Sven Gottschalk wurde persönlich. Denn der Mann, über den er sprach, hat einen Minijob bei seiner Mutter, der Schönbrunnenwirtin Margitta Gottschalk. Der junge Afghane hilft aus in der Küche. "Allein bis er arbeiten durfte, war die Saison schon rum", verdeutlichte der SPD-Kreisvorsitzende das schleppende Genehmigungsverfahren. Der Afghane fand Arbeit bei Rexroth, blieb aber nebenbei auch im Schönbrunnen. Er hat also Arbeit, bezahlt Sozialversicherungbeiträge, seine Wohnung, seinen Lebensunterhalt. Vor zwei Wochen habe er seine Papiere abgeben müssen, erzählte Gottschalk den zwei Dutzend Genossen, die zum Politischen Aschermittwoch in den Schönbrunnen gekommen waren. "Und jetzt wartet er auf den Tag, an dem er abgeholt wird."
Gottschalk: Nicht nur Fachkräfte werden gebraucht
"Menschenunwürdig" sei das, empörte sich Gottschalk. Kein anderes Bundesland praktiziere die Abschiebung so konsequent wie Bayern. Dabei würden geflüchtete Menschen wie "sein" Afghane dringend gebraucht - "nicht nur Fachkräfte, sondern auch Arbeitskräfte" . Menschen, die sich nicht zu schade seien, Teller abzuwaschen und Salatteller zu richten. Die SPD setze sich ein für Leute, die hier etwas leisten wollen und die hier Fuß fassen werden.
Es war ein sehr persönlicher Akzent, den der Verantwortliche für die 18 Ortsvereine setzte. Einer der betroffen macht. Der 43-Jährige selbst zeigte sich beeindruckt von der 15-jährigen schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg, die zum Schülerstreik gegen Klimawandel aufrief: "Da macht die Generation nach uns darauf aufmerksam, dass es fünf nach zwölf ist, während andere an einer Politik festhalten, die uns weismachen will, dass noch eine Viertelstunde Zeit ist", schimpfte er und begründete damit das Nein der Bayerischen SPD zur Verankerung des Artenschutzes in der Verfassung. "Wenn's nur da drin steht, ist niemandem geholfen. Das geht nur mit klaren Zielen", forderte er. Er machte sich stark für die Grundrente und Europa, sprach sich für das Wahlrecht ab 16 Jahren aus.
Marc Nötscher positioniert sich
Marc Nötscher aus Lohr, der 22-jährige Vorsitzende des mit 88 Mitgliedern größten SPD Ortsvereins im Landkreis (die 21 Ortsvereine zählen insgesamt rund 680 Genossen) konzentrierte sich in seiner Rede auf den Lohrer Stadtrat, für den er nächstes Jahr kandidieren wird.
Auch der dritte Redner kam aus Lohr: der parteilose Bürgermeister Mario Paul, der gestützt wird von der SPD und den Grünen, die er im Anschluss besuchte. Der Bürgermeister als Alleinregent habe ausgedient, so sein Credo, heute gehe es darum, Netzwerke und Kooperationen zu bilden. "Egal was: Alleine schafft man es nicht mehr", bezog er auch die Vertreter der Ortsvereine aus Triefenstein, Frammersbach, Gemünden und Marktheidenfeld ein, die nach Lohr gekommen waren.
Mario Paul: Reinen Wein einschenken – nicht erst nach der Wahl
Ein solches Netzwerk sei auch das "Starthouse im Spessart", das am 1. April in Lohr eingeweiht werde. "Digitalisierung macht nicht an der Stadtgrenze halt", verdeutlichte er. Schon jetzt seien an diesem digitalen Gründerzentrum drei Firmen von außerhalb der Stadt beteiligt und es zeichne sich ab, dass drei Start-up-Unternehmen, die sich dort einrichten werden, aus Marktheidenfeld, Karlstadt und aus der Rhön kommen. Gemeinsame Sache machen sei der einzig zukunftsfähige Weg, so sein Plädoyer. Wichtig dabei sei, "den Bürgern reinen Wein einzuschenken und mit vielleicht schmerzhaften Entscheidungen nicht bis nach der Wahl zu warten".
Bemerkenswert: Fünf der sechs aktuellen Stadträte aus Lohr waren da, dazu drei ehemalige und Altbürgermeister Siegfried Selinger; neben Nötscher waren zwei weitere Genossen unter 30 Jahren anwesend und von den 24 Besuchern waren elf Frauen.
Wie allseits bekannt, gibt es einen Mangel im Gaststättengewerbe. Wie sicher kann Herr Gottschalksein, dass die abzuschiebende Person, denn auch wirklich auf Dauer bei ihm bleibt, oder sich eine andere Stellung sucht. Vielleicht im Handwerk oder in Industrie? Wie sähe dann die Enttäuschung bei Herrn Gottschalk aus, wo er sich doch so um dessen Bleibe bemüht hat? "Persönlich" hat somit zwei Seiten. Und dies ist daher in meinen Augen nicht "als betroffen" zu sehen. Gilt dies nicht auch für ein Eheversprechen, oder Handschlag bei verschiedenen Geschäften, wie frürer bei "Viehkauf" und Viehverkauf"? Zu guter Letzt: Wir leben in einem Rechtstaat