Ein Wohnprojekt könnte den Immobilienmarkt in Karlstadt in Bewegung bringen. Davon ist die Gruppe überzeugt, die ein solches gemeinsames Wohnen von jungen Familien und älteren Menschen voranbringen will. Seit zwei Jahren bemüht sich die Initiative um eine solche neue Wohnform – und erlebt dabei, dass immer wieder Missverständnisse auftauchen.
"Es geht nicht um betreutes Wohnen oder gar ein Pflegeheim, aber sehr wohl darum, sich gegenseitig zu helfen", sagt Sabine Helfrich, eine der Initiatorinnen, bei einem Pressegespräch. Rund ein Dutzend Mitglieder hat die Projektgruppe bisher. Sie trifft sich mindestens einmal im Monat. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Dutzend Interessierter, die die Entwicklung verfolgen, aber noch nicht selbst agieren.
Keine acht Waschmaschinen nötig
Sabine Helferich führt weiter aus, es gehe auch nicht um einen Rückzugsort für alte Menschen, sondern um eine gute Durchmischung von Jung und Alt. Jürgen Klein, ebenfalls einer der Initiatoren, sagt: "Von anderen Projekten weiß man, dass die Initiative zunächst eher von Älteren ausgeht, sich dann aber Jüngere anschließen, wenn es an die Realisierung geht."
Das Wohnprojekt soll Ressourcen schonen. "Wir brauchen nicht acht Rasenmäher, Waschmaschinen und Staubsauger", sagt Rolf Kellermann. Das könne bis zum Carsharing gehen. Vor allem aber werde Bauland geschont, betont die Gruppe. Die von einer Person benötigte Wohnfläche verringere sich in solchen Wohnprojekten um rund ein Drittel, berichtet Sabine Helfrich, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigt.
Häuser könnten frei werden
Und wenn jemand zuvor alleine in einem Einfamilienhaus gelebt und hat und dann in das gemeinsame Wohnen umzieht, so werde auch wieder ein Haus für eine junge Familie frei. Dieses müsse ja nicht gleich verkauft, sondern kann auch vermietet werden. Damit werde genau eines der Ziele erreicht, das in der Studie zur "Revitalisierung des Einfamilienhausgebiets in Karlstadt" eine zentrale Rolle spielt.
Rolf Kellermann: "Für einen, der alleine 200 Quadratmeter bewohnt und 800 Quadratmeter Grundstücksfläche zu pflegen hat, ist das schon eine Belastung." Gemeinsames Wohnen sei naturgemäß auch die beste Strategie gegen Vereinsamung. Wer hier lebt, wechsle erst später in ein Altenheim. Das soziale Miteinander sei ein gutes Mittel gegen Demenz.
Eine Aufwertung für die Stadt
Der Initiative schwebt ein Grundstück mit 2000 bis 3000 Quadratmetern vor. Bis zu 20 Parteien könnten dort wohnen. Je nach Umfeld könnte das Gebäude vier Stockwerke plus Tiefgarage umfassen. Es könnte auch mit einer Kindertagesstätte, Sozialwohnungen und behindertengerechten Wohnungen kombiniert werden. Das wären Dinge, die das Projekt der Stadt geben könnte. Es würde die Stadt aufwerten.
Umgekehrt erhofft sich die Initiative vom Stadtrat und Bürgermeister "ein klares Bekennntnis", dass ein solches Projekt gewünscht ist. Wichtig wäre auch ein Ansprechpartner in der Stadtverwaltung. Eventuell könnte die Stadt zum Beispiel mit einem Zwischenerwerb ein Vorkaufsrecht ausüben, wenn ein geeignete Fläche zum Verkauf steht.
Hinsichtlich der Organisationsform ist die Initiative offen. Das kann beispielsweise eine Genossenschaft sein oder eine Eigentümergemeinschaft. Die Gruppe hat sich dem Verein "Wohnen in Gemeinschaft - Jung und Alt" in Würzburg angeschlossen. Dieser hat in Oberdürrbach 2016 ein Gemeinschaftswohnprojekt bezogen und ist ein Stück weit Vorbild für die Karlstadter.
Vorbild in Oberdürrbach
Von Anfang an hat die Gruppe Wohnprojekte besichtigt. In Oberdürrbach beispielsweise haben die 13 Wohnungen, die in den drei Häusern der Wohnanlage untergebracht sind, individuelle Zuschnitte. Die kleinste Wohnung verfügt über knapp 32, die größte über fast 130 Quadratmeter Wohnfläche. Die Größen sind so gestaffelt, dass die gewünschte Mischung von Jung und Alt erzielt werden kann.
Rolf Kellermann hofft, dass auch in Karlstadt ein Schlüsselprojekt mit "Leuchtturmcharakter" entstehen kann. Das werde am besten im Einklang mit der Stadt möglich sein. Jürgen Klein: "Wo die Bürgermeister dahinterstanden, wurden für die Projekte Preise abgeräumt."