
Karl Ditterich (BfB), 59, legt nach fast acht Jahren als Gemündener Stadtrat sein Mandat nieder. Er habe die Arbeit gerne gemacht, sagt er der Redaktion, aber die Arbeitsbelastung mit seinem Betrieb sei einfach zu hoch. Als selbstständiger Holzfuhrunternehmer müsse er oft weite Strecken fahren, was in den letzten Jahren zugenommen habe. Er müsse morgens zwischen vier und halb fünf aus dem Haus. Wenn abends Stadtrat war, habe er ständig daran denken müssen, dass er bis dahin fertig sein müsse. "Man ist nur unter Strom." Bis auf einen stimmten sämtliche Stadtratskollegen dafür, Ditterich von seinem Ehrenamt zu entpflichten.
Bei der Stadtratssitzung am Montagabend in der Scherenberghalle konnte Ditterich selbst nicht anwesend sein. BfB-Kollege Klaus Strohmenger berichtete, dass er nachmittags noch mit ihm gesprochen habe und dass Ditterich sich gerne persönlich verabschiedet hätte. Die vergangenen beiden Jahre habe die Arbeitsbelastung stark zugenommen, habe Ditterich ihm erzählt. "Mit ganzem Herzen dabei zu sein, schafft er nicht mehr", so Strohmenger.
Nur aus "wichtigem Grund" kann ein Stadtrat sein Amt niederlegen
Grundsätzlich kann ein Stadtrat, so bestimmt es die Gemeindeordnung, nur aus "wichtigem Grund", von seinem Amt zurücktreten. Mit Schreiben vom 25. Januar hatte Ditterich mitgeteilt, dass er sein Mandat niederlegen möchte. Schon in den vergangenen Monaten war es ihm nicht möglich gewesen, regelmäßig an den Sitzungen des Stadtrates teilzunehmen. Ditterich berichtet, dass er bis nach Aschaffenburg fahren müsse und etwa die Verladung von käfergeschädigtem Holz für China genau getaktet sei.
Ditterich war seit 2014 Mitglied des Stadtrats, zunächst für die Freie Wählergemeinschaft (FWG). Am 30. September 2019 trat er aus Protest darüber, dass der ehemalige Freie-Wähler-Stadtrat Günther Felbinger zur FWG wechselte, dem Bündnis für Bürgernähe (BfB) bei. 2020 wurde er auf der Liste des BfB erneut in den Stadtrat gewählt. FWG-Fraktionsführer Gerhard Thumes war denn auch der einzige Stadtrat, der einer Entpflichtung Ditterichs nicht zustimmte.
Zumal die Wahl noch keine 2 Jahre her ist, und jeder sich eigentlich vorher gründlich überlegen sollte, ob man dieses wichtige Amt für die nächsten 6 Jahre ausüben will/kann.