Der Protest gegen die Politik der Bundesregierung nimmt Fahrt auf. Neben Landwirten fordern mittlerweile auch andere Unternehmen, Handwerksbetriebe und Gastronomen eine Richtungsänderung in der deutschen Bundespolitik. In diesem Zusammenhang fand am Samstag um die Mittagszeit auf der Martinswiese in Marktheidenfeld eine Kundgebung statt.
Nach einer gemeinsamen Schätzung von Polizei und Veranstalter nahmen rund 1500 Menschen mit etwa 500 Traktoren sowie einigen Lastkraftwagen (Lkw) und anderen Geschäftsfahrzeugen teil. Mit teils markigen Sprüchen forderten die Redner eine komplett andere Politik – und erhielten dafür immer wieder lautstarken Applaus des Publikums.
Kritik an Streichung der Agrardiesel-Beihilfe und Bürokratisierung
"Es läuft nicht nur in der Agrarpolitik falsch, es läuft in der ganzen Regierung falsch", schmetterte Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, ins Mikrofon. Er warf der Ampel-Regierung eine ideologisch aufgeladene Politik vor. Nicht nur die Streichung der Agrardiesel-Beihilfe kritisierte Felßner scharf, "das ist ein Skandal", sondern auch ausufernde Bürokratisierung. "Wir brauchen einfachere Regelungen, sonst können wir uns nicht mehr bewegen." Dies gelte nicht nur im Bereich Landwirtschaft.
Aktuell baue sich der Wohlstand in Deutschland auf fossilen Energien auf, sagte der Bauernpräsident. Das müsse sich ändern, eine Energiewende sei nötig. Seine Vorstellungen einer grünen Bioökonomie sehen unter anderem Rapsöl als Treibstoff für Traktoren vor. "Das hat man uns kaputtgemacht."
Felßner: Versorgungssicherheit ist Basis für Wohlstand und Demokratie
Die Bauern seien in der Lage, die Menschen in Deutschland mit Essen aus guten Rohstoffen sowie mit Energie zu versorgen und dabei die Natur intakt zu halten, so Felßner. "Aber umsonst können wir das nicht." Versorgungssicherheit sei die Basis für Wohlstand und Demokratie, betonte er. Mit dem Ziel, diesen Zustand zu erhalten, appellierte er an die Ampel-Regierung und insbesondere an die Grünen: "Hört auf mit euren Ideologien."
Vor dem Hintergrund, dass die Bauern immer wieder den Vorwurf zu hören bekommen, sie würden mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache machen, sagte Felßner klar und deutlich: "Wir sind die Mitte der Gesellschaft. Wir sind bunt."
Hoteliers und Gastronomen fordern Senkung der Mehrwertsteuer
"So kann es nicht mehr weitergehen, wir alle ersticken in Bürokratie", meinte Birgit Fleischmann-Müssig von der Kreisstelle Main-Spessart des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Gemeinsam mit Eberhard Imhof forderte sie eine Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent wie zu Corona-Zeiten.
"Liebe Ampel, wir haben die Schnauze voll", polterte der Geschäftsführer des Metzgerhandwerks Bayern, Lars Bubnick. Viele Metzger hätten ihren Betrieb aufgegeben, weil sie von der Bürokratie erstickt worden seien. Schuld daran sei die "ungenügende Politik" der Ampel-Regierung, die seit ihrem Bestehen 11.000 zusätzliche Beamtenstellen mit Mehrkosten von sieben Milliarden Euro geschaffen habe.
Brauereibesitzer fordert Praktikum für Entscheider
Er hoffe, "dass Hopfen und Malz in Berlin noch nicht verloren sind", meinte Brauereibesitzer und Diplomlandwirt Hanskarl Freiherr von Thüngen. Seiner Einschätzung nach täte es allen "oberschlauen" Entscheidern in Berlin gut, nur einen Tag lang ein Praktikum in der Landwirtschaft, in einer Brauerei oder einer Metzgerei zu absolvieren.
Momentan sei ihm nicht nach Lachen zumute, sagte der Erlenbacher Entsorgungs- und Recycling-Unternehmer Marco Väth. Denn es sei nicht fünf vor zwölf, sondern "bald Feierabend". Als Beispiel für seine düstere Sichtweise nannte er die seit zwei Monaten geltende neue Ersatzbaustoffverordnung, die dazu führe, dass Bauschutt, der früher wiederverwendet werden konnte, nun auf Deponien gebracht werden müsse.
Polizei: Störungs- und unfallfreie Versammlung
Musikalisch und auch in der Sache wurden die Protestierenden unterstützt von den "Dorfrockern". Organisiert wurde die Kundgebung vom Bayerischen Bauernverband (BBV), dem Verein Landwirtschaft verbindet Bayern (LSV) und der Vereinigung Bürger, Bauern, Mittelstand (BBM).
Die Versammlung verlief störungs- und unfallfrei, meldete Michael Zimmer, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Marktheidenfeld am Samstagnachmittag. Lediglich bei der An- und Abreise der Teilnehmenden sei es aufgrund der Vielzahl von Fahrzeugen kurzfristig Verkehrsbehinderungen gekommen. Zimmer lobte das gute Zusammenwirken mit der Versammlungsleitung und den eingesetzten Ordnern.
