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Marktheidenfeld
Grüne: Wendepunkt ist beim Klinikum überschritten
Die Kreistagsfraktion spricht von unnötigem Vertrauensverlust in der Bevölkerung, bei Ärzten und Personal und fordert eine verlässliche und konsequente Transformationspolitik.
Über den Dächern von Lohr: Blick vom Schloss auf das Krankenhaus des Landkreises.
Foto: Roland Pleier | Über den Dächern von Lohr: Blick vom Schloss auf das Krankenhaus des Landkreises.
Bearbeitet von Joachim Spies
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:22 Uhr

"In einem sensiblen Thema wie der Gesundheitspolitik des Landkreises gilt es, die harten von den weichen Fakten zu trennen, korrekte Zahlen zu veröffentlichen und pauschale Aussagen zu vermeiden." Das schreiben die Fraktionsvorsitzenden der Grünen-Kreistagsfraktion Gerhard Kraft (Laudenbach), Susanne Rinno (Marktheidenfeld) und Christian Baier (Karlstadt) in einer Presseerklärung. Sie reagieren damit auf die Pressemitteilung der CSU-Kreistagsfraktion zum Thema Klinikum. 

Zu den harten Fakten gehöre, dass 2014 im Werkausschuss des Kreistages, in der Neubau-/Renovierungsdiskussion vom beauftragen Architekturbüro Sander-Hofrichter (identisch mit dem heute für den Neubau verantwortlichen Architekturbüro) der Neubau eines 300 Bettenhauses auf der grünen Wiese mit 77,2 Millionen Euro, eine Zentralisierung mit Umbau zu 300 Betten am bestehenden Standort Lohr mit 62,7 Millionen Euro und die Renovierung des 200 Bettenhauses Lohr mit 43,9 Millionen veranschlagt wurde. Damals wurde, so schreiben die Grünen, auch versichert, dass ein renoviertes und erweitertes 300-Betten Zentralkrankenhaus am alten Standort dem baulichen und medizinischen Standard eines Neubaus entsprechen würde.

Kostenmehrung beim Klinikneubau eindämmen

Die Kosten des Neubaus haben sich seither etwa verdoppelt. Die Grünen vermuten, dass auch die Renovierungskosten gestiegen wären, aber ein am Standort renoviertes 280-Bettenhaus wahrscheinlich jetzt schon im Betrieb wäre, da alle Ausschreibungen, Genehmigungsprozeduren, Grunderwerb, Infrastrukturschaffung etc. eines kompletten Neubaus auf der grünen Wiese so nicht erforderlich gewesen wären. Leider zeige die Erfahrung mit öffentlichen Projekten, dass am Ende die tatsächlichen Kosten die Prognose oft überstiegen. Christian Baier: „Der Klinikneubau ist das größte Einzelprojekt in der Geschichte des Landkreises und das bei schwierigen Haushaltsbedingungen in den nächsten Jahren. Deshalb ist es unabdingbar, das Neubauprojekt eng durch unabhängige fachliche Begleitung zu kontrollieren, Fehler zu vermeiden und eine Kostenmehrung einzudämmen.“

Zu den weichen Fakten gehöre, dass die Patientinnen und Patienten entscheiden, wem sie ihr Vertrauen schenken. Gerhard Kraft: „Seit dem Zentralisierungsbeschluss sind jetzt über fünf Jahre vergangen. Im Lohrer Krankenhaus, jetzt bereits faktisch Zentralkrankenhaus, wird ständig umgebaut und investiert, um die erforderlichen Strukturen für die adäquate medizinische Versorgung bis zum Neubaubezug zu erhalten.“ Bis vor Corona seien die Patientenzahlen in Lohr gestiegen. Bärbel Imhof: "Die grüne Kreistagsfraktion sprach sich schon beim Zentralisierungsbeschluss im Dezember 2015 für ein dringend notwendiges Übergangsmanagement, also für ein ,Transformationskonzept' aus. Vertrauen schaffen durch nachvollziehbare Entscheidungen und mit einem klaren Zeitplan.“

