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Triefenstein
Junge Brüder im Kloster: Wie die Christusträger Nachwuchs gewinnen
Mit neuen Konzepten wie "Kloster auf Zeit XXL" und "Kloster to go" sorgt die Christusträger-Bruderschaft für Nachwuchs. Bruder Mathias Christ teilt seine Erfahrungen und Beweggründe.
Wie gelingt es, junge Menschen für ein Leben im Kloster zu gewinnen? Gerd Maier, Prior der  Christusträger-Bruderschaft (links) und Bruder Mathias Christ erklären, wie sich die Nachwuchsarbeit im Orden verändert hat. 
Foto: Thomas Obermeier | Wie gelingt es, junge Menschen für ein Leben im Kloster zu gewinnen? Gerd Maier, Prior der  Christusträger-Bruderschaft (links) und Bruder Mathias Christ erklären, wie sich die Nachwuchsarbeit im Orden verändert ...
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 02.09.2024 02:37 Uhr

"Wir brauchen Verstärkung": Wer auf der Webseite der Christusbrüder Triefenstein auf die Registerkarte "Bruder werden" klickt, bekommt eine klare Ansage. Gesucht werden Männer mit Sehnsucht nach Gott, nach sinnvoller Arbeit und nach brüderlicher Gemeinschaft. Aber auch Männer, die die Lebensprinzipien der Bruderschaft wie Armut, Keuschheit und Gehorsam für sich annehmen können und wollen. 

Wie gelingt es, junge Menschen für diese Maßstäbe, für ein Leben im Kloster zu gewinnen? Die Bruderschaft immer wieder zu verjüngen? Um darüber zu reden, sind an diesem sonnigen Tag Prior Bruder Gerd Maier und Bruder Mathias Christ in das Kloster Triefenstein gekommen. Letzterer ist einer von drei Nachwuchs-Brüdern, die sich bewusst für diesen Weg entschieden haben. 

Zwei Novizen und ein Bruder auf Zeit: Eine außergewöhnliche Konstellation

"Das hat es bei uns seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben, dass zwei Novizen und ein Bruder auf Zeit gleichzeitig da sind", erzählt Prior Gerd. 2021 hat Bruder Mathias sein Noviziat begonnen. Dem 39-Jährigen folgte Anfang 2023 Bruder Sven, 30 Jahre alt, erst vor wenigen Monaten kam der 27-jährige Bruder Marvin dazu. Dass diese Konstellation außergewöhnlich sei, begründet Prior Gerd auch mit dem Blick auf andere Gemeinschaften, wo nur vereinzelt Nachwuchs nachkommt. Warum aber haben die Christusbrüder derzeit mehr Zulauf? 

Vielleicht, weil man in der Bruderschaft in der letzten Zeit einiges umgestellt hat, um Nachwuchs zu gewinnen. Zum einen habe man den Ort des Einstiegs und des Noviziats in den kleineren und überschaubareren Sitz der Bruderschaft im schweizerischen Gut Ralligen am Thunersee verlagert. Zum anderen "haben wir überlegt, wie man jungen Männern mehr Zwischenstufen anbieten kann, damit sie ausprobieren können, ob der Weg der richtige ist", erzählt Prior Gerd. Wer ganz unverbindlich mal Klosterluft schnuppern möchte, egal ob Mann oder Frau, kann mit "Kloster to go" an einer der Freizeiten teilnehmen, die regelmäßig für junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren über den Jahreswechsel oder die Ostertage angeboten werden. 

Ist mehr Interesse da, können junge Männer im Projekt "Kloster auf Zeit XXL" drei Monate lang im Rhythmus mit den Brüdern leben und Einblicke bekommen. Die nächste Stufe sei das zweijährige Noviziat, in der der neue Bruder Teil der Gemeinschaft wird und die neue Lebensform lebt, gleichzeitig aber auch rund um das Ordensleben geschult wird. Möchte der Bruder danach ein lebenslanges Engagement mit den Christusbrüdern eingehen, prüft er seinen Entschluss weitere zwei bis vier Jahre unter alltäglichen Bedingungen und entscheidet dann. 

