
Wenn der Mann mit der roten Nase über seine eigenen Füße fällt und eine Horde Pferde durch die Manege jagt, dann ist klar: Der Zirkus ist in der Stadt. Dann riecht es schon von weitem nach Popcorn und Pferdeäpfeln. Kinder zerren ungeduldig an der Hand der Eltern, und können es kaum abwarten, die Vorführung sehen zu dürfen.
So war das zumindest in der guten alten Zeit. In diesen Tagen hat der Circus Corona seine Zelte in Marktheidenfeld aufgeschlagen. Am Sonntagnachmittag ist wenig los auf der Martinswiese, bis zur Vorstellung dauert es noch etwas. Dafür gibt es eine kostenlose Tiershow: Ein einsames Pferd steht vor dem Zelt und macht den "herabschauenden Hund". Kennen Sie nicht? Dann praktizieren Sie wohl kein Yoga.
Wer war zuerst da, der Zirkus oder das Virus?
Dass sich ein Zirkus nach einem Virus benennt, das hätte es früher auch nicht gegeben. Genau genommen war es umgekehrt: 2019 wurde der Zirkus gegründet, gleich danach kam das Virus. Die Zirkusleute sollten stolz sein, dass ein Virus, das die ganze Welt lahmgelegt hat, nach ihrem Betrieb benannt wurde. Schon dem ersten Auftritt hat die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Manchmal läuft es halt so richtig dumm.
Fünf Jahre ist das jetzt her. Viele Menschen hatten große Not. Doch reden wir vom Guten: Zu den Corona-Gewinnern zählen Schüler, die sich über Zusatzferien freuten, Menschen, die aufgrund der Ausgangssperren Zeit hatten, Nachwuchs zu zeugen und findige Geschäftsleute, die mit Corona-Teststationen Geld machten.
Ist die Marke "Corona" ein Garant für Erfolg?
Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK zieht der Name "Corona" neue Kundschaft an – die gleichnamige Biermarke war 2020 extrem erfolgreich. Und auch der Zirkus bezeichnet sich selbst als den beliebtesten in Franken. Dennoch scheint das Geschäft mit dem einschlägigen Namen nicht so gut zu laufen. Bei Facebook verkündet der "Circus Corona", man wolle sich umbenennen. Namensvorschläge erbeten.
Ein Nutzer sieht in ihm den "Circus Maximus" – eine Nummer kleiner ging's wohl nicht. Für Wagenrennen nach römischem Vorbild ist das Zirkuszelt definitiv zu klein. Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe sind nicht mehr zeitgemäß. Aber Brot und Spiele besänftigen die Massen. Von Ersterem hätten sich die Politiker in der Corona-Krise mal eine Scheibe abschneiden können und das Interesse nach niederen Gelüsten mal besser zunutze gemacht.
Die nächste Pandemie kommt bestimmt
Aber das ist ein anderes Thema - und vielleicht eine Schnapsidee. Das ist übrigens der Vorschlag einer anderen Facebook-Nutzerin: "Circus Schnapsidee". Klingt definitiv nicht jugendfrei, geschweige denn, dass er ernst zu nehmen ist. Das sind hoffentlich auch die Namensvorschläge, die ChatGPT vorschlägt.
"Zirkus Freiheit" – weil das Zirkusvolk froh sein darf, dass es ohne Pandemieauflagen auftreten kann. "Zirkus Virenfrei" – weil jetzt, nach fünf Jahren, wirklich keine Bazillen mehr in der Manege, in den Logen und auf der Tribüne zu finden sind. "Zirkus Super-Spreader" – weil die nächste Pandemie mit ziemlicher Sicherheit kommt. Sie sehen, die KI hat einen ganz eigenen Humor. Und was ist Ihr Vorschlag?