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Gemünden
Immer extrem: Der Gemündener Peter Weigand über sein Leben als Läufer, Trainer und Schiedsrichter
Der 70-Jährige ist bekannt wie ein bunter Hund. Seine Erfolge und Erfahrungen hat er nun für sich selbst in einem Buch zusammengestellt.
Peter 'San Pedro' Weigand mit seinem Buch.
Foto: Björn Kohlhepp | Peter "San Pedro" Weigand mit seinem Buch.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:00 Uhr

Das frühere Gemündener Läufer-Ass Peter Weigand, Kampfname "San Pedro", kann immer noch nicht ruhen. Inzwischen ist er 70 Jahre alt und weiterhin als Schiedsrichter aktiv. Zu den Fußballspielen rennt er, wie dieser Tage nach Adelsberg, oder nimmt das Fahrrad. Im April hat er in Wiesenfeld zwei Spiele hintereinander gepfiffen – erst ein B-, dann ein Kreisklassespiel, weil der vorgesehene Schiri aus dem Schweinfurter Raum nicht auftauchte. Für ihn kein Problem. Der Mann mit der unverkennbaren Lockenmähne nutzt Spiele schon mal für Intervalltrainings auf dem Platz, läuft zu Spielsituationen, bei denen er eigentlich nicht gebraucht würde  – "sonst ist ja der Tag für mich verloren".

Weigand hat sich zum 70. selbst ein Buch gegönnt, in dem er Ausschnitte, Bilder und Urkunden aus seiner Hobby-Sportlerkarriere gesammelt und neben Anekdoten und Lebensweisheiten gestellt hat. "Ich kann hin, wo ich will", sagt Weigand, "mich kennt jeder." Zum Gespräch lädt er in den Partykeller, der vor Pokalen, Bildern und Urkunden nur so strotzt. "Nummer eins war immer die Lauferei", sagt er. Fußball – sei es als Spieler, Trainer oder Schiedsrichter – und Radfahren betrieb und betreibt er quasi nur nebenbei.

"Ich kann hin, wo ich will, mich kennt jeder."
Peter Weigand

Früher lief er, was das Zeug hielt, darunter auch 100-Kilometer-Läufe und Marathons. Sein beste Marathon-Zeit war 2:30. "Ich wäre 2:29 gelaufen", sagt er. Er ärgert sich immer noch über die Frau, die ihm in Kandel kurz vor dem Ziel in einer 90-Grad-Kurve in den Weg gelaufen sei. In seinem Buch schreibt er deshalb auch von 2:29:59, obwohl er offiziell ein paar Sekunden mehr gebraucht hat. Wer kann es ihm verdenken? Dabei hat der ehrgeizige Gemündener erst mit 30 Jahren mit dem Lauftraining begonnen und dafür die Fußballschuhe an den Nagel gehängt.

Die Laufschuhe im Heizungskeller von Peter Weigand.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Laufschuhe im Heizungskeller von Peter Weigand.

1988 lief er im Schnitt 18,87 Kilometer am Tag, steht in seinem Buch zu lesen. Schon als Bauernbub sei er gern gerannt, etwa von der Kartoffelernte zu einem Schülerspiel nach Wernfeld, wo er für Gemünden das einzige Tor geschossen habe. Der Arbeiter bei der Bundesbahn wurde unter anderem 1993 Deutscher Eisenbahner-Meister, gewann diverse weitere Rennen und lief mehrere unterfränkische Rekorde. Den seinen Worten nach härtesten 100-Kilometer-Lauf der Welt, den "Del Passatore" in Italien, lief er nach einer Nacht im Zug und nachdem er am Abend zuvor in Würzburg noch bei einem 3000-Meter-Lauf angetreten war. Zwar sei er bei der Hälfte eingebrochen, aber er habe es durchgezogen und sei keinen Meter lediglich gegangen.

