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Lohr
Helmut Sorg ist tot: Öffentlichkeitsscheu, aber erfolgreich
Mit seinem Bruder Karl-Heinz Sorg führte er das Familienunternehmen aus Lohr an die Weltspitze des Glasofenbaus. Jetzt ist Helmut Sorg im Alter von 80 Jahren gestorben.
Helmut Sorg ist im Alter von 80 Jahren gestorben.
Foto: Sorg-Gruppe | Helmut Sorg ist im Alter von 80 Jahren gestorben.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:25 Uhr

Als weitsichtig und geradlinig wird er beschrieben, als ein "großer Unternehmer mit hohem Sachverstand und Weitblick", hoch geschätzt bei seinen Geschäftspartnern und den Mitarbeitern der Unternehmensgruppe Sorg. Am 16. Juli ist Helmut Sorg, langjähriger geschäftsführender Gesellschafter des Glasofenbauers aus Lohr, gestorben – "völlig unerwartet", wie das Familienunternehmen Ende vergangener Woche mitteilte. Helmut Sorg wurde 80 Jahre alt. 

Bis zuletzt aktiv

"Bis zuletzt" habe er das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Karl-Heinz Sorg und seinem Sohn Alexander Sorg geführt, geht aus der Traueranzeige hervor. Wobei die Homepage des Unternehmens seinen Sohn Alexander als derzeit alleinigen Geschäftsführer ausweist.

Nach seinem Studium an der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen war Helmut Sorg 1964 als Diplom-Ingenieur in das damals noch kleine Familienunternehmen eingetreten. "Vom ersten Tag an war sein Handeln von der Vision bestimmt, das Geschäft zu internationalisieren", heißt es in der Pressemitteilung der Firma. Sein Augenmerk habe immer der Entwicklung zukunftsweisender Technologien der Glasschmelze gegolten.

Inhaber vieler Patente 

Helmut Sorg (rechts) im Jahre 2006, hier mit dem chinesischen Minister Zhang Renwei.
Foto: Sorg-Gruppe | Helmut Sorg (rechts) im Jahre 2006, hier mit dem chinesischen Minister Zhang Renwei.

In jungen Jahren habe er die technische Abteilung verantwortet. Auf seine Initiative hin seien "zahlreiche Innovationen" entwickelt worden. "Viele Patente tragen auch seinen Namen." Er und sein Bruder Karl-Heinz machten daraus ein Mutterunternehmen mit mittlerweile fünf Tochterbetrieben mit weltweit 480 Beschäftigten, jüngsten Informationen zufolge davon rund 200 am Stammsitz in Lohr. Die Kunden sitzen in 70 Ländern der Welt, vier von fünf Aufträgen kommen aus dem Ausland. 

In zwei Jahren kann gefeiert werden: 150 Jahre Glasofenbau Sorg

Gegründet wurde das Unternehmen 1872 von Nikolaus Sorg, dem Urgroßvater von Helmut und Karl-Heinz, in Breitenbach im Thüringer Wald. Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs entschied sich beider Vater, Emil Sorg, aus der russischen Besatzungszone nach Bayern umzusiedeln. Nach Anfangsjahren in Pflochsbach kaufte Sorg 1960 das heutige Firmengelände an der Stoltestraße in Lohr. In Gemünden sind Werkstatt, Lager, Versand und Service angesiedelt. 

Ein Foto des Firmengründers: Nikolaus Sorg ist der Vierte von links mit Wasserwaage und Senklot in den Händen. 
Foto: Sorg-Gruppe | Ein Foto des Firmengründers: Nikolaus Sorg ist der Vierte von links mit Wasserwaage und Senklot in den Händen. 

Eigenen Angaben zufolge ist Sorg heute "internationaler Marktführer im Glasofenbau", entsprechend auch einer der wichtigsten Gewerbesteuerzahler der Stadt. In der Öffentlichkeit allerdings wird die Firma – und werden noch weniger die führenden Persönlichkeiten – kaum wahrgenommen.

Eine der wenigen Pressemitteilung der letzten Jahrzehnte datiert aus dem Jahr 2006, als Sorg eine Delegation der chinesischen Baustoffindustrie unter Leitung von Minister Zhang Renwei, dem Präsidenten der Vereinigung der Chinesischen Baustoffindustrie, in Lohr empfing. 2012, im 140. Jahr nach Gründung des Unternehmens, meldete Sorg einen Rekordumsatz von mehr als 100 Millionen Euro

Grundstückskauf ist seit kurzem notariell

Zuletzt machte das Unternehmen Schlagzeilen, nachdem der Stadtrat ihm im Juli 2018 beim Verkauf einer 1,8 Hektar großen Fläche im Lohrer Industriegebiet Süd den Zuschlag gegeben hatte. Vollzogen wurde der Handel erst in diesem Monat: Den Notartermin am 8. hat Seniorchef Helmut Sorg noch erlebt, die Zustimmung des Stadtrats in nichtöffentlicher Sitzung am 22. jedoch nicht mehr.

Alexander Sorg setzt nicht nur die Familientradition als Firmenchef fort. Er folgt seinem Vater auch in puncto Zurückhaltung: Sämtliche Nachfragen zur Person seines Vaters und aktuellen Firmendaten erteilte er eine Abfuhr und ließ ausrichten, den vorgefertigten Pressetext oder aber lieber nichts zu veröffentlichen. 

 
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