Gottfried Walter aus Lohr ist der Bundestagskandidat der AfD im Wahlkreis Main-Spessart. Der verheiratete 68-jährige Maschinenbautechniker und Ingenieur im Ruhestand ist Vater von zwei Kindern, war viele Jahre im Ausland unternehmerisch tätig und zwei Jahre lang Bezirksvorsitzender der AfD.
Als Kandidat ist er für Kurt Schreck (Erlenbach) eingesprungen, der seine Kandidatur für den Bundestag im Mai überraschend zurückgezogen hatte. Walter will die innere Sicherheit in Deutschland stärken und befasst sich mit Zukunftsthemen wie der Digitalisierung der Industrie.
In einem Gespräch mit der Redaktion äußert er zum Teil radikale Ansichten und zeigt eine Neigung zum Verschwörungsdenken. Der 68-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er nichts vom Islam hält. „Der Islam ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar“, findet er. Sein Fazit: „Der Islam und die Scharia müssen verboten werden.“ Bei den fremden- und islamfeindlichen Wügida-Märschen in Würzburg war er dabei. Auch heute möchte er sich nicht von der Bewegung distanzieren, wie er sagt – auch wenn dort immer wieder Aggressionen gegen die Institutionen des Staates geschürt wurden.
Zwar sympathisiert ein von ihm nach eigenen Worten wertgeschätzter junger AfD-Funktionär aus dem Landkreis Main-Spessart offen mit der rassistischen und fremdenfeindlichen Identitären Bewegung – trotzdem verneint Walter eine Nähe der AfD zu der Bewegung. Was ihn mehr umtreibt, sind Linksextreme. Ihm seien einmal die Türschlösser aufgebohrt worden und auf einem Zettel habe gestanden: „Wir wissen, wo Sie wohnen.“ Man habe ihm mit Mord und Totschlag gedroht. Unlängst habe jemand Schrauben in seine Autoreifen gedreht und ihm den Wagen zerkratzt.
Der erfolgreiche Sportschütze, der im nicht-olympischen, dynamischen IPSC-Schießen sogar schon für die WM in Bali nominiert war und Chef der „Spessart Gunner“ ist, will, dass sich Bundesbürger durch Waffen besser selbst schützen können. Außerdem fordert er: „Heute noch die Grenzen schließen und öffnen für wirklich Bedürftige."
Einerseits erkennt er das Recht auf Asyl an, andererseits aber lehnt er es ab, wenn etwa Kriegsflüchtlinge aus Syrien direkt nach Deutschland kommen. Für ihre Integration müssten Flüchtlinge selbst bezahlen, und Deutschland sollte sich selbst aussuchen, wer ins Land kommt.
Zwar kam er in dieser Zeitung mehrfach ausführlich zu Wort, es gab auch immer wieder Berichte über die AfD – aber Walter behauptet dennoch, seine Partei werde von der Main-Post „ausgeblendet“. Für die Main-Post wie auch für das Aschaffenburger Main-Echo „gibt es seitens der AfD explizite Vorstellungen, wie die Zukunft aussehen kann und muss“, sagt er. Auch wenn dies nur Gedankenspiele sind, ist Walters Aussage bemerkenswert – denn sie zeigt, dass die AfD der Pressefreiheit offenbar keine Bedeutung beimisst. Walter glaubt, dass die rechte Wochenzeitschrift „Junge Freiheit“ mehr „an den Fakten, an der Wahrheit orientiert ist“ als Bild, FAZ, Welt oder Zeit oder „steuergeldfinanzierte Staatsmedien“, womit er die öffentlich-rechtlichen Sender meint.
Passt etwas in sein Weltbild, ist er schnell bereit, es zu glauben, so abwegig es auch sein mag. So ist der „Diesel-Skandal“ seiner Ansicht nach eine gesteuerte Kampagne gegen den Verbrennungsmotor, auch der Skandal um mit Fipronil belastete Eier sei von einer „Kampagnenfirma auf die Minute genau getaktet in die Medien gebracht worden“. Gleich nach der Bundestagswahl könnte es nach Walters Informationen einen „Tsunami“ von Einwanderern geben – auch hier sieht er offenbar eine Verschwörung, das Thema jetzt vor der Wahl kleinzuhalten.
Außenpolitisch zeigt sich Walter nicht als Putin-Fan, dessen „Imperialismus“ er kritisiert – er ist aber gegen Sanktionen. In Bezug auf Trump wünscht er sich mehr Wertschätzung für den US-Präsidenten durch die Medien. Mehr Wertschätzung will Walter auch für Natur, Tiere und Lebensmittel. Er ist gegen Massentierhaltung und fordert, dass schon Kinder beim Schlachten dabei sein sollten.
Gottfried Walter
Der AfD-Kandidat wurde 1949 in Lohr geboren, wo er auch aufgewachsen ist und inzwischen wieder wohnt. Walter ist Maschinenbau-Techniker und Ingenieur im Ruhestand. Jahrelang arbeitete er im Ausland, wo er in verschiedenen Ländern zunächst als Angestellter, später als selbstständiger Unternehmer tätig war.
Im August 2014 wurde Walter neuer Bezirksvorsitzender der AfD, nachdem sein Amtsvorgänger aus der Partei ausgetreten war. Nach zwei Jahren wurde er im Juli 2016 jedoch abgewählt und von Christian Klingen an der Spitze der Bezirks-AfD abgelöst. Als Bundestagskandidat sprang Walter kurzfristig ein, nachdem der ursprüngliche Kandidat Kurt Schreck aus Erlenbach seine Kandidatur zurückgezogen hatte.
Der 68-jährige erfolgreiche Sportschütze ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder.