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Gemünden
Am geplanten Neubaugebiet wird nach Spuren der Ur-Gemündener gegraben
Bis zu vier Archäologen werden in den kommenden zwei Wochen das geplante Neubaugebiet Mühlwiesen II in Gemünden gründlich untersuchen. Das Ergebnis ist völlig offen.
Die archäologische Untersuchung im geplanten Wohngebiet Mühlwiesen II in Gemünden leitet der Wissenschaftler Ulrich Müller (rechts), hier mit dem Bausachbearbeiter der Stadtverwaltung, Peter Interwies.
Foto: Michael Fillies | Die archäologische Untersuchung im geplanten Wohngebiet Mühlwiesen II in Gemünden leitet der Wissenschaftler Ulrich Müller (rechts), hier mit dem Bausachbearbeiter der Stadtverwaltung, Peter Interwies.
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 12.02.2024 04:32 Uhr

Wieder ist ein Bagger im geplanten Neubaugebiet Mühlwiesen II in Gemünden aufgefahren, und wieder handelt es sich dabei nicht um den Beginn der Erschließung. Wie berichtet, hatte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege Anfang April eine sogenannte Verdachtsgrabung angeordnet, da in der Nähe, in Richtung Schönau, Fundstellen ur- oder frühgeschichtlicher Siedlungen (bis 9600 Jahre vor Christus) bekannt sind. Deswegen bestand eine Denkmalvermutung auch für Mühlwiesen II. Die bestätigte sich tatsächlich, als mit einem Bagger Sondierungsstreifen gezogen wurden.

Einige wenige Keramikscherben fanden sich, die von den Fachleuten in die Urnenfelder- bzw. die Hallstattzeit (etwa 1300 bis 450 vor Christus) datiert werden. Sollte es dabei bleiben, wäre kaum mit Einschränkungen für das Baugebiet zu rechnen. Um näheren Aufschluss zu erhalten, wird seit Mittwoch wieder gegraben; diesmal werden die über 10 000 Quadratmeter flächendeckend untersucht. Dafür setzt Grabungsleiter Ulrich Müller vom Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse (BfAD Heyse GmbH & Co. KG) in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) etwa zwei Wochen an. Für die Kosten von 50 000 Euro kommt die Stadt Gemünden auf.

Mit Bagger und Hacke

Der Archäologe (MA) besprach am Mittwochmorgen mit Peter Interwies von der Gemündener Bauverwaltung das Vorgehen. Wer erwartet hätte, dass Müller und sein Kollege Bernd Bachmeier mit Spatel und Pinsel zu Werke gehen, mag sich wundern, dass die beiden mit Bagger und Hacke übers Feld ziehen: In etwa 18 Meter breiten Streifen, dem Schwenkbereich des Baggerarms, wird der Oberboden maschinell abgehoben und auf der Seite gelagert. Ist der Streifen begutachtet, wird er wieder mit dem Mutterboden verfüllt. Die alten Obstbäume auf der Fläche werden schonend umgangen. Bis zu vier Archäologen werden sich die Arbeit teilen.  

Hinweise auf Siedlungsgruben?

An Entdeckungen zu erwarten seien etwa Siedlungsgruben wie Reste von Behausungen und Erdlöcher, die zum Beispiel der Vorratshaltung dienten und danach mit Abfällen wie Nahrungsresten und zerbrochenen Gefäßen verfüllt wurden. Etwas Besonderes und historisch Wertvolles wären schon Metallfunde, wie etwa Pfeilspitzen oder Bronzenadeln, mit denen Kleidung zusammengesteckt war. Archäologe Müller berichtete von einer Grabung in Unterpleichfeld, die gleich drei bis vier Zeitzonen zutage treten ließ, von der Jungsteinzeit bis in die napoleonische Zeit.

Jetzt geht es darum, die Wertigkeit und das Ausmaß der ur- beziehungsweise frühgeschichtlichen Stätte zu bestimmen. Im für die Stadtverwaltung teuersten Fall könnte das Denkmalamt eine Notbergung anordnen, dann müsste alles ausgegraben und konserviert werden. Oder es könnte Bauherren untersagt werden, ihre Häuser zu unterkellern, damit die Stätten geschützt bleiben. In zwei Wochen wird man mehr wissen.

 
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