Die Sanierung und der Umbau des Gebäudes in der Karlstadter Hauptstraße 9 zum Museum ist das größte derzeit laufende städtische Projekt. Ein kürzlich angesetzter Ortstermin des Stadtrats ließ sich nicht umsetzen, da es nicht möglich ist, in der Gruppe auf der Baustelle ausreichend Abstand zu halten. Deshalb erstattete Architektin Silja Wiener dem Bauausschuss in der Sitzung am Dienstag einen kurzen Bericht über den Fortgang der Arbeiten.
Zuletzt waren die Stadträte im Sommer 2019 im Gebäude. Seitdem hat sich viel getan. "Ich rechne damit, dass wir mit den Bauarbeiten bis Mai 2021 fertig werden", sagte Silja Wiener zur Überraschung der Stadträte. "Damit sind wir aber noch nicht fertig", erklärte Bürgermeister Michael Hombach. "Es folgen dann noch die Innenausstattung und Möblierung."
Besonderheiten: Schwarz-Weiß-Fachwerk und Kleeblattfenster
Die Technik ist mittlerweile eingebaut, "die Heizung läuft", so Wiener. "Dass die Putzarbeiten außen am Gebäude begonnen haben, haben Sie vielleicht schon mal beim Vorbeigehen gesehen", wandte sich die Architektin an die Stadträte. Die Farbgebung – heller Putz, dunkle Fachwerkfassung – gebe es in der Kreisstadt bisher nicht.
"In Karlstadt ist das Fachwerk eher rot wie am Alten Rathaus, grau wie an der Polizei oder ockergelb wie am Café Denkmal. Aber wir haben Befunde entdeckt und im Labor analysieren lassen", erklärte Silja Wiener. Nachweislich sei die gesamte Fassade im Jahr 1531 in Weiß-Schwarz erschienen. Mit der Denkmalschutzbehörde sei die Farbgebung deshalb so vereinbart worden. Verputzt werden derzeit auch die Räume von innen sowie der Innenhof des "festungsartigen Gebäudekomplexes".
Im ältesten Teil des Gebäudes seien Reste von "Kleeblattfenstern" gefunden worden. "In einem gewöhnlichen Wohnhaus gab es solche Fenster eigentlich nicht", erläutert die Architektin. "Das weist darauf hin, dass das Gebäude schon früher eine besondere Bedeutung hatte." Die historische Fensteranlage sei rekonstruiert worden.
Fragen nach Kosten und Konzept
Stefan Rümmer (SPD) fragte nach, wie es mit den Kosten aussehe. "Bleiben wir da im Rahmen?" Wiener erwiderte, dass sich "ohne die Nachträge mitzurechnen" derzeit eine Kostensteigerung von rund 13 Prozent ergebe. Allerdings hätten besondere Befunde (wie bei den Fenstern) oder Auflagen (beispielsweise Brandschutz) Nachträge ergeben. Insgesamt werde derzeit mit einer Steigerung von 21 Prozent kalkuliert, womit die Gesamtkosten immer noch unter 3 Millionen Euro blieben, wofür die Stadt erhebliche Fördermittel einstreicht.
Horst Wittstadt (Grüne) regte an, "so langsam mal über den geplanten Betrieb zu sprechen". Bürgermeister Hombach wies auf das bekannte dreigliedrige Konzept hin: "Die Ausstellung ,Zeitbrüche' des früheren Würzburger Domkapituars Jürgen Lenssen, das stadtgeschichtliche Museum und die Touristinfo." Derzeit liefen viele Vorgespräche. Der Stadtrat werde einbezogen, "wenn das spruchreif ist". Architekt Alfred Wiener sei davon überzeugt, dass Museum und Gebäude von "nationaler Bedeutung" sein werden.
In der Sitzung vergab der Ausschuss noch einige Arbeiten. Die Firma Spahn aus Brückenau übernimmt Fensterarbeiten für rund 27 000 Euro. Fliesen Gehret aus Karlstadt legt Fliesen für 10 000 Euro, die Firma Rüger aus Büchold richtet die Außenlagen für rund 48 000 Euro her. Schlosserarbeiten wird Kanler & Seitz aus Geiselwind für knapp 50 000 Euro erledigen. Kostensteigerungen ergeben sich für Brandschutzmaßnahmen, Einbruchschutz (Fenster) oder zusätzliche Arbeiten (beispielsweise Schaukästen).