
Eigentlich war die Erdbeer-Ernte in diesem Jahr sehr gut. Das Wetter war sonnig und nicht zu nass, denn das mögen die Erdbeeren gar nicht - schnell werden sie faulig. "Vom Geschmack her waren die Erdbeeren super", sagt Inge Väth aus Hafenlohr. Und dennoch ist die Stimmung bei den Produzenten in Main-Spessart getrübt.
Denn das Erdbeer-Geschäft lohnt sich immer weniger, da die Abnahmepreise für den Handel seit einigen Jahren unverändert sind. Erdbeeren brauchen ganz viel Handarbeit und das sorgt für hohe Kosten: "Wir müssen alles mit der Hand machen, das ist fast nicht mehr bezahlbar", erklärt Inge Väth. Ihr Sohn Alexander kümmert sich inzwischen um den Erdbeer-Anbau, die Anbaufläche haben sie in den vergangenen Jahren schon ein wenig reduziert. In diesem Jahr war die Saison vor allem kurz, berichtet Väth. Da sie nur eine Sorte anbauen und keine Folien einsetzen, um früher ernten zu können, war die Erntezeit bei den Väths ohnehin schon immer kürzer als bei anderen Produzenten.
Dass zu den Väths vor allem Selbstpflücker kommen, hilft jedoch dabei, die Verkaufspreise gering zu halten. Ein Schälchen eigens gepflückte Erdbeeren kostet bei den Väths 1,80 Euro, bei größeren Abnahmemengen nur 1,50 Euro. Bereits gepflückte Früchte gab es in Hafenlohr in diesem Jahr für 3,20 Euro.
Nicht jeder kann sich regionale Erdbeeren noch leisten
Auch Marion Gold vom Obst- und Spargelhof Gold im Karlstadter Stadtteil Karlburg macht sich Sorgen: "Es ist natürlich ein Problem, wenn die Preise stagnieren, aber unsere Kosten hochgehen." Eine immer größere Konkurrenz für die Erdbeeren aus der Region ist auch die Ware aus dem Ausland, die im Supermarkt sehr günstig verkauft werde, berichtet Gold. "Viele unserer Kunden legen Wert auf Regionalität", sagt Gold. Doch es gebe auch angesichts der hohen Inflation viele Menschen, die sich einfach nur die günstigeren Erdbeeren leisten könnten. "Die Ware aus dem Ausland sieht ähnlich aus und ist auch von der Qualität nicht schlecht, aber deutlich günstiger", äußert Gold Verständnis.
Viele Produzenten versuchen deshalb, sich stärker auf die Direktvermarktung über Hofläden und Straßenstände zu konzentrieren. Im Laden des Obst- und Spargelhofs Gold hat die 500-Gramm-Schale Erdbeeren in dieser Saison zwischen 3 Euro und 3,80 Euro gekostet. "Hier können wir die Preise selbst festlegen, da ist noch alles gut", berichtet Marion Gold. Die Kundschaft im Hofladen sei treu und habe Verständnis, dass man die gestiegenen Kosten in der Produktion auch weitergeben müsse.

Peter Stenger aus dem Lohrer Stadtteil Halsbach baut auf rund zwei Hektar Erdbeeren an. Er setzt schon immer auf die Direktvermarktung und verkauft seine Früchte frisch am Feld, am Wochenmarkt und im Hofladen. In diesem Jahr hat er außerdem seine Ware zum ersten Mal über einen Erdbeer-Automaten verkauft. Von den geringen Preisen, die im Einzelhandel gezahlt werden, ist er also nicht direkt betroffen. Die Auswirkungen bekommt er aber dennoch zu spüren.
Lohnkosten sind der größte Posten beim Erdbeer-Anbau
„Grundsätzlich haben wir viele Kunden, die es schätzen, dass die Erdbeeren direkt vor der Haustür frisch angebaut werden und das auch mit dem entsprechenden Preis honorieren“, sagt Stenger. Wenn aber die Discounter mit der extrem günstigen Ware aus dem Ausland werben, fragen die Kunden auch bei Stenger nach, warum sein Obst deutlich mehr kostet. „Wenn wir dann erklären, warum wir viel höhere Kosten haben, verstehen das manche, aber manche eben auch nicht“, so der Obstbauer. Der Verkauf sei gut gestartet in dieser Saison. Doch sobald die Preise im Handel gefallen sind, hat er das auch an der Nachfrage gemerkt, so Stenger.

