Erst am Montagmittag stand in Gemünden das Ergebnis der Stadtratswahl fest. Aber etwas war noch nicht ganz klar: Statt der 24 zu verteilenden Sitze gab das System nur 23 an und spuckte zusätzlich die Meldung "Losentscheid: Verteilung der Nachrücker CSU" aus. Bürgermeister Jürgen Lippert und Wahlleiter Florian Breitenbach versuchten zu klären, warum, in welcher Sache und zwischen wem ein Los entscheiden sollte.
CSU-Fraktionsvorsitzender Jürgen Stich mutmaßte, es gehe um einen weiteren Sitz für wahlweise die CSU (den fünften) oder den Öko-Kreis. Für Hubert Fröhlich vom Öko-Kreis war das neu, aber er sagte: "Das Los würden wir annehmen." Am Nachmittag war laut Breitenbach klar: Es geht bei der Meldung tatsächlich nur um Stimmengleichheit bei hinteren Nachrückern der CSU und der Freien Wähler/Freien Bürger (FW/FB). Dass nur 23 Sitze angegeben waren, war ein Fehler. Die CSU hatte wieder ihre fünf Sitze. Über die Reihenfolge der Nachrücker wird am 24. März bei der Sitzung des Wahlausschusses das Los gezogen.
Nur eine Stadträtin in Gemünden
Nur 59,3 Prozent der Bürger haben in Gemünden gewählt.Über das Ergebnis lässt sich sagen: Der Stadtrat wird männlicher, Monika Poracky (SPD) wird diesmal die einzige Stadträtin sein (bislang drei). Die Freien Wähler/Freien Bürger erhielten zum zweiten Mal in Folge die meisten Stimmen, nämlich 22 455. Die Überraschungsfraktion ist aber das Lippert'sche Bündnis für Bürgernähe (BfB), das mit 21 067 Stimmen knapp dahinter folgt. Die Freien können ihre fünf Sitze im 24-köpfigen Gremium halten, das Bündnis für Bürgernähe kann von drei auf ebenfalls fünf Sitze zulegen. Das BfB hat diesmal mit Karl Ditterich und Wolfgang Remelka (beide Gemünden) sowie Ralf Obert (Adelsberg) drei Stadträte, die nicht aus den "Bergdörfern" kommen.
Wieder fünf Sitze geholt hat eben die CSU. Die SPD kann ihre vier Sitze halten, die Freie Wählergemeinschaft (FWG) verliert hingegen zwei Sitze und hat wie der Öko-Kreis, der voraussichtlich einen Sitz verliert, künftig nur noch zwei Sitze. Einen Sitz ergattert hat die Neue Bürgergemeinschaft (NBG).
Wer aus dem Stadtrat ausscheidet
Neben altbekannten Gesichtern, die oft schon seit mehreren Perioden im Stadtrat sind, ziehen auch ein paar neue ins Gremium ein. Freiwillig scheiden aus: Stadtratssenior Gerhard Köhler und Kilian Blum (beide CSU), Dritte Bürgermeisterin Irmgard Pröschl (SPD), Günther Felbinger (FWG), Martin Geßner und Martina Dittmeier (beide Öko-Kreis) sowie Thomas Schmitt (fraktionslos). Der verstorbene Stefan Koberstein (FWG) erhielt dennoch 158 Stimmen. Nicht mehr im neuen Gremium vertreten sein wird auch Georg Brandl (FWG), der aber kurioserweise nächsten Montag überhaupt erst ins noch alte Gremium einziehen wird. Den Einzug nicht geschafft haben diesmal die Noch-Stadträte Konrad Götz (FW/FB) und Klausdieter Schubert (BfB).
Wer neu ist im Stadtrat und wer die meisten Stimmen erhalten hat
Die Neuen sind: Robert Lampert, Andreas Wirth und Carsten Ceming (alle CSU), Jörg Fella (SPD), Thomas Kitzinger und Miroslav Blaic (beide FW/FB), Ralf Obert und Wolfgang Remelka (beide BfB) und Hans-Joachim Schüßler (Öko-Kreis). Die meisten Stimmen erhielten diesmal der Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel (SPD, 3992), Bürgermeister Jürgen Lippert (BfB, 3792), Zweiter Bürgermeister Werner Herrbach (FW/FB, 3619) und Ferdinand Heilgenthal (SPD, 3023).
