Der alte Bäckerwagen wurde vor etwa 20 Jahren aufgestellt, weil der Bäcker in Adelsberg zugemacht hatte. Rosi Reusch, eine der Töchter der ehemaligen Adelsberger Bäckerei, arbeitet heute bei Bock. Der Bäcker geht davon aus, dass die Menschen den Laden gut annehmen werden. Er habe dort mehr Platz als im alten Verkaufswagen; könne mehr hinlegen und besser präsentieren. Außerdem gebe es im Gegensatz zur Bäckerei in Wernfeld genügend Parkplätze.
Beim Bau der Halle als junger Kerl mitgeholfen
"Ich freue mich auch, dass ich den Vereinsring durch meine Mietszahlungen unterstützen kann," sagt der Bäcker. Eine große Eröffnungsfeier wird es wohl nicht geben. "Schon mein 50. Geburtstag musste ausfallen," seufzt Bock. Aber es mache ihn schon ein wenig stolz, nun ausgerechnet hier einen Laden eröffnen zu können. "Ich habe damals, als die Halle gebaut wurde, als junger Kerl, Tag und Nacht auf dem Bagger gesessen," erzählt er. "Früher, noch vor Bau der Halle, war das der Treffpunkt unserer Mofa-Gang."
Ralf Obert freut sich schon, bald nicht mehr Draußen stehen zu müssen, wenn er Brötchen holt. "Ich werde den alten Wagen nicht vermissen."
Eröffnung soll noch im März sein
Der Bäckerladen in der Adolphsbühlhalle wird eine Ergänzung zu den Filialen in Karsbach und Langenprozelten sein. Und zu dem Lieferwagen, der mittwochs Massenbuch, Kleinwernfeld, Hofstetten und Harrbach anfährt.
Der Bauausschuss der Stadt Gemünden hat den Antrag auf Einrichtung eines Bäckerladens in der Adelsberger Halle am 8. März einstimmig angenommen. Obert und Bock rechnen damit, dass sie noch im März eröffnen können.
Wenn Michael Bock nicht in der Backstube steht, stöbert er gerne in alten Rezeptbüchern. "Am liebsten würde ich noch viel mehr nach diesen alten Rezepten backen." Sein beliebter Matteploatz stamme aus einem alten Heft seiner Oma. "Leider fehlt mir die Zeit," seufzt er; er suche gerade zwei neue Angestellte. Bis vor zehn Jahren hatte er immer auch Auszubildende. Die würden leider immer weniger. "Das frühe Aufstehen schreckt einfach ab!"