"Ich war verrückt, ich war bekloppt, ich war bescheuert."
Peter Weigand

"Ich war verrückt, ich war bekloppt, ich war bescheuert", sagt er über seine Schinderei. Auch bei einem 100-Kilometer-Lauf habe er, wie vom 1984 verstorbenen Mediziner und Lauftrainer Ernst van Aaken propagiert, beim Laufen nichts getrunken – nur vorher und hinterher. Ein Kamel saufe sich auch vor dem Gang in die Wüste den Höcker voll.

Ganz vom Fußball konnte er aber nicht lassen. Er machte den Trainerschein und die Schiedsrichterausbildung. Mitte der 1990er trainierte er etwa in Karlburg die B-Junioren. Aber nur zwei Jahre lang: "Die haben nicht gespurt." Er erzählt, dass er mit der Mannschaft nach Spanien ins Trainingslager gefahren war – er selbst am Steuer des Busses, weil er auch als Busfahrer tätig war. Weigand wechselte nach Gräfendorf und führte den SV 2000 als Meister in die Kreisklasse.

Als Schiedsrichter wurde er 2020 für seine 25-jährige Tätigkeit geehrt. Er fährt mit dem Rad schon mal bis nach Wildflecken zum Pfeifen. "Ich brauche das einfach, mit dem Auto würde es mir keinen Spaß machen." Er nutze die Zeit auf dem Rad auch, um mantrahaft die wichtigsten Schiedsrichterregeln noch einmal durchzugehen. Denn: "Der Pfiff muss schlagartig kommen." Manche Spieler würden ihn bei zögerlichen Pfiffen sonst an der Nase herumführen, glaubt er.

Ein Platter auf dem Weg nach Schlimpfhof

Einmal sei er bei Sauwetter nach Schlimpfhof (Lkr. Bad Kissingen) gefahren und habe sich sechs Kilometer vor dem Ort einen Platten geholt. Da sei er mit dem Rad kurzerhand zum Sportplatz gerannt. In der Halbzeitpause habe ihm der Platzwart berichtet, dass sein Rad geflickt sei, freute sich Weigand. Weniger erfreut war sicherlich ein Schlimpfhofer Spieler, den er ungeachtet dessen in der zweiten Hälfte vom Platz stellte. "Wenn Rot sein muss, ist Rot", so Weigand, der in Schlimpfhof aber angeblich immer noch ein gern gesehener Gast ist. Ein andermal sei er völlig durchnässt in Ochsenfurt angekommen und habe sich Klopapier in die Schuhe gesteckt – ein Trick seines Vaters aus dem Krieg –, und bis zur Halbzeit habe er trockene Füße gehabt.

Einen Helm trägt er bei seinen Radtouren nicht, obwohl er einen hat. "Ich habe das Gefühl, ohne Helm fahre ich sicherer." Nur einmal habe es ihn vom Rad gewedelt, aber das auch nur, weil er nach einem Spiel und zwei Bier am Straßenrand anhalten wollte und dabei mit der Pedale an einem Randstein hängengeblieben sei. Eine Zeit lang betrieb er beim Radfahrverein Langenprozelten auch Radwandern, fraß einmal 9000 Kilometer im Jahr. Keine Frage, Weigand ist extrem.

"Da fangen die Füße zu zappeln an."
Peter Weigand

Würde er den Schiri-Job an den Nagel hängen, wäre er nicht mehr zu halten, glaubt er. "Da fangen die Füße zu zappeln an." Wahrscheinlich würde er wieder mit intensivem Lauftraining anfangen, zumindest einen Zehn-Kilometer-Lauf absolviert er ohnehin noch jedes Jahr. Wenn nicht die Gesundheit wäre, sagte er, "die Knochen, Bänder und Sehnen".

Heute kann Weigand in seinem Heizungskeller immer noch aus 28 Paar Laufschuhen wählen. "Die ziehe ich noch alle an." Im Garten zeigt er eine in den Rasen gemähte Bahn und sagt lachend: "Da trainieren jetzt die Enkel." Die können auch jederzeit in seinem Buch, das er für sich und die Familie hat drucken lassen, nachlesen, wie viel ihr Opa gelaufen ist. Viel.

 
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