
Auch im Raum Karlstadt beteiligen sich Ärztinnen und Ärzte an dem Protest, zu dem die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns aufgerufen hat. Wie Dr. Petra Gehrsitz in einer Mail an diese Redaktion mitteilt, werden am Montag, 10. Oktober, alle Haus- und Kinderärzte sowie zahlreiche Fachärzte im Bereich Karlstadt als Zeichen gegen "die geplanten Sparmaßnahmen von Gesundheitsminister Lauterbach" zwischen 8 und 10 Uhr ihre Praxen geschlossen halten.
Auf Nachfrage dieser Redaktion nennt Gehrsitz eine Reihe an Problemen, die den Medizinerinnen und Medizinern unter den Nägeln brennen. Der Frust sei groß. Da wäre beispielsweise das Ergebnis der Honorarverhandlungen mit den gesetzlichen Krankenkassen: Anders als gefordert sollen Ärztinnen und Ärzte keinen Ausgleich für Inflation und steigende Energiekosten erhalten. Dazu kämen Leistungskürzungen in Folge der geplanten Abschaffung der Neupatienten-Regelung im kommenden Jahr. Diese sollte es für Arztpraxen finanziell attraktiver machen, neue Patienten aufzunehmen. Diese Entwicklungen hätten das "Fass zum Überlaufen gebracht", so die Karlstadter Hausärztin.
Ärger mit der Digitalisierung
Auch verschiedene Maßnahmen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens wie die elektronische Krankmeldung und das elektronische Rezept bringen laut Gehrsitz "ständigen Ärger" mit sich. Es könne nicht sein, dass "unausgereifte Systeme auf Praxen losgelassen" würden. Es komme dadurch teilweise zu massiven Arbeitsausfällen. "Wenn der Computer nicht geht, können wir nichts mehr machen." Grundsätzlich sehe sie die Neuerungen schon als Fortschritt. Es brauche aber praxisreife Lösungen. Weiter kritisiert Gehrsitz die fehlende Wertschätzung für Medizinische Fachangestellte, die trotz starker Belastungen in der Pandemie keinen Coronabonus erhalten haben.
Ärztinnen und Ärzte hätten keine richtige Möglichkeit sich zu wehren, da sie nicht streiken dürfen, so Gehrsitz. Zudem würden Protestaktionen im Zweifel auf "dem Rücken der Patienten" stattfinden. Während der zweistündigen Praxisschließungen am Montag soll es eine virtuelle Versammlung der Kassenärztliche Bundesvereinigung geben. Darin soll beraten werden, wie es weitergehen soll. Die Aktion sei als Zeichen gedacht, "dass irgendwann Schluss ist", so Gehrsitz.
2. Jemandem"Jammern auf hohem Niveau" vorzuwerfen, ist ein Schlag ins Gesicht der betroffenen