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Karlstadt
Karlstadt: Große Diskussion um den Kita-Standort
Auf Facebook wird über die Eußenheimer Straße und das Hegewaldgelände debattiert. Und es kommen weitere Vorschläge für den richtigen Standort der Kindertagesstätte ins Spiel.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 10.02.2024 15:23 Uhr

Vor rund einem Jahr hat sich der Karlstadter Stadtrat mehrheitlich für die Eußenheimer Straße als Standort für eine neue Kindertagesstätte entschieden. Kürzlich wurde bekannt, dass die Eußenheimer Straße – sie ist Bundesstraße – für knapp eine Million Euro umgebaut werden soll, um damit den Kindergarten anzubinden. Zu dem Standort besteht in Karlstadt offenbar noch Diskussionsbedarf, wie die zahlreichen Beiträge auf Facebook zeigen – um nicht zu sagen: Er ist umstritten.

Stadtrat Armin Beck (Grüne) hat gepostet: "Es zeigt sich, dass unsere Ablehnung des Kindergartenbaus in der Eußenheimer Straße im letzten Jahr gute Gründe hatte und hat." Statt von ursprünglich drei bis vier Millionen Euro Kosten gehe man jetzt von insgesamt rund acht Millionen aus – inklusive Umbau der Eußenheimer Straße.

"Es gibt noch keine Gesamtplanung fürs Hegewaldgelände"

Sein Stadtratskollege Eugen Köhler (CSU) hat das nicht so stehen lassen: "Das Statement ist nur die halbe Wahrheit." An erster Stelle führt er den Zeitfaktor auf. Auf Nachfrage erläutert er: "Die Stadt steht im Feuer des Landratsamts, solange die Kita Theresienheim in der bisherigen Form betrieben wird. Das Hegewaldgelände ist noch bebaut und es gibt noch keine Gesamtplanung dafür. Möglicherweise würde man sich mit dem Bau eines Kindergartens die Optionen für andere Nutzungen versperren."

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Es sei nicht auszuschließen, dass eines Tages auf dem Hegewaldgelände doch noch ein kleinerer Kindergarten entstehen könnte, zusätzlich zu dem in der Eußenheimer Straße. "Wir sind eventuell noch nicht am Ende, was den Kindergarten-Bedarf angeht." Köhler bedauert, dass die Stadt nicht früher weiter vorausgeplant hat. Dann wäre jetzt nicht der Zeitdruck da. Die CSU habe schon frühzeitig zahllose Anträge zu dem Thema gestellt.

Idee: Das EP-Medienland

Stadtrat Christian Baier (Grüne) orakelt: "Wir werden sehen, wieviel Zeit die Verkehrswegeanpassung unter Einbeziehung der B27, die der Hoheit des staatlichen Bauamts obliegt, kostet. Die Wege müssen fertig und sicher sein, bevor der Betrieb beginnt."

Der frühere SPD- und später fraktionslose Stadtrat Rudi Gosdschan bringt einen anderen Standort ins Spiel: "Wie wäre es denn damit, wenn man das Areal vom ehemaligen EP-Medienland für den Kindergarten erwerben würde?" Cüneyt Ünaydin, bei der jüngsten Wahl Stadtratskandidat der CSU, sieht darin ebenfalls eine Chance, plädiert aber für eine einfache Lösung: "Mit Trockenbau-System ist es schnell und günstig umgesetzt." Es müssten nicht immer Neubauten sein in einer Zeit, in der kein Geld da ist, meint er. Beim EP-Medienland seien auch genügend Parkplätze vorhanden.

Gosdschan entgegnet, das bisherige Gebäude des EP-Medienlands müsste man schon abreißen, um einen neuen, drei- bis viergruppigen Kindergarten zu bauen. Julia May pflichtet dem bei: "Mal ins Blaue gedacht" – ein Teil der Jahnanlage könnte mit für den Kindergarten verwendet werden. Sie betont die "gute Lage und gute Anbindung mit Parkplätzen – da hätten auch die umliegenden Geschäfte was davon". Dem schließt sich Michael Maasz an: "Bitte ernsthaft über Kombi EP-Jahnanlage nachdenken. Die Jahnanlage ist im derzeitigen Zustand leider kein Aushängeschild für die Stadt."

Zwei Teilnehmer weisen darauf hin, dass die Stadt gar nicht Eigentümerin des EP-Grundstücks ist. Gosdschan: "Es wäre hier Chefsache angesagt, ich vertraue hier ganz auf unseren Bürgermeister."

Wäre der Leckertsgarten doch möglich?

Den Leckertsgarten als zumindest altstadtnahen Standort bringt Kerstin Rudolph ins Gespräch: "Er wurde damals wegen des Bahnlärms abgelehnt. Die Stadtplanerin Petra Zeese, die das Hegewald-Gutachten erstellt hat, sprach sich am Rand der Bürgerinfo für diesen Standort aus und sieht umsetzbare Lösungen für das Problem des Bahnlärms. Hier könnte eine Alternative zur Eußenheimer Straße liegen."

Diesen Standort favorisieren auch Christel Gaida und Marion Scheiner. Letztere sieht Synergien mit dem Jugendzentrum und hält den Leckertsgarten wegen der guten Erreichbarkeit für die richtige Wahl: "Altstadtnah und mit Autos möglich." Leider hätten heute manche beim Kindergarten am liebsten ein Drive-in.

Ein schreiendes Kind bis nach Mühlbach zerren?

Der frühere CSU-Stadtrat – später fraktionslos in Zusammenarbeit mit den Grünen – Wolfgang Merklein schreibt: "Der neue Kindergarten in der Eußenheimer Straße wäre ein echter Schildbürgerstreich des neuen Stadtrats." Auf Nachfrage erläutert er, dass er das Hegewaldgelände favorisiert: "Den Kindergarten in Mühlbach haben wir aufgelöst und damals gesagt, es sei den Eltern zuzumuten, dass sie ihre Kinder rüberbringen ins Theresienheim."

Was spricht nach Merkleins Meinung gegen den Leckertsgarten und die Eußenheimer Straße? "Auf der Eußenheimer Straße  wird auch nach der Abstufung viel Verkehr sein, es bleibt eine sehr gut ausgebaute Straße mit der Verbindungsfunkton zwischen Siedlung und Stadt." Der Leckertsgarten sei ein Stück weit weg von der Stadt, aber immer noch besser. "Allerdings muss man da durch dieses Loch durchgehen" – also die Unterführung.

Jessica Dümig, selbst Erzieherin in einem Kindergarten, drückt ihre Erfahrung in wenigen Stichpunkten aus: "Ernsthaft? Dann haben wir alle Kindergärten in der Siedlung, aber die Altstadt hat keinen mehr? Die Mühlbacher Kinder müssen inzwischen doch auch in Karlstadt gehen, oder? Mir tun die Eltern ohne Auto leid, ein müdes Kind von der Eußenheimerstraße bis nach Mühlbach schreiend zu zerren...toll durchdacht."

Am Donnerstag steht "Neubau einer Kindertagesstätte in Karlstadt" als erster Punkt auf der Tagesordnung der öffentlichen Stadtratssitzung. Kurz zuvor werde die Auftragsvergabe für die Planung in einem nichtöffentlichen Sitzungsteil erfolgen, heißt es aus dem Rathaus. Anschließend werde Bürgermeister Michael Hombach das Procedere öffentlich erläutern.

 
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