Der Frieden der nahenden Weihnacht scheint erst einmal in der gemeinsamen Mensa der Realschule und des Gymnasiums eingezogen sein. Nachdem in den vergangenen Wochen nicht klar war, wie die Zukunft der Mensa aussehen wird, zeichnet sich nun ein Weg der Einigung ab.
Gespräch am Vorabend von Nikolaus
Am Mittwochabend trafen sich die Vertreter der Gremien der Realschule und des Balthasar-Neumann-Gymnasiums, um über die Neuausrichtung der Mensa beider Schulen zu diskutieren. Die Sitzung wurde am Vormittag durch eine Absprache der beiden Schulleiter mit ihren Ministerialbeauftragten vorbereitet. Das teilten sowohl Realschulleiter Dieter Schanzer als auch der Schulleiter des Gymnasiums, Hartmut Beck, in einer gemeinsamen schriftlichen Presseerklärung mit. Laut dieser Stellungnahme waren bei dem Gespräch neben den beiden Schulleitern und ihren Stellvertretern auch die Vorsitzenden der Fördervereine, der Elternbeiräte, außerdem Personalräte als Vertreter der Lehrerkollegien und jeweils eine Schülersprecherin anwesend. Als Vermittler war Michael Deubert vom Landratsamt mit dabei und als Fachmann der Leiter des Sachgebiets Schulen, Sebastian Gehret.
Eine Neukonzeption der Mensa sei nötig geworden, da das Landratsamt als reiner Sachaufwandsträger kein Personal mehr für die Essensausgabe anstellen wird. Die bisherigen Beschäftigten treten in den Ruhestand.
Sozialverträgliche Weiterbeschäftigung angestrebt
„Nachdem beide Seiten ihre Wünsche, aber auch ihre Bedenken vorgebracht haben, einigte man sich darauf, in Zukunft einen unabhängigen Caterer, und nicht den Förderverein der Realschule, für die Versorgung der Schüler beider Schulen zu beauftragen. Anzustreben ist eine sozialverträgliche Weiterbeschäftigung des vorhandenen Mensapersonals der Realschule. Beide Schulleiter und die beteiligten Gremien werden sich aktiv für diese Lösung einsetzen“, heißt es in der Pressemitteilung.
Was den neuen Anbieter des Schulessens angeht, sei eine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen, so die Mitteilung weiter, „es werden aber die Mainfränkischen Werkstätten mit ihrem inklusiven Konzept in die engere Auswahl gezogen“. Aber auch: „Nicht alle Bedenken konnten dabei bei allen ausgeräumt werden.“
Übergang mit dem Förderverein
Als erfreulich sehen es die beiden Schulleiter vor allem, dass sich die Gremien beider Schulen zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung verständigen wollten „und nach einem lebhaften, aber guten Gespräch beruhigt in die Zukunft sehen können“. Die Versorgung für die Schüler beider Schulen sei auch weiterhin gesichert und solle auch noch zeitlich und vom Angebot her im Sinne einer Cafeteria erweitert werden. Für eine Übergangszeit nach den Weihnachtsferien wird die Mittagessensausgabe durch das Personal des Fördervereins übernommen, so die beiden Schulleiter in der Pressemitteilung. Weitere Kommentare zu dem Thema wollen die Schulleitungen erst einmal nicht abgeben, so Dieter Schanzer.
Personal hat oberste Priorität
Als konstruktive Sitzung bezeichnete Ralf Meyer das Gespräch, Elternbeiratsvorsitzender der Realschule, der mit dem Verlauf des Abends zufrieden war. „Ein Lösungsweg ist nun vorgegeben, jetzt muss er nur noch umgesetzt werden.“ Die Vorsitzende des Fördervereins und des Elternbeirats des Gymnasium gab bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ab.
Bedenken äußert der Vorsitzende des Fördervereins, Reinhold Braun. „Da war mir vieles zu unverbindlich und wenig konkret“, so Braun. Er glaube nicht, dass das für alle Beteiligten mit deren Wünschen mit einem neuen Caterer so einfach werden wird. Letztlich wartet Braun die offene Ausschreibung des neuen Caterers ab, mit dem dann zu klären sei, wie es mit der Weiterbeschäftigung des Mensapersonals des Fördervereins sei. „Denn das Personal hat für mich Priorität eins, das wurde ohne Not in diese Situation gebracht“, sagt Braun klar, sonst könne er keiner Lösung zustimmen.