Plötzliches, planloses und zerstörerisches Handeln

Politisch gehandelt wurde dann aber nach Ansicht der Grünen "plötzlich, ohne Plan, hektisch und teilweise zerstörerisch, also disruptiv, vor allem in Karlstadt". Schlagartig habe man die gültige Beschlusslage verlassen und Tatsachen geschaffen. Die verantwortliche Klinikleitung sei der jeweiligen persönlichen Einstellung gefolgt und hinterließ verbrannte Erde. Vergeblich hätten die Grünen lange Zeit als Einzige hier mehr Transparenz und Kommunikation angemahnt. Vertrauensverlust in der Bevölkerung, bei den Beschäftigten und Patienten sei die Folge gewesen.

Ohne Vertrauen in Entscheidungen sei alles Makulatur, so Baier. „In diesem Zusammenhang wollen wir nochmal an die Bedeutung des Masterplans für das Klinikum erinnern. Nur verlässliche Planung mit Offenheit und politischer Kontrolle der Verantwortlichen schafft Vertrauen.“

Es braucht Vertrauen in der Bevölkerung, bei Ärzten und Patienten

„Entscheidend für den Erfolg des Klinikneubaus und des Nachnutzungskonzepts in Marktheidenfeld sind nicht alleine die Investitionssumme oder der Standort", schreibt Susanne Rinno in der Presseerklärung. Entscheidend sei das Vertrauen der niedergelassenen Ärzte, Patienten und der Bevölkerung in das Team des Klinikums und die medizinischen Leistungen, die erbracht werden. Das sei durchaus schon an der bisherigen Entwicklung in Lohr erkennbar.

Baier: „Es gibt bei jedem Weg den Punkt ohne Wiederkehr. Dieser Punkt ist beim Klinikum Main-Spessart schon lange überschritten. Transformation nicht Disruption ist das Gebot der Stunde. Eine konsequente, transparente, und verlässliche Transformationspolitik für die beiden Altstandorte Lohr und Marktheidenfeld ist die Voraussetzung für die Versorgungsqualität jetzt und in Zukunft.“

 
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  • H. M.
    der Beschluss ist damals partei- und ! landkreisübergreifend mehrheitlich getroffen worden. Thema sollte jetzt sein den Neubau und die Nachnutzung in die richtigen Bahnen zu lenken. Für Altstandorte " ist der Punkt zur Wiederkehr lange überschritten".
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  • C. D.
    Warum sind sie " die Grünen " dann nicht vorher schon eingeschritten , wenn Beschlüsse einfach übergangen oder nicht eingehalten worden sind ?
    Wenn sich nun die Kosten jetzt schon fast verdoppelt haben , wie lange schaut man dann noch zu.
    Von der Bevölkerung erwartet man das sie alles klaglos hinnimmt, was die Parteien über die Jahre uns alles in dieser Hinsicht besonders " Masterplan " vorgegaukelt haben,
    den es anscheinend bis heute nicht gibt !
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  • C. B.
    @ diener: Wir sind eingeschritten und zwar schon ganz am Anfang. Hatten immer wieder den Übergangsplan für Karlstadt und Marktheidenfeld gefordert, besonders unter Miteinbeziehung der dort tätigen Ärzte und Ärztinnen. Wie Sie sicherlich wissen, braucht es in demokratischen Gremien Mehrheiten, um Dinge zu verändern. Im Bericht steht ja auch, dass wir uns nicht durchsetzen konnten. Was meinen Sie dann mit „Nicht Einschreiten“. Der Masterplan wird in Kürze beraten und beschlossen. Auch darauf drängen wir schon seit Oktober 2020. Im Übrigen wurde er auch schon in den Medien vorgestellt, Nur beschlossen ist er eben nicht. Das muss erfolgen, damit alle wissen wo die Reise hin geht. Nur so ist wieder Vertrauen zu gewinnen.
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