Denn der größte Kostenfaktor beim Anbau von Erdbeeren sind auch bei ihm die Lohnkosten. Der vergleichsweise hohe Mindestlohn in Deutschland sorgt dafür, dass deutsche Erdbeeren teilweise doppelt so viel kosten wie die Ware aus dem Ausland. Die Discounter würden die Ware aus dem Ausland aber so günstig einkaufen, dass die Marge für diese Produkte immer höher sei als für die regionalen, egal wie günstig diese im Verkauf dann letztendlich angeboten werden, lautet Stengers Einschätzung.
Heimische Beerenbauern reduzieren Anbaufläche
Das führe wiederum dazu, dass viele heimische Beerenbauern ihre Fläche reduzieren und immer mehr Obst importiert wird. „Wozu die Abhängigkeit aus dem Ausland führen kann, haben wir ja jetzt beim Gas gesehen“, so Stenger. Auch wenn Gas und Erdbeeren nicht eins-zu-eins vergleichbar sind: Da müsse man sich schon fragen, ob man diese Abhängigkeit wolle. Problematisch findet Stenger auch, dass nicht nur aus den europäischen Nachbarländern importiert wird, sondern auch immer mehr aus weit entfernten Staaten wie Chile, Peru oder Mexiko.
Alles schlecht reden möchte Stenger aber nicht: „Die Direktvermarkter stehen deutlich besser da.“ Die Ernte ist gut gelaufen und auf seinem Hof baut er auch noch viele andere Obstsorten an. Der Großteil der Erdbeerernte für diese Saison ist gelaufen. „Zurzeit verkaufen wir keine Erdbeeren mehr, aber wir haben nochmal einen frischen Satz ausgebracht, von dem wir Ende Juli/Anfang August noch einmal ernten wollen.“
Und wenn hier der Anbau sich ohnehin nicht lohnt, warum stellen unsere Landwirte nicht um auf die Erzeugung von Lebensmitteln, die mit Maschinen geerntet werden können.
Die Ökobilanz wird sich kaum ändern, ob das Flugzeug nun halb oder voll mit Erdbeeren beladen zu uns kommt. Dafür verzichten wir auf die immensen "Bewegungen" von Arbeitskräften, die dann nicht mehr quer um die Welt jetten müssen, um unser "Gemüse" zu ernten und schicken das Flugzeug, das die Erdbeeren gebracht hat mit unseren maschinell geernteten Produkten zurück.
Sie muß lauten: "Lohnt sich das arbeiten in Deutschland überhaupt noch?"
- höchsten Lohnnebenkosten
- höchsten Steuern
- höchste Stromkosten
- späteste Rente
- niedrigste Rente
- geringstes Vermögen
Wozu arbeiten?
Aufwachen, das ist ein Alptraum.
Mindestlohn in Deutschland: 10,45 Euro, bald 12 Euro
Noch Fragen?
schon mal dran gedacht, dass wir hier in D auch relativ hohe Mindestlebenshaltungskosten haben, die durch die Ukraine-Spezial-Operation nicht gerade sinken?
Irgendwann fliegt uns dieses ganze Billig-billig-billig noch furchtbar um die Ohren. Alle nur am Jammern - die einen weil niemand mehr die Preise zahlen will die sie gerne hätten, die anderen, weil sie sich das nicht (mehr) leisten können. Und eine Handvoll Leute, die das abgegriffene Geld in Form von "Finanzprodukten" für sich arbeiten lässt, zahlt einen lächerlichen Steuersatz dafür und wird reicher und reicher und die Regierungen fürchten sich, da was dran zu ändern, weil diese Leute könnten ja dem jeweiligen Land den Rücken kehren und irgendwohin auswandern, wo die Steuern niedriger sind. Hand aufs Herz: wäre das so schlimm - oder fürchten sich die Regierenden nur davor, dann selber irgendwohin auswandern zu müssen, wo ihr Besitz nicht ganz so sicher ist wie hierzulande?
Unsinn