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Karlstadt
In Karlstadt in ein Auto gezerrt: Nach mysteriöser Entführung nimmt Polizei zwei Verdächtige fest
Ein Mann soll in Karlstadt im November entführt und dann gefoltert worden sein. Waren die Kidnapper Geschäftspartner des Entführten, die sich betrogen fühlten?
Auf der Suche nach einem entführten Mann verteilte die Bereitschaftspolizei im November Flyer in Karlstadt in der Nähe des Tatorts an Autofahrer und Anwohner.
Foto: Petter Schlembach | Auf der Suche nach einem entführten Mann verteilte die Bereitschaftspolizei im November Flyer in Karlstadt in der Nähe des Tatorts an Autofahrer und Anwohner.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 25.12.2023 02:44 Uhr

Im Fall eines 33-Jährigen, der im November in Karlstadt entführt worden war, gibt es Ermittlungs-Fortschritte. Der Mann wurde Anfang November mitten in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) auf offener Straße entführt. Fünf Tage später tauchte er 160 Kilometer entfernt in Sinsheim in Baden-Württemberg wieder auf.

Der Mann trug bei der Entführung Verletzungen davon, die nach Informationen unserer Redaktion darauf hinweisen, dass ihn seine Entführer quälten. "Der Geschädigte wies körperliche und psychische Verletzungen auf und wurde offensichtlich im Zuge der mehrere Tage andauernden Entführung körperlich misshandelt", bestätigt Martin Kuhn, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, auf Nachfrage.

Die Polizei bestätigte jetzt Informationen unserer Redaktion über die Festnahme zweier Verdächtiger in Thüringen. Offenbar suchen die Ermittler auch nach weiteren Tätern.

Ein Zeuge beobachtete die Entführung des 33-Jährigen in Karlstadt

Ein Zeuge hatte am Freitag, 10. November, zufällig gesehen, wie der 33-Jährige gegen 14.50 Uhr in der Straße "Am Tiefen Weg" in Karlstadt in einen hellen Kleintransporter gezerrt worden war. Noch in der Nacht auf Samstag meldeten Angehörige den Mann bei der Polizei als vermisst.

Tagelang suchte die Polizei nach dem Entführten. Nach fünf Tagen meldete sich der 33-Jährige schließlich bei Angehörigen, sagt Polizeisprecher Kuhn. Die brachten ihn in ein Würzburger Krankenhaus, das er wenige Tage später wieder verlassen konnte.

Entführter aus Karlstadt wurde offenbar in einer Wohnung in Kassel festgehalten

Der Mann soll sich zunächst im Umfeld des Bahnhofs in Meckesheim und zwei Stunden später gegen 1 Uhr im Bereich des Bahnhofs in Sinsheim gemeldet haben. Merkwürdig ist: Zuvor war er nach Erkenntnissen der Soko "Bäcker" offenbar tagelang in einer Wohnung in Kassel festgehalten worden.

Laut Polizeisprecher Kuhn vom Polizeipräsidium Unterfranken konzentrierten sich die Ermittler auf das Tatfahrzeug. Dabei halfen ihnen Hinweise aus der Bevölkerung. Dann gelang Fahndern der Kriminalpolizei Würzburg, "das für die Tat genutzte Fahrzeug in Kassel in Hessen ausfindig zu machen".

So gerieten zwei Männer im Alter von 30 und 32 Jahren in den Fokus der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft erließ Haftbefehl gegen die zwei Männer mit georgischer Staatsbürgerschaft wegen des dringenden Tatverdachts des erpresserischen Menschenraubes.

Spezialeinsatzkommando aus Bayern nimmt in Kassel zwei Verdächtige fest 

Im Laufe der vergangenen Woche stürmte ein bayerisches Spezialeinsatzkommando mit Unterstützung durch Spezialeinheiten aus Thüringen und Hessen zwei Wohnungen in Sömmerda und Kassel.

Offenbar lagen die Ermittler richtig. In der Wohnung in Kassel stellte die Polizei umfassende Beweismittel sicher, "die auf eine unmittelbare Tatbeteiligung schließen lassen", sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Auch im Tatfahrzeug hätten die Ermittler Belege gefunden, "die auf Tat und Täter schließen lassen". Nach Informationen unserer Redaktion belegen außerdem DNA-Spuren den Kontakt der Verdächtigen mit dem entführten Mann.

Beamte führten die beiden 30 und 32 Jahre alten Festgenommenen am Donnerstag dem Ermittlungsrichter in Würzburg vor. Die Männer befinden sich inzwischen in Justizvollzugsanstalten.

Weitere Ermittlungen zu Hintergründen und weiteren Mittätern der Entführung

Ermittler sind auf der Suche nach weiteren Tatbeteiligten, die noch auf der Flucht sind. Unsere Redaktion weiß von Nachforschungen mithilfe von Landes- und Bundeskriminalamt bis in die Türkei und nach Syrien.

Dazu äußert sich die Polizei auf Nachfrage wegen der laufenden Ermittlungen jedoch nicht. Weitere Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat, den Tatmotiven und weiteren Mittätern werden laut Polizei-Sprecher Kuhn "mithilfe der neuen Spurenhinweise weiter intensiviert".

 
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