
Das Schöne an der Faschingszeit ist ja, dass sie uns die Erlaubnis gibt, alles Schlechte in der Welt mit Luftschlangen einzuwickeln und dem Dunklen Farbe entgegenzusetzen. In Wernfeld haben ein paar mutmaßlich sehr junge Aktivisten das getan.
Dort hängt an einem Laternenpfahl in mehreren Metern Höhe ein Wahlplakat von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel. Um Weidel mit Luftschlangen einzuwickeln, hätte man wohl auf eine Leiter steigen müssen. Die Wernfelder Aktivisten entschieden sich für einen anderen Weg. Sie zückten Buntstifte, Schere und Kleber und hängten unterhalb von Weidel drei selbstgebastelte Plakate an den gleichen Pfahl: Einen großen Regenbogen und Fotos und Biografien von Anne Frank und Sophie Scholl.

Ein Foto davon bekam die Redaktion von einer Wernfelderin zugesandt, die nach eigenen Aussagen "keine Lust auf Tür an Tür mit Alice" hat. Sie wolle den unbekannten Aktivisten auf diesem Wege Danke sagen. Ob diese Aktion wohl unter zivilen Ungehorsam falle und deswegen bei den Polizeimeldungen auftauchen müsse, fragt sie sich. Die Autorin dieser Glosse findet: Der Wernfelder Ansatz ist allemal konstruktiver, als Kandidaten Hitlerbärtchen und Teufelshörner zu malen oder die Plakate gleich ganz zu entfernen.
Leider, so schreibt die Wernfelderin weiter, hätten kurz darauf zwei "ortsunbekannte Freunde von Alice W." die bunten Werke abgerissen und auf Sophie Scholl und Anne Frank getreten. Schade, dass Anhänger einer Partei, die auf das Recht auf freie Meinungsäußerung pocht, die Meinung der jungen Wernfelder Plakat-Künstler wohl nicht ertragen konnten.
Die Böhmermann-Sendung am gestrigen Freitag, 7. Februar, zum Thema "Freiheit" ist, was auch immer man sonst von Böhmermann hält, unbedingt sehenswert. Da gehen einem die Augen auf! Noch nie wurde der Begriff "Freiheit" so missbraucht wie bei der AfD. Erinnrt mich an den Roman 1984 von George Orwell, in dem Begriffe völlig umgedeutet verwendet werden. Die Dreistigkeit der AfD ist diesbezüglich bodenlos. Die Sendung zum Nachgucken gibt es in der ZDF-Mediathek.