Apfelsaft aus dem eigenen Garten: Das Kelterhaus des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Remlingen macht es möglich. Regionaler geht es nicht für die Remlinger und die Menschen in der Nachbarschaft. Die Kunden können Kleinmengen anliefern und jeder Kunde bekommt nur Saft von seinen Früchten. So können die Kunden selbst die Qualität ihres Saftes bestimmen. Gekeltert werden Äpfel, Birnen und Quitten. Vergangenen Samstag war der letzte Keltertag für das Jahr 2023.
Ein eingespieltes Team hält die Kelter am Laufen. OGV-Vorsitzender Stefan Schlötter steht seit vielen Jahren ehrenamtlich als Keltermeister an der Kelter. Er keltert ab einem Eimer Obst. Neben ihm sind Werner Thoma und Tim Bischoff die Hauptakteure. Thoma ist für die Terminvergabe zuständig und war selbst drei Jahrzehnte Keltermeister.
Die erste Kelter stand am Marktplatz
Der Verein wurde 1895 gegründet und hatte seine Kelter erst am Marktplatz stehen. Die Räumlichkeiten waren schnell zu klein, der Verein baute eine neue Kelterhalle im Salzerweg und bekam im Laufe der Jahre nicht nur eine schöne Laderamp sowie einen Edelstahltank zum Abfüllen großer Mengen, sondern auch eine Edelstahl-Waschtrommel für die Leinentücher mit denen das gehäckselte Obst – die Maische – zum Pressen eingeschlagen wird.
Die Kunden müssen selbst mit anpacken und die Äpfel im Ganzen in die mit Wasser gefüllte Schüttung werfen. Dort werden sie gehäckselt und fallen in einen Auffangbehälter, den Schlötter mit einem Leinentuch ausgelegt hat. Er hat das nötige Augenmaß, wann das Leinentuch im Rahmen voll ist. Jetzt wird geschichtet – immer ein Leinentuch und darüber eine Pressplatte. Meistens verwendet er Platten aus Robinienholz, hat aber auch schon mit Kunststoff-Platten gearbeitet. "Die sind leichter zum Reinigen, bringen den Saft aber nicht schön nach unten." Die hydraulische Presse hat zwei Füllrahmen, sodass Schlötter gleichzeitig befüllen und pressen kann.
Die Kunden kommen auch aus Orten wie Greußenheim, Holzkirchen oder Duttenbrunn
Oskar Kohl aus Greußenheim kommt schon einige Jahre zum Keltern nach Remlingen. Er experimentiert mit verschiedenen Apfelsorten und schwört darauf, dass der Saft besser schmeckt wenn er verschiedene Apfelsorten mischt. "Ganz wichtig ist, dass nur reife Äpfel in die Presse kommen", sagt Kohl. Benedikt Bald aus Duttenbrunn hat seine Quitten zum Keltern gebracht und freut sich, dass er auch kleine Mengen bringen kann.
Stammkunden schon seit vielen Jahren sind die Brüder Georg und Vinzenz Mehling, auch sie aus Duttenbrunn. Sie haben Äpfel und Quitten zum Pressen gebracht. Regionales Obst sollte nach ihrer Meinung auch regional gepresst werden. Die Wege sind kurz und sie bekommen den Saft aus ihren eigenen Früchten. Auch Ernst Pscheidl aus Holzkirchen und seine Frau Monika bringen Jahr für Jahr ihr Obst nach Remlingen. In diesem Jahr waren es Quitten, aus deren Saft Monika Gelee, Saft oder Likör macht.
Alle Helfer arbeiten ehrenamtlich, was die Gebühren niedrig hält
Alle Helfer in der Kelterhalle arbeiten ehrenamtlich. Für das Keltern müssen die Kunden einen kleinen Obolus zahlen, der für den Unterhalt der Presse und des Gebäudes verwendet wird. "Ohne die Ehrenamtlichen", berichtet OGV-Kassier Christan Bischoff, "wäre die Gebühr für das Keltern viel höher."
Stefan Schlötter hat kaum Luft für einen Kaffee oder ein Stück Kuchen, der immer für die Helfer bereitsteht, denn Keltern ist Knochenarbeit. Christian Bischoffs Sohn Tim ist für das Abwiegen der Früchte und die Abrechnung zuständig, fährt den Trester auf die Laderampe. Der Trester wird als Kompost oder als Tierfutter verwendet. Der OGV stellt zum Einkaufspreis auch Beutel zum Abfüllen des Saftes zur Verfügung. "Das erspart den Kunden zusätzliche Wege", so Bischoff.
Warum das Ergebnis nicht nur gesund, sondern auch so lecker ist, darauf hat Bischoff eine überzeugende Antwort. "Wenn ich meinen Saft selbst mache, weiß ich genau was drinnen ist."