In Homburg kann man kein Industriegebiet hinstellen. Schon rein aus Platzgründen gehe das nicht, sagt Michael Huller, der er im Hof seines Weingutes sitzt. Dieser ist umgeben von alten Fachwerkhäusern, im Pavillon neben Huller stehen Weinkartons, daneben ein Korb mit buntem Kinderschaufeln und -eimern.
Schon Hullers Vater hat auf den Hügeln über dem Dorf Trauben angebaut, wie viele andere Winzerfamilien in den Jahrhunderten zuvor. Gut 55 Hektar Rebfläche hat Homburg heute. Das ist nicht besonders viel, andere Anbaugebiete in der Region haben da mehr. Dafür werde ihr Wein als sehr hochwertig angesehen, sagt Huller. Er will damit klar machen: "Homburg ist ein Weinort und wird es immer bleiben."
- Lesen Sie auch: Homburger Weinfest mit Jubiläumscharakter
Die Geschichte des Winzer- und Weinbauvereins in Homburg
Seit seiner Gründung vor inzwischen 40 Jahren ist der Winzer- und Weinbauverein unzertrennlich mit dem Ort verbunden und der Ort mit dem Verein, dessen Vorsitzender Huller seit 2011 ist. Ihm gegenüber im Hof sitzt Alfred Blank, Hullers Vorgänger. An den Geschichten der beiden kann man wunderbar ablesen, wie sich über die Jahre das Weingeschäft und auch die Menschen verändert haben, die den Wein trinken.
31 Gründungsmitglieder habe es gegeben, sagt Huller, alles Winzer. Heute sind es 90 Mitglieder, von denen nur etwa ein Drittel Winzer sind. "Die Zahl der Winzer hat sich seit der Gründung mindestens halbiert. 25 sind es jetzt noch", sagt Alfred Blank. Die Zahl der Weingüter im Verein ist auf sechs gefallen. Dass jemand wie Huller ein neues Weingut eröffnet, ist eine Seltenheit. Blank sagt: "Wein ist ein Luxusartikel. Um Wein kann man sich nur kümmern, wenn man Zeit hat – und Brot im Magen."
Es gibt einerseits weniger Winzer, aber viel mehr Wein-Fans. Ein Drittel des Vereins machen heute Interessierte aus. Früher wäre das undenkbar gewesen. Der Verein veranstaltet jedes Jahr eine Weinwanderung und Ausflüge zu Weingütern in ganz Deutschland, hat Liegestühle am Main organisiert. Zu Gründungszeiten habe man im Verein noch gemeinsam Spritzmittel bestellt, erzählt Alfred Blank. Heute ist die Vermarktung des Weins das größte Thema. Michael Huller sagt: "Wir müssen versuchen, Menschen aktiv auf den Hof zu holen." Das Schloss, der Wein, die Landschaft – Homburg sei für den Tourismus prädestiniert.
- Lesen Sie auch: Gold-Jahr für heimische Winzer
Wie Weinprinzessinnen ausgewählt werden
Die Feier zum Jubiläum des Vereins am 2. November soll jedoch für jeden sein, vor allem für die Menschen und älteren Mitglieder im Ort, die keine langen Wanderungen und Ausflüge mehr mitmachen können. In der Schlossscheune wird es Haxen, Spanferkel, Blasmusik und Wein geben, bei freiem Eintritt: "Wir wollen ein offenes Fest für jeden, wenige Reden, kein Schlafen", sagt Huller.
Das Organisieren von solchen Festen, sagt Alfred Blank, seien die schönsten Erinnerungen aus den vergangenen Jahrzehnten. Auch die Wahl der Weinprinzessin habe immer Spaß gemacht, obwohl diese eigentlich wenig spektakulär ist. Michael Huller erklärt, dass man die Mitgliederliste durchgehe und dann einfach geeignete Kandidatinnen frage. Das seien häufig auch Töchter und Enkelinnen von ehemaligen Prinzessinnen. Immerhin ein Drittel aller Mitglieder machen diese inzwischen aus. Wichtig sei, sagt Blank, dass Prinzessinnen kommunikativ sind und sich mit dem Amt identifizieren.
Zum Abschluss des Gesprächs sagt Michael Huller, dass jeder im Verein willkommen sei. Und: Er will noch mindestens 20 Jahre Vorsitzender des Winzer- und Weinbauvereins bleiben. Denn dann kommen seine Töchter ins Prinzessinnenalter und er kann sie aussuchen. Er lacht: "Vorausgesetzt ich werde wiedergewählt." Die Werkzeuge, um Wein anbauen zu lernen, haben seine Töchter zumindest schon jetzt.