„Dieses Thema verfolgt uns in Marktheidenfeld und im ganzen Landkreis Main-Spessart“, begrüßte Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab Kommunalpolitiker und Ärzte sowie als wichtigsten Gast Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml am Donnerstag im Hotel „Zur schönen Aussicht“ in Marktheidenfeld. Er meinte die ärztliche Versorgung auf dem Land – vom Hausarzt bis zum Krankenhaus. Von Huml wollten Schwab und die Anwesenden wissen, welchen Beitrag der Freistaat leiste, um diese auf Dauer sicherzustellen.
Die Ministerin, selbst Ärztin, konnte hier auf eine ganze Reihe von Anstrengungen hinweisen. Unter anderem auf das Förderprogramm zur Zulassung im ländlichen Raum, das die Ärzte mit 60 000 Euro unterstützt. 49 Niederlassungen in Unterfranken konnten bislang davon profitieren. Oder die 600-Euro-Stipendien für angehende Mediziner, die sich als „Landarzt“ verpflichten. Bayernweit sind das 149, in Unterfranken 19. Mehr Studienplätze für Mediziner oder eine Landarztquote – auch hier komme man voran.
Durchschnittsalter macht Sorgen
Der Mangel an Medizinern ist das eine Problem, das andere das Alter der Praktizierenden. Thorsten Schwab nannte Zahlen: Die Versorgungsquote bei den Hausärzten im Bereich Marktheidenfeld liegt bei 117,9 Prozent, das Durchschnittsalter der Ärzte bei 59,4 Jahren. In Gemünden liegt die Quote bei 114,5 Prozent (55,8 Jahre), in Karlstadt bei 108,7 Prozent (52,9 Jahre) und in Lohr bei 101,4 Prozent (57,2 Jahre). Ab 110 Prozent gelten Bereiche als überversorgt, werden keine neuen Zulassungen erteilt. Annalena Hauser von der Kommunalen Allianz Marktheidenfeld brachte es auf den Punkt: „Wie können wir den Übergang von der Überversorgung zur drohenden Unterversorgung gestalten?“
Den meisten Anwesenden wäre es am liebsten, die Planungsbereiche würden ganz abgeschafft. „Die ganze Planerei passt hinten und vorne nicht“, klagte Kreuzwertheims Bürgermeister Klaus Thoma. Und für Mediziner Thomas Schmitt ist es schon „zu viel Reglementierung und Regulierung“. Ministerin Huml wies darauf hin, dass es schon Änderungen bei den Planungsbezirken gegeben habe und diese letztlich ja eingeführt wurden, um die Landflucht bei den Ärzten zu verhindern.
Prämien auch für Zusammenschlüsse
Allerdings räumte sie ein: „Planbereiche sind etwas Nerviges.“ Einen Lösungsweg für den von Hauser angesprochenen Konflikt sah Huml in einer Härtefallregelung. Mit Hinweis auf die Entwicklung und auf die Demografie könnte in einzelnen überversorgten Bereichen eine Förderung der Zulassung möglich sein. Außerdem werde Mitte 2019 von Förderung auf Prämien umgestellt. Dadurch könnten dann auch Zusammenschlüsse von Ärzten und Kooperationen vor Ort, wie sie heute von vielen jungen Ärzten angestrebt würden, Geld bekommen.
Das könnte der Forderung von Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder entgegenkommen: „Vor Ort individuelle Lösungen zu finden, das muss möglich sein.“ Huml informierte, dass auch über Zuschüsse an Kommunen für ärztliche Einrichtungen im Rahmen der Dorferneuerung oder der Stadtbauförderung beraten werde. Mit vor Ort war Gunnar Geuter vom Kommunalbüro für ärztliche Versorgung. Eine Chance, die Gräfendorfs 2. Bürgermeister Johannes Wagenpfahl gleich ergriff und den Mann aus dem Ministerium befragte, was die Gemeinde tun könne, um den Arzt im Ort zu halten.
Zentralklinikum ist Thema im Kabinett
Die Zusicherung, die Schmidt-Neder wollte, dass es 2019 mit dem Zentralklinikum in Lohr losgehe, konnte Huml nicht geben. Über die im Raum stehenden 100 Millionen Euro werde im Juli im Kabinett beraten. Da wolle sie nicht vorgreifen. So viel sagte sie aber doch: „Es ist absehbar und wir haben gute Unterlagen bekommen.“