Wenn sich meine Kinder wieder einmal darüber streiten, wer das schönere Stück Schokolade aus dem Adventskalender bekommen hat, gibt es bei uns ein Ritual. "Habe ich Euch eigentlich schon erzählt, wie das bei mir früher war", sage ich. "Nein, nicht schon wieder", rufen sie und verdrehen die Augen. Ich erzähle dann, wie entzückt ich war, als ich ein Türchen öffnete und dahinter beispielsweise ein Bild von einem Ball, einer Trompete, einem Haus oder einer Puppe fand. Das Türchen vom 24. Dezember war natürlich größer und zeigte die Krippe mit dem Jesuskind.
Über jedes Bild habe ich mich gefreut, sage ich, was bestimmt nicht stimmt. Und nach Weihnachten wurden die Türen wieder verschlossen. Der Adventskalender wurde gut verstaut, sodass man ihn im nächsten Jahr wieder benutzen kann. Irgendwann waren die Türchen zerfleddert. Erst dann wurde er weggeschmissen. Meine Kinder schauen mich an, als käme ich aus einer anderen Welt.
Mülltonnen in Weinbergen – der neue Abfallkalender ist da
Die Zeiten ändern sich und ich will jetzt hier nicht von den guten alten Zeiten reden, in denen es noch Bescheidenheit und Genügsamkeit gab. Jeder weiß, die guten alten Zeiten waren gar nicht so gut. Was den Kindern der Adventskalender ist, ist den Erwachsenen bekanntlich der Abfallkalender. Den neuen, heiß ersehnt, gab's die Tage – diesmal feierlich mit einem Bild von Weinbergen und mit einem Bildbearbeitungsprogramm dort hineingestellten Mülltonnen sowie der riesengroßen Überschrift "50 Jahre Main Spessart" (ohne Bindestrich). So feiert man in Main-Spessart Jubiläen.
Der Landkreis hat jetzt übrigens einen elektronischen Müll-Sheriff eingeführt. Bei Sheriffs denkt man gleich an Westernfilme. High Noon im Landkreis, den schlampigen Mülltrennern geht es an den Kragen. Die Waffe der Landkreis-Müll-Sheriffs ist aber kein Revolver, sondern ein Detektor, der Plastik und Restmüll im Biomüll ausfindig macht. Wird was gefunden, wird die Tonne nicht geleert und ein roter Aufkleber als Hinweis auf den Deckel aufgebracht. Also Vorsicht. Wundern Sie sich nicht über Leute, die demnächst ihre Biotonne scannen und durchleuchten. Sie suchen nicht nach Essbarem. Als vorbildlicher Mülltrenner haben Sie nichts zu befürchten.
Cook and Chill and Hold kann tödliche Folgen haben
Auch für den Wandel in der Sprache gibt es immer wieder Beispiele. Die Gemündener Stadträte mussten neue Wörter lernen bei der Auswahl ihrer Küche für die neue Kindertagesstätte. Welches Konzept sollen sie wählen? Eine normale Küche (Frischeküche), Cook and Hold (Essen wird warm gebracht) oder Cook and Chill (gekühlte Speisen werden erwärmt).
Dann gibt es noch Cook and Serve (Speisen werden zubereitet und warm serviert), nicht zu vernachlässigen Turn and Cook (der Herd wählt automatisch die ideale Temperatur aus). Dies wiederum nicht zu verwechseln mit dem Cross-Cooking, bei dem regionale und exotische Gerichte miteinander kombiniert werden. Und schon rein gar nichts zu tun hat das alles mit James Cook, der auf Hawaii von Einheimischen ermordet wurde. Allerdings, da sind wir wieder beim Kochen, weil er die Umgangsformen der Einheimischen nicht richtig deutete und eine von Priestern geweihte Speise brüsk abgelehnt hatte.