Das Hegewaldgelände südlich der Karlstadter Altstadt könnte genutzt werden für kleinräumigen Handel, Dienstleistungen, Wohnungen (auch fürs Mehrgenerationenwohnen), ein weiteres Hotel, Gastronomie, Biergarten. Diese Liste trug Stadtplanerin Petra Zeese in der Stadtratssitzung vom Mittwoch vor. Dort präsentierte sie die Machbarkeitsstudie für das etwa einen Hektar – also 10 000 Quadratmeter – große Hegewaldgelände.
Mehr noch: Sie stellte Ideen für das 17 Hektar große Gebiet zwischen Turmkaufhaus und Zementwerkshafen vor, das mit dem Hegewaldgelände in Zusammenhang steht und mittlerweile als "Südstadt" oder "Südpark" bezeichnet wird.
Es handle sich um keine konkrete Planung, betonte Bürgermeister Michael Hombach. Herauskommen soll ein Rahmenplan, der die Marschrichtung für die künftigen Jahre vorgibt. Es gehe dabei auch um die Städtebauförderung, so der Bürgermeister. Und es geht darum, die Nutzung des Hegewaldgeländes, das die Stadt 2019 gekauft hat, in Einklang mit dessen Umgebung zu bringen. Dabei sollen die Karlstadter einbezogen werden. Am Montag, 15. November, sind alle Interessierten aufgefordert, von 18 Uhr an im Rathaussaal ihre Vorschläge mit einzubringen.
Der Fantasie freien Lauf gelassen
Zeese sprach davon, dass sie folgende Grundidee verfolgt hat: eine "urbane Nutzung" des Hegewaldgeländes und eine Nutzung für Freizeit und Sport der weiteren Umgebung – also so, wie es bisher schon der Fall ist, aber noch ausgeprägter.
In ihrem ersten Entwurf vom Sommer ließ sie ihrer Fantasie freien Lauf. Darin gab es nur noch einen Fußballplatz und der Ruder-Club war weiter mainaufwärts an den alten Hafen verlagert. Auf dem Parkplatz des Zementwerks skizzierte sie Gebäude für "besonderes Wohnen". Sie veränderte die komplette Zufahrt des Zementwerks. Bei der Schwenk-Villa, dem Klempnermuseum und der Musikschule sah sie einen "Kultur- und Technologiepark". Hinter der TG-Halle zeichnete sie eine Kletterhalle ein, oberhalb des Freibads ein zusätzliches Flussbad. Auch eine Mountainbike-Strecke war enthalten. Und in den Gärten der Brückenstraße sollten zusätzliche Häuser zur Nachverdichtung stehen.
Nach Gesprächen mit allen Beteiligten überarbeitete die Planerin die Studie. Beim Zementwerk habe man derzeit andere Themen, dort werde es keinerlei Veränderung geben, so die Planerin. Jetzt bleiben in ihrem Vorschlag die beiden Fußballplätze und der Ruder-Club an ihren bisherigen Standorten. Zwischen den Fußballplätzen ist neu der Campingplatz zu finden. Wo bisher der Campingplatz ist, könnte der "Mainuferpark" entstehen. Es sollte einen durchgängigen Mainuferweg geben, um das Wasser erleben zu können, so die Planerin. Sie schlägt dafür auch eine kleine Bucht und einen Steg vor.
Steg könnte die Bahnlinie überspannen
Die Parklätze unter der Mainbrücke würden entfallen. Neue Parkmöglichkeiten könnten in einer "zentralen Parkierungsallee" entlang der bisherigen Friedhofstraße geschaffen werden. Dafür würde auch ein vorderer Streifen des dann verkleinerten Stadtfriedhofs genutzt. Der Baggertsweg würde verkehrsberuhigt als weitere Parkierungsallee fortgeführt - mit 280 Parkplätzen.
Die Gebäude auf dem Hegewaldgelände könnten erhalten werden, meint Planerin Zeese. Wichtig zur Belebung der oberen Hauptstraße sei es, das Areal am Katzenturm aufzuwerten durch einen "Südplatz" oder "Würzburger Platz". Die Gebäude drumherum müssten sich zu diesem Platz hin öffnen mit gastronomischen Angeboten oder solchen des Einzelhandels.
Petra Zeese brachte einen völlig neuen Gedanken zur Verbindung der Stadtteile auf beiden Seiten der Bahnlinie ins Spiel. In Verlängerung der Korbstraße, an der beispielsweise das Hallenbad und die Realschule liegen, könnte ein barrierefreier Steg über die Gleise entstehen. Er würde im Park vor dem Amt für Landwirtschaft herauskommen. Die Planerin: "Das ging nur mit einer großen Förderung. aber es wäre eine Riesenchance, um von der Siedlung in das neue Gelände und die Altstadt zu kommen."
"Deutlich an Vision eingebüßt"
Stadtrat Thorsten Heßdörfer (Freie Wähler) fragte vorsichtig an, wie das mit der Diskussion im Ratsgremium nun gedacht sei. Dürften die Räte ihre Meinung schon vortragen? Oder sei abzuwarten, was die Bevölkerung denkt? Nachdem Hombach grünes Licht für Meinungsbeiträge gegeben hatte, sagte Heßdörfer, die neuere Machbarkeitsstudie habe gegenüber der alten – nachdem mit den Beteiligten gesprochen wurde – "deutlich an Vision eingebüßt". Im Hegewaldgelände wünsche er sich eine deutlich stärkere Verdichtung. Toll sei aber die Idee mit dem Fußgängersteg über die Bahn.
Sein Kollege Manfred Goldkuhle (CSU) mahnte, die Räte sollten noch nicht jetzt ihre Meinung kundtun: "Bitte lasst die Bürger erst mal ihre Ideen bringen." Gleich darauf sagte er zur Fußgänger- und Radfahrerunterführung: "Wir eiern da schon seit den 1980er Jahren rum. Für mich ist der originäre Standort die Verlängerung der Alten Bahnhofstraße." Würde ein Steg gebaut, so würde die Bahn eine solche Unterführung nicht mehr unterstützen. Heßdörfer bemerkte in Erinnerung an Goldkuhles eigene Worte: "Schlagen Sie jetzt Pflöcke ein?"
Stadtrat Florian Burkard (CSU) schlug vor, die Jugendlichen in die Zukunftsüberlegungen mit einzubinden. Die Bürgerbeteiligung soll auch übers Internet möglich sein. Kollege Wolfgang Tröster (Grüne) appellierte: "Wir sollten auf dem Hegewaldgelände neue Wohnformen bedenken und realisieren." Auch sollten die Sportplätze besser zusammengelegt werden. Stadtrat Rainer Schäfer (CSU) plädierte dafür, mit den neuen Planungen Karlstadt touristisch attraktiver zu machen.