Für Harfenistin Anne Kox-Schindelin geht ein Lebensabschnitt zu Ende: Nach 28 Jahren verlässt sie Zellingen und zieht in Richtung Schweinfurt. Dort hat sie die Stelle der Harfenlehrerin der städtischen Musikschule übernommen und will näher an ihrer Arbeitsstelle leben. In einem Gespräch gibt sie einen Einblick in ihr Leben und beschreibt ihre Liebe zum Instrument.
"Wir vier Kinder sind in dem musikalischsten Haushalt aufgewachsen, den ich je kennengelernt habe", sagt sie. Die Mutter war Sängerin mit absolutem Gehör, hat täglich gesungen und sich am Klavier begleitet, sodass die musikalische Ausbildung im eigenen Haus begann. Es wurden viele unterschiedliche Stile musiziert – von historischen Tänzen, Barock, Klassik bis hin zur alpenländischen Stubenmusik. Der Vater war Pfarrer in Würzburg, spielte selbst viele unterschiedliche Instrumente und förderte jede musikalische Weiterbildung der Kinder.
Eine Kindheit zwischen verschiedenen Instrumenten
"Bei uns zuhause gab es zeitweise über 100 Instrumente, vom Klavier über Streich- und Blasinstrumente, Zupfinstrumente und natürlich war auch das Orff-Instrumentarium vertreten." An den Wänden der Wohnung seien mehr Instrumente als Bilder gehangen. "Und wir durften sie alle spielen", so die Musikerin.
Zur Harfe, der großen Liebe ihres Lebens, kam sie als sie mit elf Jahren zum ersten Mal live ein Solokonzert der Professorin Giselle Herbert von der Musikhochschule Würzburg auf der Konzertharfe hörte. Dass sie nach der Schulzeit bei eben dieser Hochschullehrerin Harfe studierte, verstand sich fast von selbst.
Musikerin Kox-Schindelin hat in der Region Spuren hinterlassen
Anne Kox-Schindelin ist diplomierte Harfenistin und Musikpädagogin mit Hochschuldiplom. Musik, Beruf und Familie führten sie auf Wanderschaft: Von Würzburg ging es zunächst nach Zellingen, dann nach Brühl ins Rheinland, zurück nach Zellingen und jetzt nach Schweinfurt. In der Musikschule Kleinostheim bei Aschaffenburg war sie 27 Jahre lang als Harfenlehrerin tätig. Sie leitete in Zellingen 20 Jahre lang "S´Chörle", das in Gottesdiensten und Konzerten auftrat und acht Jahre lang den Kinderchor, der in Gottesdiensten und Musicals zu hören war.
Die Musikerin hat in der Region ihre Spuren hinterlassen. Sie tritt mit konzertanter Musik als Solokünstlerin auf, aber auch gemeinsam mit anderen, unter anderem mit der Märchenerzählerin Karola Graf aus Himmelstadt. Zu hören ist sie in Konzertsälen, Kirchen, Gottesdiensten, open-air oder an privaten Veranstaltungsorten. Eine Herzensangelegenheit ist ihr beispielsweise das traditionelle, fast schon intime Neujahrskonzert am Dreikönigstag in der Karlstadter Otto-und-Anna-Herold-Altersheim-Stiftung.
Kox-Schindelin arrangiert bekannte Stücke der Pop- und Filmszene
Sie schreibt auch Noten: Weil es moderne Musikstücke selten explizit für Harfe gibt, arrangiert sie bekannte Stücke aus der Pop- oder Filmszene, etwa "Hotel California" oder "Sound of Silence".
Wieso ausgerechnet die Harfe? "Der authentische Klang der Saite – direkt gezupft mit den Fingerkuppen wie schon vor 3000 Jahren – hat auf mich die Wirkung wie bei König David. Die Harfenklänge sind Heilung für mich. Zudem fasziniert mich die Vielfalt der Möglichkeiten, die weltweit auf den unterschiedlichsten Arten von Harfen gespielt werden", sagt Kox-Schindelin.