Der Bahnhof in Karlstadt wartet noch immer auf seinen barrierefreien Ausbau. Ende Januar 2023 reisten Bürgermeister Michael Hombach (CSU) sowie die beiden Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel (SPD) und Alexander Hoffmann (CSU) nach Berlin. Im Bundesverkehrsministerium trugen sie dem Parlamentarischen Staatssekretär und Bahnbeauftragten der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), ihr Anliegen vor.
Am Montag fand sich fast dieselbe Konstellation in Karlstadt zusammen – lediglich Hoffmann ließ sich entschuldigen und wurde vom Kollegen Christian Schreck (CSU) vertreten. Hombach führte die Gruppe vom Rathaus aus durch die sogenannte "Röhre" am Bahnhofsgebäude vorbei auf die Bahnsteige. Dabei erläuterte er Theurer die Gegebenheiten.
Stadt kümmert sich um die "Röhre"
Ganz ohne vorbeirauschende Güterzüge erklärte Hombach sein Anliegen beim anschließenden Austausch im großen Sitzungssaal. "Damals in Berlin äußerten wir die Bitte, den Bahnhof zu ertüchtigen und zum barrierefreien Bahnhof auszubauen", beginnt er. Die Deutsche Bahn (DB) hat klargestellt, dass die Zuwegung auf beiden Seiten über die "Röhre", also die Unterführung, Aufgabe der Kommune sei. Hombach möchte daher auf diesem Areal auch in Vorleistung gehen und einen kommunalen Beitrag leisten. "Dann kann das Gesamtprojekt ja eigentlich gar nicht mehr abgelehnt werden", meint er.
Hombach und Marco Amrhein, Fachbereichsleiter für Bauwesen und Stadtentwicklung, trafen sich vor wenigen Wochen in Würzburg mit Heike Steinhoff, der Bahnhofsmanagerin in Bamberg und Würzburg sowie Stefanie Ehlert, Leiterin Vertrieb Mobility beim neuen Tochterunternehmen DB Infra Go. Sie stellten in Aussicht, dass Gleis 1 im Jahr 2024/2025 barrierefrei ausgebaut werden soll. Anschließend sollen die Gleise 2 und 3 bis ins Jahr 2030 fertiggestellt werden – inklusive Aufzug. So soll auch der Radtourismus den Bahnsteigen 2 und 3 mitgedacht werden und von besserer Mobilität profitieren.
Theurer hofft auf baldige Umsetzung
Theurer zeigte sich begeistert vom kommunalen Engagement, sein Lieblingsthema "Schiene" voranzubringen. Er sehe gute Chancen, dass der Ausbau des Karlstadter Bahnhofs, einem von 1800 priorisierten Zukunftsbahnhöfen in Deutschland, wie erhofft bezuschusst wird. "Sollten wir von der DB das Signal bekommen, dass der Bahnhof im Programm Zukunftsbahnhöfe gefördert werden kann, möchte ich ihnen signalisieren, dass wir das dann auch tun und schnellstmöglich in die Umsetzung gehen möchten."
Konkret sollen die Bahnsteige auf den Nahverkehrsstandard von 76 Zentimetern angehoben werden, für die Erschließung des Mittelbahnsteigs soll es einen Aufzug geben. "An den Bahnsteig können wir aber erst ran, wenn es eine Sperrpause gibt. Das funktioniert natürlich nicht mit vorbeirauschenden Güterzügen", erklärt Theurer, der aktuell mit Grobkosten von insgesamt 13,5 Millionen Euro rechnet.
Auch die Nutzung des Bahnhofsgebäudes ist schon lange Thema in Karlstadt. Die Stadt hatte der Bahn mehrmals angeboten, das Gebäude abzukaufen. Spätestens seit einem Beschluss im Sommer 2022, keine Bahnhofsgebäude mehr zu veräußern, ist das Thema aber durch. "Wir stecken in den Vorbereitungen für den Ausbau der Bahnhofstraße und auch eine neue Nutzung des Gebäudes hätte dabei eine große Außenwirkung. Aktuell steht das Gebäude leer und hat keinen Charme", meint Hombach.
Nutzung des Bahnhofsgebäudes klären
Theurer ist ebenfalls der Meinung, dass mit dem Gebäude etwas passieren muss und empfindet es als "ein Unding, dass da nichts drin ist". Die Frage, die sich stellt, ist die der Nutzung. Alle Gebäude, die nicht dem Verkehr dienen, sollten auch anderweitig genutzt werden – zum Beispiel für Wohnungen oder Büroräume, so der 57-Jährige. Dass die DB das Gebäude behält, dürfe aus seiner Sicht nicht dazu führen, dass es "weiter vor sich hin dümpelt". Zwischenzeitlich hatte die Stadt auch vorgeschlagen, dort die Tafel unterzubringen.
Für eine Ausweitung des Bereichs, in dem der neue Aufzug entstehen soll, sprach sich Bernd Rützel aus. "Man muss genügend Platz drumherum einplanen, um mit dem Fahrrad oder dem Kinderwagen reinzukommen, das muss großzügig ausgestaltet werden", sagt er. Wenn das Thema Fahrrad im Fokus steht, mahnt er zudem, auch Abstellplätze für Roller nicht aus den Augen zu verlieren.
Insgesamt ist Rützel froh, "bei Kilometer 40 von einem Marathon" angekommen zu sein, was den Projektanlauf betrifft. "Schließlich ist Karlstadt nicht nur Kreisstadt, sondern auf dieser Strecke fahren auch noch die meisten Züge in ganz Deutschland", erinnert er die Anwesenden.