Das kleine Harrbach ist nicht auf der Brotsuppe, oder Unterfränkisch auf der Grumbernsuppe, dahergeschwommen. Harrbach war zwar sicher nie der Nabel der Welt, hat aber schon früher existiert als manche heute weit größeren Orte und Städte. Beim Dorf fanden sich angeblich einst gar Hügelgräber aus der Keltenzeit, die auf eine frühgeschichtliche Fischer- und Jägersiedlung hindeuten. Und dann ist da noch die Urkunde aus dem Jahr 1014, in der Harrbach erstmals erwähnt wird, und die den Ort in diesem Jahr 1000 Jahre alt macht. Sie wurde noch dazu nicht von irgendwem ausgestellt, sondern von einem Kaiser.
Die auf Latein abgefasste Urkunde, verwahrt im bayerischen Hauptstaatsarchiv in München, handelt von einer Schenkung. Der Ottone Heinrich II. (973/978–1024), seit 14. Februar 1014 deutscher Kaiser, schenkte gleich in seinem ersten Amtsjahr dem Würzburger Bischof ein größeres Jagdgebiet. Als dessen Eckpunkte sind genannt: Harrbach (Hartbahc), Karbach (Charbahc), Duttenbrunn (Duodenbrunnen), Zellingen (Celligun), Mühlhausen (Milinhus, heute ein Ortsteil von Werneck) und Würzburg (Wirciburg). Der ehemalige Harrbacher Ortssprecher Alois Wolf hat den Text der Urkunde und die Geschichte des Dorfes vor 25 Jahren in einer kleinen Ortschronik abgedruckt.
Es wird vermutet, dass Harrbach schon gleich nach 1008, als Reinhard von Hohenburg sich mit seinem Bruder Adolph am Main niederließ, in den Besitz Reinhards kam. Adolph baute in Adelsberg die Burg Adolphsbühl, Reinhard die Homburg. Etwa um 1100 wurde in Harrbach die Harrburg gebaut, wohl von Dienstherren der Herren von Homburg. Von der kleinen Burganlage auf dem nahen Bergvorsprung sind heute nur noch wenige Reste vorhanden, im Wald versteckt und von Gebüsch zugewuchert. Ein Richalmus von Hartpach wurde 1189 bei der Gründung des Klosters Schönau erwähnt.
Nicht nur die Herren der Homburg, auch die Grafen von Rieneck hatten Besitzungen in Harrbach, die sie 1376 zusammen mit Besitzungen in Kleingemünden, Wernfeld, Karsbach und Massenbuch an das Hochstift Würzburg verkauften. 1437 verpfändete oder verkaufte Dietrich, Herzog von Bickenbach (Homburg), das ganze Dorf Harrbach an den Grafen Voit von Rieneck. Er muss es jedoch zurückerworben haben, denn 1445 verkaufte er es an seine Schwester Agnes, Äbtissin im Kloster Schönau. Diese wiederum vermachte das Dorf ihrem Neffen/Vetter Konrad von Bickenbach. Da der aber in finanziellen Schwierigkeiten steckte und weil sein einziger Sohn behindert war, verkaufte er seine Dörfer und Ländereien, als einer der letzten Orte auch Harrbach 1469, an Fürstbischof Rudolf von Scherenberg.
Angeblich hat es bereits im 15. Jahrhundert ein Kirchlein in Harrbach gegeben, das dem heiligen Rochus geweiht war. Harrbach, ein Teil der Urpfarrei Wiesenfeld, soll damals sogar ein kleiner Wallfahrtsort gewesen sein. Wie dem auch sei, 1678 wurde die heutige Dorfkirche unter dem Franken-Herzog und Fürstbischof von Bamberg und Würzburg Peter Philipp von Dernbach erbaut und 1681 geweiht.
Auch dieses Kirche wurde dem heiligen Rochus geweiht, zugleich jedoch wurde im Kirchlein auch der heilige Antonius verehrt. Jedes Jahr an den beiden Heiligentagen wallte die Pfarrei Wiesenfeld nach Harrbach, 400 Pilger gingen dort zur Kommunion. Irgendwann wurden die Harrbacher jedoch ihrem Rochus untreu und sie ernannten Antonius zu ihrem Kirchenpatron.
In Harrbach wurde nur an bestimmten Werktagen Kirche gehalten. Die Gläubigen Wiesenfelder Filialen, so auch Harrbach, hatten an jedem Sonn- und Feiertag nach Wiesenfeld in die Pfarrkirche zu wallen. Auch die Toten wurden damals an der Pfarrkirche in Wiesenfeld beerdigt. Erst 1779 wurde um das Harrbacher Kirchlein ein eigener Friedhof angelegt. 1853 bis 1861 wurde dieser an den heutigen Standort verlegt.
Das arme Dorf Harrbach hatte offenbar die älteste Wasserleitung in der Gegend, eine aus drei Meter langen aufgebohrten Eichenstämmen zusammengefügte Leitung von der 400 Meter über dem Dorf gelegenen Quelle hinunter in einen Holztrog in der Ortsmitte. Zum größten Teil war die noch im 19. Jahrhundert genutzte Leitung sogar unterirdisch verlegt.
Am 5. Dezember 1971 beschloss der Gemeinderat Harrbach in seiner vorletzten Sitzung die Auflösung der Gemeinde zum 31. Dezember 1971 und die Eingliederung nach Gemünden. 1842 zählte Harrbach 34 Häuser und 220 Einwohner – viel mehr als heute. Dieser Stand hatte sich bis vor rund 50 Jahren gehalten, danach ging die Zahl der Einwohner zurück. Heute wohnen in Harrbach 137 Menschen.
Ein Harrbacher Kriminalfall
Am 21. April 1854 stand im Königlich Bayerischen Kreisamtsblatt von Oberbayern zu lesen, dass bereits im Februar 1853 (oder ist 1854 gemeint?, Anm. d. Red.) in Harrbach, Landgerichtsbezirk Gemünden, ein falsches Fünffrankenstück in Umlauf gebracht worden war. „Dasselbe trägt auf der einen Seite das Brustbild des Königs Louis Philippe mit der Umschrift: ,Louis Philippe I., rois des Français‘, auf der anderen Seite in einem Laubkranze die Bezeichnung: ,5 Francs 1846‘, besteht aus Zinn und ist in einer nach einem ächten Stücke hergestellten Form gegossen.“
Weiter heißt es: „Durch die auffallend schlechte Herstellung des Randes, durch die matte Farbe und den Abgang des Klanges kann diese falsche Münze von ächten Münzstücken ohne Schwierigkeit unterschieden werden.“ Mit dieser Meldung im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern solle vor der Annahme falscher Münzen gewarnt werden. Sämtliche Distriktspolizeibehörden des Regierungsbezirks sollen aufmerksam sein und gegen das Falschgeld vorgehen.