Bruder auf Zeit: Mathias Christ  (links) ist einer von drei jungen Nachwuchs-Brüdern und seit 2021 bei der Christusträger-Bruderschaft. Er lebt und arbeitet im Haus im schweizerischen Ralligen. 
Foto: Thomas Obermeier | Bruder auf Zeit: Mathias Christ  (links) ist einer von drei jungen Nachwuchs-Brüdern und seit 2021 bei der Christusträger-Bruderschaft. Er lebt und arbeitet im Haus im schweizerischen Ralligen. 

In dieser Phase ist derzeit Bruder Mathias. Auch er lebt derzeit im schweizerischen Sitz der Bruderschaft in Ralligen. Hier hilft er im Gästebüro, begleitet Besucher-Gruppen, gestaltet Gottesdienste, führt Gespräche mit Gästen, die Redebedarf haben, und betreut im Sommer auch die Pilgergruppen. "Wir sind eine aktive Gemeinschaft und unsere Häuser sind immer offen für Familien und Gäste", erläutert Prior Gerd. Dabei sei es den Brüdern überlassen, in welchen Arbeitsbereichen sie im Einsatz sind und welchen Bedürfnissen sie damit nachkommen.  

"Ich kam mit der Sehnsucht nach einem stillen und einfachen Leben."
Bruder Mathias, Bruder auf Zeit

Bei Bruder Mathias war und ist das eigentlich der Wunsch nach Einkehr, der ihn auch 2021 zu der Bruderschaft geführt hat. "Ich kam mit der Sehnsucht nach einem stillen und einfachen Leben. Ich wollte christuszentrierter und verbindlicher leben", erzählt der gebürtige Heilbronner. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits ein Theologiestudium hinter sich, hatte sich in der Studentenmission Deutschland engagiert, Gottesdienstvertretungen in Tübingen im Krankenhaus übernommen und war in der Nachbarschaftshilfe und als Demenzbetreuer aktiv. 

Dass es bei seiner jetzigen Arbeit im Gästehaus in Ralligen zeitweise wuselig zu geht, fordert ihn. Seinen Ausgleich findet er im immer wieder kehrenden Tagesablauf mit Gebetseinheiten am Morgen und am Abend in gemeinsamer und persönlicher Stille.   

Lebensform als Zeichen für Verbindlichkeit und gegen Konsum

Ob es Voraussetzungen für den Eintritt in die Bruderschaft gibt? "Eigentlich nicht", sagt Prior Gerd. Das sei sehr individuell. "Ich frage auch immer nach dem Glaubensweg", so der Prior. Auffällig sei, dass die Interessenten zunehmend älter werden, 30, eher schon 40 Jahre alt sind und meist eine Ausbildung haben, sich manchmal neu orientieren. "Jemanden direkt von der Schule würden wir auch gar nicht nehmen", sagt Prior Gerd. Aber es gibt auch eine Obergrenze, so werde es ab 40 Jahren und aufwärts schon schwierig, sich einzugewöhnen. Was sich auch geändert hat: Kamen die Brüder früher eher aus den Handwerksberufen, sind es jetzt vermehrt Menschen mit theologischem Hintergrund. 

Eine Obergrenze, was die Zahl der Christusträger insgesamt angeht, gibt es jedoch nicht. "Ich denke, wir werden auch zukünftig keinen wegen Überfüllung wegschicken", sagt Prior Gerd und lacht. Waren es zu starken Zeiten in den 80er- und 90er-Jahren rund 40 Brüder, leben an den zwei Standorten derzeit 22 Brüder inklusive der Novizen und des Bruders auf Zeit. 

"Zölibatär zu leben wird nie massentauglich sein", formuliert Bruder Mathias, warum auch er glaubt, dass die Zahl derer, die sich für ein Leben als Bruder entscheiden, überschaubar bleiben wird. Schließlich schrecken Lebensprinzipien wie Keuschheit, Armut und Gehorsam zunächst ab.  Die Brüder Mathias und Gerd spornen sie eher an. "Mit unserer Lebensform wollen wir entgegen dem Zeitgeist ein Zeichen setzen für Verbindlichkeit und gegen Konsum", so Bruder Gerd. Oder wie es Bruder Thomas, Novizenleiter und Leiter des Gästehaus in Ralligen auf der Homepage der Bruderschaft formuliert: "Wir wollen mindestens so viele sein, dass wir dem Zeitgeist die Suppe gehörig versalzen können." Und manchmal reiche eben schon wenig, um der Suppe einen anderen Geschmack zu geben.

 
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