In den letzten Wochen des Jahres ist die Kondition der Karlstadter Stadträte gefragt: Die Sitzungen dauern zurzeit gerne mal drei Stunden und länger. Nach einer neuerlichen langen Sitzung am Donnerstagabend ist ein großes Werk geschafft, der Haushalt für 2020 steht – mit der Rekordsumme von 50,3 Millionen Euro. Am 17. Dezember folgt noch die Kür: Die Abstimmung über das Zahlenwerk mit kurzen "Regierungserklärungen" der Fraktionen.
Nach der gemeinsamen Sitzung von Bauausschuss und Finanzausschuss am 26. November hatte Bürgermeister Paul Kruck die Fraktionen aufgefordert, bis zum 5. Dezember Änderungswünsche mit Finanzierungsvorschlägen einzubringen. In früheren Arbeitssitzungen gab es an dieser Stelle schon das eine oder andere zähe Ringen um Parkplatz-Befestigungen, Straßensanierungen und deren Finanzierung. Diesmal: nichts. Die letzte Haushaltssitzung dieses Stadtrats verlief harmonisch, am Werk von Stadtkämmerer Ralf Liebl gab es keine Nachbesserungen.
Heilige Familie im Sommer fertig
Nur Liebl selbst brachte eine Änderung vor, die zum Überschreiten der 50-Millionen-Euro-Grenze führt. Bisher war geplant, die Sanierung des Kinderhauses Heilige Familie in zwei Tranchen von rund 900 000 Euro (2020) und rund 800 000 Euro (2021) zu zahlen. Laut Bauzeitenplan wird das Werk jedoch schon im Sommer vollendet und muss dann auf einmal bezahlt werden. Die 1,7 Millionen Euro sind der größte Investitionsschwerpunkt im Vermögenshaushalt 2020.
Der zweitgrößte Posten ist der Grundstückserwerb mit knapp 1,6 Millionen Euro. Allerdings dient dieser nicht einem einzigen Projekt. Es handelt sich um Gewerbeflächen, unbebaute Grundstücke, für Wohnbebauung nutzbare Flächen und Grundstücke zur Innenentwicklung. Mit 1,4 Millionen Euro schlägt das Museum in der Hauptstraße 9 einschließlich Ausstattung zu Buche. Für 2021 sind dafür weitere 450 000 Euro eingeplant.
Weitere große Ausgaben sind für den Neubau der Wohnanlage im Stationsweg geplant. 900 000 Euro im Jahr 2020, im Jahr darauf 1,7 Millionen Euro. Für die Erschließung des Gewerbegebiets Heßheimer Weg sind 820 000 Euro eingeplant. Eine Großinvestition mit langem Vorlauf ist die Ortsumgeghung Wiesenfeld: Für 2020 sind 650 000 Euro eingestellt, für 2021 ist eine Ausgabe von 7,8 Millionen Euro vorgesehen. Die neue Drehleiter der Karlstadter Feuerwehr ist 2020 mit 750 000 Euro eingeplant, die Erschließung des Baugebiets Wurzgrund mit 630 000 Euro.
Gut gelaunter Bürgermeister
Vorgesehen ist eine Kreditaufnahme von 1,6 Millionen Euro, dadurch wird der Schuldenstand auf knapp 4,4 Millionen Euro steigen. Die Rücklagen der Stadt werden bereits 2019 bis auf rund 300 000 Euro aufgebraucht.
Insgesamt wird im Verwaltungshaushalt, der die laufenden Kosten abbildet, mit einem Umfang von 33,5 Millionen Euro ein Überschuss von knapp 3,6 Millionen Euro erwirtschaftet und in den Vermögenshaushalt, der die Investitionen spiegelt, überstellt. Dieser hat einen Gesamtumfang von 16,8 Millionen Euro, wodurch sich die Gesamtsumme von 50,3 Millionen Euro ergibt.
Bürgermeister Kruck war gut gelaunt, weil sein letzter Haushalt ohne größere Diskussionen über die Bühne ging - vielleicht auch, weil's in der Sitzungspause Wein und Häppchen gab. "Das war ein Kraftakt", sagte Kruck und erzählte sogar einen Witz. Von seinem Fraktionskollegen Ingo Röder wurde er daraufhin geneckt: "Nach elfeinhalb Jahren als Bürgermeister erzählst Du einen Witz." "Hab ich schon früher", erwiderte Kruck. "Da hat nur keiner gelacht."