" Und wir haben die Radikalen und Rechten aus unseren Protesten rausgehalten, obwohl sie versucht haben, uns zu entern oder Trittbrett zu fahren. Wenn man Proteste wie in Frankreich andenkt, würde man vielleicht die Bevölkerung hinter sich verlieren."
Niemand will hier für die AfD demonstrieren und für irgendwelche Umsturzfantasien wie Sie haben Frau Scherendorn .
Niemand von den Demokraten will das Geschwurbel haben das Sie verbreiten.
Übrigens: Ich bleibe, auch wenn's schwer fällt, beim in Deutschland üblichen Höflichkeits-Sie zwischen Menschen, die sich nicht kennen. Wer laut gegen das Gendern wettert, sollte vielleicht auch andere Regeln einhalten.
Oder wir verlegen im 20m Raster Schienen und Oberleitungen auf alle Deutschen Flächen. Dann geht Elektrifizierung.
Wird schon.
Sehen Sie´s ein: Es wird nicht gehen, ohne irgendwelche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
Diesel ist fossil und nicht nachhaltig.
Pflanzenöl braucht einen (kleinen) Teil der Nutzflächen.
Elektrifizierung verschandelt die Landschaft radikal.
Wenn eine Politik am Drücker ist, die mit einem unüberlegten Heizungsgesetz für einen Boom beim Einbau von neuen Ölheizungen sorgte, also dort auf Jahrzehnte Heizöl (chemisch identisch mit Diesel)verbrannt wird, um es warm zu machen (was Holz auch kann, sogar CO2 neutral, wenn man es nicht verteufelt), ergibt Diesel sparen irgendwie wenig Sinn.
Und man sollte endlich mal weg von den ganzen populistischen Scheinargumentationen, die alle eigentlich nur beweisen, wie Landwirte immer wieder vor einen Karren gespannt werden von dem sie denken das es ihrer wäre. Aber in Wirklichkeit werden sie instrumentalisiert und haben am Ende wie immer die Nachteile zu tragen. Einkommensverluste, Land- und Bodenverluste, Verlust der Bodenfruchtbarkeit, Stigma des Umweltsünders etc. während sich andere die Taschen vollstopfen. Die Politik wirkt hier ohnmächtig aber ist mittendrinn, seit Jahrzehnten.
Beispiel: "Mythos Welternährung". jeder einzelne Bauer wird dafür zuständig gemacht für die Welternährung verantwortlich zu sein. Deshalb ist jede Hecke im Weg. Obwohl sie auch für die LW ein Gewinn wäre.
Das Entfernen von Hecken ist seit Jahrzehnten verboten.
Das wird per Satellit überwacht und bei Zuwiderhandlung muss man die wieder anlegen.
Derweil werden Hecken und Agroforststreifen neu angelegt.
Ich garantiere, das würde noch viel mehr gemacht werden (Freiwillig), wenn man die Garantie erhalten würde, dass man die irgendwann wieder entfernen darf. Etwa bei Pachtflächen, veränderten Vorschriften (Plötzlich 20 m PSM Verbot in der Saumzone usw.) usw.
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Welternährung ist kein Mythos.
Das ist bittere Realität. Jeden Tag sterben Menschen an Hunger. Jeden Tag sterben Kinder an Hunger.
Die Augen verschließen hilft da nicht.
Sicher sind Armut unfaire Verteilung die größten Ursachen. Aber je knapper Nahrung global ist(unter anderem durch Extensivierung wie Stilllegung oder Bio), desto heftiger schlagen diese beiden Ursachen durch und kosten Leben.
Wir richten damit auch Leid in der Welt an.
86% bedeutet, dass rechnerisch 11 Mio Menschen in Deutschland nur Import fressen.
Und das bedeutet auch, dass diese Menge an Nahrung nie auf den Tellern von ärmeren landen kann. Wir kaufen de facto den Armen das Essen vom Teller.
Extensivierung wie Zwangsstilllegung, "Schutzgebiete" und mehr Bio (Bio erntet pro Hektar je nach Fruchtart grob die Hälfte pro Hektar), sowie der ungezügelte Flächenfraß (Bau, "Ausgleichsflächen") befeuern direkt den Hunger in der Welt. Und damit Leid, Elend und Tod.
Außerdem führt der Importbedarf dazu, dass es lukrativ wird, anderswo die Produktion auszuweiten.
Siehe Amazonas.
Dort wird Regenwald beseitigt, um neue Plantagen zu schaffen. Heute trotz Lula mehr als früher.
https://www.welt.de/politik/ausland/plus244203727/Brasilien-Rekord-bei-Abholzung-des-Regenwalds-Lula-laesst-die-Bundesregierung-auflaufen.html
Furchtbar für Klima- und Artenschutz !
Ich frage mich schon seit langem, warum die Wohlhabenden und die Aktionäre dieses Landes eine eigene Partei brauchen. Sie haben durch ihre Armeen von Lobbyisten schon genug Einfluss in der Politik, auch die SPD über den ultrakonservativen Seeheimer Kreis mit ihrem Kanzler Scholz.
Und auch, wenn es in den Nachrichten immer irgendwie untergeht: Die Wähler haben sich, erstaunlich geläutert, ein vielsagendes Urteil gebildet: Die 14%-Partei FDP, die schon mit dem Vizekanzleramt geliebäugelt hat, ist zu einer 3%-Splitterpartei geworden und wird in zwei Jahren aus allen Parlamenten verschwunden sein.
Und das ist gut so.