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Karlstadt
Hombach seit einem Jahr Bürgermeister: "Ich bin schon mittendrin"
Der Karlstadter Rathauschef blickt im Interview auf seinen Start ins neue Amt im Coronajahr zurück und verrät, was er von Mitarbeiterüberwachung per GPS-Tracker hält.
Im Interview: Michael Hombach, seit einem Jahr Bürgermeister von Karlstadt.
Foto: Karlheinz Haase | Im Interview: Michael Hombach, seit einem Jahr Bürgermeister von Karlstadt.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 08.02.2024 23:55 Uhr

Beim Interviewtermin mit Michael Hombach im Karlstadter Rathaus gut ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister kommt auch das politische Thema dieser Tage im Landkreis Main-Spessart zur Sprache. Der 42-Jährige will seiner CSU-Parteifreundin, Landrätin Sabine Sitter, nicht an den Karren fahren, aber: "Ich war jahrelang Vertriebsleiter und weiß, wie man Mitarbeiter im Außendienst führt. GPS-Tracking habe ich nie angewandt." Er fügt hinzu: "Als oberster Dienstherr der Stadt kann ich versichern, dass wir das hier in Karlstadt nicht machen würden."

Frage: Herr Hombach, sind Sie gut im Amt angekommen?

Michael Hombach: Ich bin schon mittendrin statt nur dabei (lacht). Ich musste mich – auch wegen der Pandemie – innerhalb kürzester Zeit einfinden. Nach zwölf Jahren im Stadtrat und zuvor sechs als Ortssprecher kannte ich zum Glück die Themen und Menschen.

Gab es eine Übergabe zwischen Ihrem Vorgänger Paul Kruck? Konnten Sie sich vor Amtsantritt einarbeiten?

Hombach: Ich bin direkt nach der Wahl auf ihn zugegangen. Es gab dann zwei, drei Treffen, um wichtige Themen zu besprechen.

... und dann lief gleich alles reibungslos?

Hombach: Naja, es war schon eine besondere Situation. Zum einen für das Personal der Stadtverwaltung, da Uli Heck von Hermann Seufert die Position des geschäftsführenden Beamten übernahm und es auch beim Bürgermeister einen Wechsel gab. Zum anderen wegen der Pandemie. Das war eine Situation, mit der niemand Erfahrung hatte. 

Wie stark hat dies ihren Job als Bürgermeister beeinflusst?

Hombach: Das Thema Corona hat alles dominiert. Zuerst natürlich im städtischen Haushalt, der komplett durcheinandergewirbelt wurde. Aber auch bei vielen anderen Dingen. Zum Beispiel standen in fünf Stadtteilen Neuwahlen der Feuerwehr-Kommandanten an, die nicht stattfinden konnten. Ich werde wohl demnächst Not-Kommandanten bestimmen müssen. Aber es hat auch die Digitalisierung einen großen Schritt vorangebracht. Etwa zehn von 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung arbeiten nun tageweise vom Homeoffice aus, das hätte man sich vorher nicht vorstellen können. Auch die Infrastruktur der Schulen haben wir verbessert. 

Sie hatten viel weniger öffentliche Termine. Haben Sie die gewonnene Zeit produktiv genutzt?

Hombach: Ich bin ein zuversichtlicher Mensch und versuche, aus jeder Situation das Beste zu machen. Ich konnte mich in verschiedene Sachverhalte intensiv einarbeiten. Aber Kontakte und Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern haben extrem gefehlt. Wir haben versucht, das mit Videobotschaften, mehreren Ausgaben des neuen Podcasts "Karscht auf Sendung", einem Online-Rathaussturm und der Video-Aktion "Zuversicht" etwas aufzufangen. Trotzdem ersetzt nichts das persönliche Gespräch. In der etwas entspannteren Situation im Sommer habe ich eine Stunde für den kurzen Weg mit dem Rad von Mühlbach ins Rathaus gebraucht, weil mich so viele Leute angesprochen haben. Ich hoffe, dass das bald wieder möglich ist und freue mich darauf.  

Wie läuft's denn im Rathaus? Eine Verwaltung zu führen ist ja auch eine neue Aufgabe.

Hombach: Wie gesagt, zum Glück kannte ich viele der Personen schon. Jeden Montag gibt's ein Treffen mit allen Fachbereichsleitern. Außerdem habe ich mit ihnen regelmäßige 1:1-Termine. Auch mit den Leiterinnen und Leitern von Volkhochschule, Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen treffe ich mich regelmäßig. Dabei können und sollen sie alle Dinge, die zwischendurch anfallen, ansprechen. Bei dringenden Themen müssen sie natürlich nicht warten.  

Was sind denn die nächsten anstehenden Aufgaben?

Hombach: Es werden jetzt viele Projekte umgesetzt, die schon länger laufen, beispielsweise der Wohnungsbau im Stationsweg, die Kita Theresienheim, das Feuerwehrhaus Laudenbach. Der Neubau des Grundschulstandorts Karlburg ist in Vorbereitung, ebenso die Ortsumgehung Wiesenfeld. Wir brauchen weitere Kita-Plätze, vor allem Krippenplätze, in Wiesenfeld und Stetten. Und wir wollen die Attraktivität der oberen Hauptstraße erhöhen, dazu haben wir tolle Vorschläge erhalten.

Gibt's denn etwas Neues in Sachen Bahnhof?

Hombach: Da sprechen Sie ein großes Ziel und ein dickes Brett an. Die Gespräche mit der Bahn laufen sehr sehr zäh, aber ich bin hartnäckig und bleibe dran. In Kürze habe ich ein Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann, bei dem es um die Aufnahme in Förderprogramme geht. Ich möchte der Bahn die Situation in Karlstadt präsentieren: wie stark unsere Altstadt von der Siedlung abgeschnitten ist und wie gut wir uns auf eine Bahnhof-Neugestaltung vorbereiten. Immerhin haben wir nach jahrelangen Bemühungen die Linksabbiegespur bei Gambach geregelt bekommen.

Gibt's denn etwas, das im Anfangsjahr nicht so gut geklappt hat? Sehen Sie irgendwo Verbesserungspotenzial?

Hombach: Ich ärgere mich über die Verschmutzung der Altstadt, in der Tiefgarage, im Wald. Das ist mir ein Dorn im Auge. Darauf haben wir schon zigmal im Mitteilungsblatt hingewiesen. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen.

Danke für das Gespräch.
 
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Kommentare
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    Ich hoffe mit der Initiative "KarschtMachtMobil" wird ein bisschen frischer Wind reingeblasen... Im Mitteilungsblatt auf etwas hinweisen und sich dann wundern, dass das bei den BürgerInnen nicht ankommt... zwinkern ! Das erreicht doch kaum jemanden... Von vorgestern, da muss modernere Kommunikation her! (Unter anderem...)
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  • S. H.
    Ein wenig Selbstkritik bei der letzten Frage hätte das Interview sympathischer gemacht
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