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Lohr
Glosse: Was der neue Name des Nikolaus-Fey-Wegs in Lohr mit den Rolling Stones zu hat
Die Debatte um den Nachfolgenamen der Lohrer Straße beschäftigte diese Woche den Stadtrat. Das Ergebnis wird den Test der Zeit bestehen, meint unser Autor.
Der Name des fränkischen Mundartdichters muss wegen seiner Rolle in der NS-Zeit weichen. 
Foto: Johannes Ungemach | Der Name des fränkischen Mundartdichters muss wegen seiner Rolle in der NS-Zeit weichen. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:28 Uhr

Seit fast drei Jahren trägt diese Kolumne – zumindest in der gedruckten Zeitung – den Namen "Aus der Quarantäne". Oft hatte diese Redaktion zwischenzeitlich das Gefühl, der Name sei nicht mehr zeitgemäß. Doch das Virus ist ein bisschen wie die legendäre Band Rolling Stones: Es feiert alle paar Monate eine Comeback-Tournee – ob wir wollen oder nicht.

Kommende Woche werden wir unsere Samstagsglosse für Main-Spessart nun endgültig umbenennen. Ironischerweise entstehen jedoch gerade diese Zeilen wortwörtlich noch einmal aus der Quarantäne heraus. Auf die Tastatur niesend denkt sich der Autor, seine dritte Infektion erleidend: I can't get no satisfaction. Immerhin ist Desinfektion zu kriegen.

Es ist jedenfalls nicht leicht, einen guten Namen zu finden, der den Test der Zeit besteht. Das zeigte sich auch an einem Beispiel aus Lohr, wo der Stadtrat diese Woche über den künftigen Namen des Nikolaus-Fey-Wegs diskutiert hat. Wie sich herausstellte, liebte der Heimatdichter seine Heimat deutlich zu sehr. Deshalb soll der Weg in Lohr künftig nicht mehr nach Nikolaus, dem Nazi, heißen. Doch wie dann?

Bäume gründen immerhin keine Telegram-Gruppen

Die Namen von Personen hat man in der Debatte gleich mal ausgeschlossen. Wer weiß schließlich, was da wieder rauskommt über die Leute oder was die noch anstellen? Was müssen sich andere Stadtverwaltungen geärgert haben, die noch 2016 stolz Straßenschilder beschriften ließen mit Harvey-Weinstein-Weg. Und seit der Pandemie gibt es sicher auch schamerfüllte Anwohnerinnen und Anwohner der Attila-Hildmann-Allee.

Stattdessen waren nun Bäume im Gespräch für den Straßennamen. Die können nicht viel Schaden anrichten, außer jemandem auf den Kopf zu fallen. Aber zumindest gründen sie keine Telegram-Gruppen. Die Verwaltung hat Ahornstraße vorgeschlagen. Kritik übte daran ein Stadtrat, weil dort gerade mal drei Ahornbäume stünden – und auch die würde mittelfristig der Klimawandel dahinraffen. Kastanienweg ging auch nicht, war von Bürgermeister Mario Paul zu erfahren, denn die seien auch schon so gut wie tot. Nach dieser Logik ließe sich auch eine Pariser Straße nirgends rechtfertigen, wenn dort kein Eiffelturm steht.

Letztlich einigte sich das Gremium dann auf "Am Steinernen Weg". Gute Idee, anders als Bäume sterben Steine nicht so leicht. Die Rolling Stones sind ja der lebende Beweis. 

 
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