Zeyer-Müller: Großer Schritt nach vorne
Monika Zeyer-Müller, Ministerialbeauftragte für die unterfränkischen Gymnasien, zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. „Ich sehe es jetzt wirklich deutlich positiv“, sagte sie auf Anfrage der Redaktion. „Sie finden einen Weg.“ Die beiden benachbarten Schulen sollten und müssten ja gut zusammenarbeiten. „Das ist unser Bestreben schulartübergreifend“. Dies seit durch den Mensa-Konflikt „etwas ins Wanken geraten“. Die Fronten seien vorher „deutlich verhärtet“, das Gespräch am Mittwoch aber „ausgesprochen sachlich und lösungsorientiert“ gewesen. „So hat man doch einen großen Schritt nach vorne getan“, erklärte Zeyer-Müller. Es sei auch „der ausdrückliche Wunsch beider Schulleiter gewesen, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen“. Alle weiteren Gespräche werden ihren Angaben zufolge die beiden Schulleiter gemeinsam führen.
Wie läuft das Mittagessen an anderen Schulen?
Am Karlstadter Johann Schöner Gymnasium kommt das Essen über die Mainfränkischen Werkstätten. Im Mittagsbetrieb werden circa 55 bis 60 Essen für die Schüler der offenen Ganztagsschule ausgegeben. Darüber hinaus gibt es auch für Lehrer und auswärtige Schüler ein offenes Essens-Angebot. Ein reguläres Essen kostet 3,80 Euro. „Es läuft gut“, sagt Walter Fronczek, Schulleiter in Karlstadt. Die Mensa-Mitarbeiter kümmern sich nicht nur um die Ausgabe des Essens, sondern auch um die Endaufbereitung der Speisen. Sprich, was muss noch wie fertig gegart werden, welcher Salat wie angerichtet und wie soll alles präsentiert werden. Zusätzlich zu dem warmen Essen gibt es ein Salatbuffet. Als zusätzliches Essen hat das Mensa-Team noch einen speziellen „Schöner-Burger“ kreiert, der ebenfalls angeboten wird.
Am Gemündener Friedrich-List Gymnasium bekommen rund 35 bis 40 Schüler des offenen Ganztags ein warmes Mittagessen. Dazu gehen die Schüler in zwei Gruppen nacheinander ins benachbarte Seniorenzentrum. Hier bekommen sie ein Essen unabhängig vom Tages-Essen in der Einrichtung. Auch hier läuft es gut, sagt Christof Reißenweber, pädagogischer Leiter vom Verein Erleben, Arbeiten und Lernen. Neben dem offenen Ganztag im Friedrich-List-Gymnasium Gemünden betreut dieser auch die Mittagsbetreuung. In Main-Spessart ist der Verein an zwölf Schulen tätig. Generell gebe es wenig Probleme mit dem Essen, so Reißenweber. Seines Erachtens liege das auch daran, dass die Caterer mittlerweile sehr hochwertiges Essen lieferten. Das sei zu Anfangszeiten noch anders gewesen.
Am Lohrer Schulzentrum werden pro Tag rund 150 bis 200 Essen in der neuen Mensa ausgegeben. Die Schüler kommen von der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule, dem Franz-Ludwig-von-Erthal Gymnasium und der St. Kilian Förderschule, insofern müssen die Essenzeiten gut koordiniert werden, erläutert Uli Heck, Geschäftsführer des Zweckverbands Schul- und Sportzentrum Lohr und Träger der Offenen Ganztagsschule. Das Mittagsessen bezieht der Träger über das Landhotel Post in Sendelbach. Hier wird es jeden Mittag abgeholt. Ein Essen kostet 3,50 Euro. Die Schüler können dabei zwischen vegetarisch und fleischhaltig wählen. Zusätzlich zu dem warmen Mittagsessen gibt es ein ergänzendes Angebot über ein Schulkiosk. Hier werden zusätzlich warmes Gebäck oder warmer Leberkäs angeboten. Der Kiosk hat bis 15 Uhr geöffnet. Betrieben wird er vom Leinreiter-Förderverein Lohr.