Leser Reinhard Oppel ist bei einer Ostermontagsradtour von Würzburg über Steinfeld nach Lohr zwischen Hausen und Sendelbach, gegenüber dem Abzweig nach Mariabuchen, ein großer Haufen Hackschnitzel unter der Höchstspannungsleitung aufgefallen, wie er der Redaktion mitteilt. Mit Verweis auf die derzeit bestehende hohe Waldbrandgefahr fragt er: "Was passiert eigentlich, wenn ein großer Brand unter einer Hochspannungsleitung entsteht?" Ist ein seiner Schätzung nach acht Meter hoher Haufen dort nicht eine Gefahr für die Stromversorgung?
Wie der Haufen dorthin kommt, weiß Steinfelds Gemeindeförster Martin Volkmann-Gebhardt. Er bestehe aus den gehackten Kronen käferbefallener Fichten. "Wir haben keinen Absatz im Moment dafür", sagt er. Es gebe einfach zu viel Angebot. Eine Firma aus Arnstein hacke die Kronen und fahre sie normalerweise in Heizkraftwerke.
Steinfelds Gemeindeförster sieht keine Gefahr
Im Augenblick sei es aber so, dass die Firma in der Woche etwa 1200 Festmeter Käferholz hacke, aber nur 800 Festmeter an Kraftwerke losbringe. Deswegen wachse der Haufen dort stetig an. Volkmann-Gebhardt geht davon aus, dass ein so kompakter Haufen Hackschnitzel nicht so einfach brenne, sondern eher schwele und deshalb wohl keine Gefahr darstelle.
Davon geht auch Tennet, der Betreiber der Höchstspannungsleitung zwischen Bergrheinfeld und Aschaffenburg aus, will aber vorsichtshalber am Freitag mal die Stelle begutachten, sagt Tennet-Presseprecher Markus Lieberknecht auf Anfrage. Laut Lieberknecht komme es zum einen auf die Höhe eines solchen Haufens und die Art der eingesetzten Fahrzeuge und Maschinen an, zum anderen natürlich auf den Abstand der stromführenden Leiterseile zum Boden an der Stelle.
Tennet: Abstand zu Leitung dürfte groß genug sein
Im konkreten Fall befindet sich der Haufen nahe an einem knapp 56 Meter hohen Masten, dessen unterste Stromleitungen in rund 30 Meter Höhe hängen. Im Bereich des Holzhaufens sei also "noch ein großer Abstand vorhanden, der weit über den vorgeschriebenen Sicherheitsabständen liegt", so Tennet. Es komme immer wieder vor, dass Gefahr in Verzug sei, weil unter einer Leitung unsachgemäß gearbeitet oder Dinge gelagert würden. Lieberknecht: "Dafür haben wir feste Bereitschaften der Kollegen vor Ort, um rund um die Uhr schnell reagieren zu können."
Zwar dürfe man die Gefahr durch Feuer nicht unterschätzen, aber die Leitungen seien auch sehr robust gebaut und hätten eine Lebenszeit von 80 Jahren. "Wenn ein Feuer außer Kontrolle geraten würde, wäre die letzte Möglichkeit, den betroffenen Leitungsabschnitt kontrolliert vom Netz zu nehmen", sagt Lieberknecht. Aufgrund des in Deutschlands geltenden n-minus-1-Kriteriums, also des Vorhaltens von Leitungen, die ausfallende ersetzen können, wäre eine temporäre Abschaltung einer kompletten Leitung für einen gewissen Zeitraum möglich, ohne dass der Stromverbraucher davon etwas merkt.
Stromtrassen durch Waldgebiete werden freigehalten
Stromtrassen, die durch Waldgebiete führen wie die Leitung zwischen Bergrheinfeld und Aschaffenburg, die über weite Strecken durch den Spessart verläuft, würden in der Regel freigehalten. Dafür, so der Tennet-Sprecher, werden sie in regelmäßigen Abständen begutachtet und bei Bedarf einzelne Bäume oder ganze Bereiche zurückgeschnitten. Dies minimiere auch die Gefahr eines Feuers unterhalb der Leitung, sorge aber in erster Linie dafür, dass es zu keinen Überschlägen kommt.
