
Die Staatliche Realschule in Gemünden ist nach der Ochsenfurter die zweitälteste ihrer Art in Unterfranken. Mit Konzerten, Klassentreffen und einer Feier wollte die Schule heuer das 70-Jährige begehen. Doch wegen der Pandemie muss sie das wohl verschieben. Trotz ihres Alters ist die Gemündener Realschule keineswegs in der Zeit stehen geblieben. Im Gegenteil: Es tut sich viel in der Kolpingstraße. Ein Gespräch mit Schulleiter Thomas Feser.
Thomas Feser: Als ich hierherkam, war ich einer der jüngsten Kollegen. Die meisten Lehrer sind dann so langsam in Pension gegangen und ein neues, junges Kollegium ist nachgekommen. Mittlerweile bin ich der Älteste hier. Was sich stark verändert hat, ist die Gebäudestruktur. Das Schulhaus ist energetisch saniert worden und seitdem sind wir eine richtig grüne Schule. Das hat unter anderem auch dazu geführt, dass wir uns Gedanken gemacht haben, wie die Klassenzimmer in Zukunft aussehen sollen. Wir haben damals die Kreidetafeln ausgemustert und durch elektronische Tafeln ersetzt. Das ganze Kollegium hat das damals mitgetragen. Selbst die älteren Kollegen fanden, dass das eine super Idee ist.

Feser: Sicher! Die Kollegen waren schon daran gewöhnt, mit EDV-Unterstützung zu arbeiten. Das war wichtig. Extrem geholfen haben uns auch die Dokumentenkameras, die wir vor ein paar Jahren als Ersatz für Overhead-Projektoren gekauft haben. Die sind sehr praktisch, weil sie wesentlich vielseitiger sind. Wir können Arbeitsmaterialien, aber auch Personen filmen und übertragen. Die Geräte haben zudem ein eingebautes Mikrofon. So können wir die Schüler auch gut unterrichten, wenn sie zuhause sitzen. Dadurch war es verhältnismäßig unproblematisch Distanzunterricht nach Stundenplan durchzuführen. Für uns war diese Distanzphase nicht so schlimm aufgrund unserer
exzellenten Ausstattung und des vorbildlichen Einsatzes des Lehrerkollegiums. Welches Problem aber immer wieder auftaucht, ist, dass Kinder berichten: "Bei mir zuhause funktioniert das Netz nicht ordentlich."
Feser: Jetzt gerade sind wir im dritten Bauabschnitt und erhalten neue Gebäude. Der Rohbau wird wohl im Herbst fertig sein. Dann dauert es nochmal ein Jahr, bis alles eingerichtet ist. Da kommen jetzt noch zwei Werkräume dazu, ein großer Musik- und Mehrzwecksaal, die Räume für die offene Ganztagsschule, die wir uns mit dem Gymnasium teilen und eine Cafeteria. Das wird alles sehr luxuriös.
Feser: Zu der Zeit, als ich in der Schule war, sind relativ wenige Kinder überhaupt für das Gymnasium zugelassen worden. Ohne Aufnahmeprüfung ging es gar nicht. Da hat sich schon viel verändert. Mittlerweile wird über den Notenschnitt entschieden, auf welche Schule man gehen kann. Aber der Schnitt ist eben nur ein Kriterium. Ich muss mein Kind auch richtig einschätzen. Es hat keinen Sinn, einem Kind etwas aufzudrängen, womit es nicht fertig wird. Etwa 40 bis 45 Prozent unserer Schüler hätten den Schnitt für das Gymnasium, aber die Eltern entscheiden sich bewusst dagegen.
Feser: Bei uns haben die Kinder schon weniger Druck und das Arbeitstempo ist etwas niedriger. Der Unterricht wird stärker vom Lehrer angeleitet. Nach der zehnten Klasse wissen die Schüler genauer, was sie wollen. Bis dahin hat sich auch herausgestellt, wie leistungsfähig sie sind. Diejenigen, die wirklich weiter in die Schule gehen wollen, sind lernwillig und haben in der Regel gute Chancen. Immerhin geht ein Drittel unserer Schüler anschießend auf die FOS oder auf das Gymnasium.

Feser: Die Florentini-Schule hat ein größeres Einzugsgebiet als wir. Bei uns kommen die Schüler hauptsächlich aus dem Altlandkreis Gemünden, ein paar Kinder auch wegen Werken aus Partenstein oder Frammersbach. Aber klar, das hat die Konkurrenzsituation sicher verschärft. Ich will nicht zu politisch werden, aber da ist einiges nicht gut gelaufen in den Jahren, als die Entscheidungen darüber gefällt worden sind, wie es mit den Schulen in Gemünden weitergeht. Aber so ist nun einmal die Situation! Florentini hat jetzt das Gymnasium aufgegeben. Wie es mit deren Realschule weitergeht, kann ich nicht beurteilen.
Feser: Mir wäre es ein großes Anliegen, dass das gute Klima, das wir an der Schule haben auch erhalten bleibt, wenn ich irgendwann nicht mehr hier bin. Wir haben hier ein sehr harmonisches und engagiertes Kollegium, das einen außergewöhnlich guten Umgang mit den Schülern pflegt. Wenn jetzt noch die Sanierung und der Bau der neuen Gebäude abgeschlossen wird, habe ich wirklich nicht mehr viele Wünsche. Es ist alles da. Wenn die Infrastruktur und das Klima stimmen, sind die Kinder gut betreut.