Der nach dem Heimatdichter benannte Nikolaus-Fey-Weg soll künftig "Am Steinernen Weg" heißen. Das hat eine deutliche Mehrheit des Lohrer Stadtrats am Mittwoch beschlossen. Der Vorschlag der Verwaltung, "Ahornstraße", bekam nur vier Stimmen. Rainer Tratberger, Sachgebietsleiter Stadtentwicklung/ Stadtplanung im städtischen Bauamt, erinnerte an den Mehrheitsbeschluss des Stadtrats von Ende Mai 2022, den Nikolaus-Fey-Weg umzubenennen. Der Hintergrund der Umbenennung ist Feys Rolle im Nationalsozialismus. Die Öffentlichkeit war dazu aufgerufen worden, Vorschläge für einen neuen Namen einzureichen. Im Juli gab es eine Informationsveranstaltung in der Stadthalle für die betroffenen Anwohner.
Es sei "generell schwierig, wenn man für Straßenbenennungen Namen verwendet", meinte Tratberger. Alle 22 eingegangenen Vorschläge seien aufgenommen und mit Unterstützung des Stadtarchivs erläutert worden. Man sei zu der Auffassung gelangt, lieber eine Baumart zu nehmen, "das ist unproblematischer".
Laut Tratberger wird der neue Straßenname mittels einer Allgemeinverfügung öffentlich bekannt gemacht. Das sei anstelle von Einzelbescheiden ein geeignetes Instrument. Sobald die Allgemeinverfügung Bestandskraft erlangt habe, würden das Bestandsverzeichnis der Straßen aktualisiert und die Straßenschilder ausgetauscht.
Nur drei Ahornbäume
Bürgermeister Mario Paul verwies darauf, dass es im Quartier am Nikolaus-Fey-Weg bereits vier Straßen gibt, die nach Bäumen benannt sind. Die Verwaltung sei dafür, diese Reihe fortzusetzen. Damit nehme man auch auf den Wunsch vieler Anwohner Rücksicht, nicht wieder einen Personennamen zu nehmen – falls es später neue Erkenntnisse über diese Person gebe.
Am Nikolaus-Fey-Weg stünden vor allem Eichen, Kastanien und Ahornbäume. Besonders prägend sei die Eiche, aber einen Eichenweg gebe es in Lohr bereits. An zweiter Stelle stünden die Ahornbäume, weswegen die Verwaltung vorschlage, sie als Namensgeber für den Straßenzug zu nehmen. Wegen seiner Länge solle statt Weg Straße benutzt werden, also "Ahornstraße".
Wolfgang Weis (Grüne) unterstützte die Idee, keinen Personennamen zu nehmen. Eine Baumart als Namensgeber, speziell den Ahornbaum, halte er aber für "nicht günstig". Am Nikolaus-Fey-Weg stünden nur drei Exemplare, so dass die Benennung gekünstelt wirke, und in 15 Jahren seien auch diese Bäume weg. Denn der Klimawandel begünstige die rasche Ausbreitung einer Krankheit, die Ahornbäume befalle.
Erkrankte Kastanienbäume
"Wir brauchen einen authentischen Straßennamen", forderte der frühere Lehrer an der Forstschule und sprach sich für eine Rückbesinnung auf "Steinerner Weg" oder "Am Steinernen Weg" aus. So habe der Straßenzug früher geheißen, er sei einer der Wege gewesen, die im Mittelalter nach Lohr geführt hätten. Es habe sich um einen typischen Weg für die damalige Zeit gehandelt, diese geschichtliche Tradition werde so aufgegriffen. Dieser Ansicht schloss sich Ulla Menzel (CSU) an. Sie war für "Am Steinernen Weg", um eine Verwechslung mit dem Steinweg in Steinbach auszuschließen. Auch 3. Bürgermeisterin Ruth Steger (SPD) war für den alten Flurnamen. Petra Gryglewski (FW) sprach sich dagegen für den Verwaltungsvorschlag aus: Sie wohne an der Straße Am Flachsacker, "da gibt es auch kein Flachs und keinen Acker".
Ihre Frage, ob die Meinung der Anwohner zum Verwaltungsvorschlag eingeholt worden sei, verneinte Paul: "Wenn es nach den Anwohnern geht, sollte es keine Umbenennung geben." Dass man im Rathaus auf den Ahorn statt der Kastanien setzt, begründete er damit, dass die Kastanienbäume bereits eine Erkrankung hätten. Dem Vorschlag von Weis bescheinigte er, dieser sei "argumentativ auch gut herleitbar".
Umsetzung "nicht überstürzen"
Michael Kleinfeller (CSU) schloss sich dem Weis-Vorschlag an, wollte aber auf die ebenfalls geplante "Kontextualisierung" verzichten. Dabei soll auf Zusatzschildern an den neuen Straßenschildern der Hinweis "vormals Nikolaus-Fey-Weg" stehen und auf geeignete Weise etwa mittels eines QR-Codes, der zu einer städtischen Webseite führt, der Heimatdichter historisch-kritisch erläutert werden. Daran arbeiten laut Paul Marina Hanas vom Stadtarchiv und Wolfgang Vorwerk, der Vorsitzende des Lohrer Geschichts- und Museumsvereins.
Nach Kleinfellers Ansicht kann darauf nach der Umbenennung verzichtet werden, "es gibt dann keinen Grund mehr dafür". Das sah Paul anders. Die Anwohner wünschten sich die Zusatzschilder, damit Besucher und Paketdienste die umbenannte Straße leichter fänden. Zudem solle der Name Fey ja nicht ausgemerzt werden, sondern man wolle sich kritisch mit dem Leben und Wirken Feys auseinandersetzen.
Bei der Abstimmung hoben sich nur vier Hände für "Ahornstraße", "Am Steinernen Weg" fand eine deutliche Mehrheit. Die Kontextualisierung wurde bei drei Gegenstimmen beschlossen. Die Umsetzung der Beschlüsse will Paul "nicht überstürzen", die Anwohner sollten sich darauf vorbereiten können.
Wenn alles bliebe wie es ist wärs genausogut, aber etwas günstiger.