Für die CSU ziehen außerdem Matthias Risser und Jürgen Stich in den neuen Stadtrat ein, für die SPD Monika Poracky, für die FW/FB Richard Rauscher und Anton Schiebel, für die FWG Gerhard Thumes und Helmut Aulbach, für das BfB Klaus Strohmenger, Karl Ditterich und Matthias Kübert und für die neue Liste Neue Bürgergemeinschaft Erhard Wiltschko. Nachrücker sind: Hermine Menning (CSU), Claudia Roth (SPD), Konrad Götz (FW/FB), Barbara Thumes (FWG), Walter Volpert (BfB), Lena Priesemann (Öko-Kreis) und Werner Müller (NBG).
Was die Fraktionen zum Wahlergebnis sagen
FW/FB-Fraktionsvorsitzender Werner Herrbach sagt auf Anfrage: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis." Die Bürgerschaft sei offenbar mit den vergangenen sechs Jahren Stadtratsarbeit ebenfalls zufrieden gewesen, in denen laut Herrbach "sehr viel erreicht" wurde. Eine gewisse Verjüngung habe bei den FW/FB stattgefunden, aber auch wenn einige Jüngere es nicht geschafft haben, so sieht er doch für diese eine Perspektive für die Zukunft.
Für das BfB sagt Fraktionsvorsitzender Klaus Strohmenger: "Wir sind natürlich begeistert." Das beim vorigen Male schon gute Ergebnis habe man diesmal noch steigern können. Trotz niedrigerer Wahlbeteiligung und zurückgehender Bevölkerung habe das BfB 4000 Stimmen mehr holen können. Er führt das auf die Arbeit im Stadtrat und die Wahlveranstaltungen in sämtlichen Ortsteilen zurück.
CSU nur noch drittstärkste Kraft
Jürgen Stichs Einschätzung ist ein "sowohl als auch" für die CSU. Schlecht seien das verlorene Prozent gegenüber der letzten Wahl und "völlig enttäuschend" sei, dass die CSU nur noch drittstärkste Kraft ist. Aber er sei "relativ zufrieden", dass der fünfte Sitz gehalten wurde. Der Aufschwung des BfB habe natürlich Stimmen gekostet. Zwar habe die CSU drei neue Leute im Stadtrat, aber gerne hätte Stich noch einen weiteren Kandidaten der jüngeren Generation hineingebracht.
Ferdinand Heilgenthal, Fraktionsvorsitzender der SPD, ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis: "Wir haben uns behauptet trotz schwierigem Umfeld und unsere Sitze gehalten." Prozentual konnte die SPD mit jetzt 16,9 Prozent sogar leicht zulegen. Aus seiner Sicht habe sich die sachliche Arbeit im Stadtrat und der Wahlkampf, der auf Gespräche mit den Bürgern setzte, bewährt.
Gerhard Thumes: "Wir haben verloren"
Gerhard Thumes von der FWG sagt knapp: "Wir haben verloren. Der Wähler entscheidet, fertig aus. Überragend ist unser Ergebnis nicht, wir können und müssen damit leben." Hubert Fröhlich vom Öko-Kreis freut sich über die zwei erreichten Mandate. Enttäuscht ist er etwas, dass es keine der weit vorne auf der Liste platzierten jüngeren Kandidatinnen geschafft hat. Er und Hans-Joachim Schüßler seien "Mittelalter", scherzte er.
Erhard Wiltschko findet das Ergebnis für seine Liste "klasse". "Ziel war es, eine Person in den Stadtrat zu bringen, das haben wir erreicht." Der Zusammenhalt in Schaippach sei eben da und er wolle die Wähler nicht enttäuschen. Bei der Frage, welcher Fraktion er sich womöglich anschließt, gehe es ihm um Vertrauen und auch eine Unterstützung für Schaippach, wobei er sich nicht nur als Vertreter Schaippachs sehe.