"Wenn man nichts zur Zukunft weiß, gründet man 'nen Arbeitskreis." Dieses üblicherweise in etwas anderer Form gebräuchliche Motto könnte als Leitspruch gelten für einen jetzt vom Lohrer Stadtrat gefassten Beschluss. Das Gremium gründete per einstimmigem Votum einen Arbeitskreis zum Thema Spessartfestwoche. Er soll sich mit der Frage befassen, ob und in welcher Form die fünfte Lohrer Jahreszeit vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie stattfinden kann.
Dieter Daus, seit vielen Jahren im Rathaus der Organisator der Festwoche, sprach dabei davon, dass man sich bei der Frage, ob und wie die Festwoche heuer stattfinden kann, derzeit "in einer Nebelbank" bewege. Sobald sich der Nebel lichte, müsse man jedoch in die Planung einsteigen.
Daus hofft und ist optimistisch
Der städtische Festwochenorganisator sagte auch, dass er persönlich hoffe und davon ausgehe, dass die Festwoche in diesem Jahr stattfinden kann, jedoch "mit wesentlich weniger Besuchern". Zwar plane Festwirt Franz Widmann, dass er auf der Lohrer Mainlände zur üblicherweise Ende Juli startenden Festwoche ein Zelt "in der üblichen Größe" aufstellen könne. Um Abstände zwischen den Festbesuchern zu wahren, müsste zwischen den Biertischen jedoch statt der bisher üblichen 70 Zentimeter wohl 1,5 Meter Platz sein. Pro Reihe würden so statt elf Garnituren nur noch vier stehen. Ein deutlich luftigeres Ambiente also.
Nur vier Personen pro Garnitur?
Überdies könne man davon ausgehen, so hieß es in der Tischvorlage zu dem Thema, dass der Gesetzgeber "maximal vier oder sechs Personen pro Garnitur zulassen" werde. Bei schlanken Besuchern und dichtem Gedränge tummelten sich zu seligen Festwochenzeiten hingegen schon mal zehn Personen an einem Tisch. Biergarten und Festzelt der Lohrer Spessartfestwoche bieten in normalen Jahren Platz für rund 6500 Besucher. Daus folgert aus den skizzierten Regeln, dass heuer wohl nur ein Drittel der sonst üblichen Besucherzahl zugelassen wäre.
Das für Mitte März geplante Landshuter Starkbierfest, auf dem Widmann normalerweise aktiv ist, sei bereits abgesagt, hieß es in der Tischvorlage. Auch die auf die zweite Aprilhälfte terminierte Landshuter Frühjahrsdult finde "zu 99 Prozent nicht statt". Allerdings bestehe die Hoffnung, dass im Juni wieder mit Volksfesten begonnen werden könne. Die Verbände empfehlen demnach, unter Corona-Bedingungen zu planen, eben insbesondere mit Blick auf das Wahren der Abstände. Nicht näher erläutert wurde im Stadtrat allerdings, was unter "Freiluftzelten" zu verstehen ist, die statt der gewohnten Festzelte zum Einsatz kommen sollen.
Was tun mit Buszubringer?
Daus erklärte, dass man sich im nun gegründeten Arbeitskreis beispielsweise darüber Gedanken machen müsse, wie die Stadt bei einer deutlich abgespeckten Festwoche mit den für sie besonders kostspieligen Programmpunkten umgehe.
Denn wesentlich geringere Besucherzahlen würden zu sinkenden Pachteinnahmen führen. Zu den für die Stadt teuren Programmpunkten zählen beispielsweise der Eröffnungsabend, der Tag der guten Nachbarschaft oder der Seniorennachmittag. Bei allen Anlässen finanziert die Stadt die Bewirtung von Gästen mit.
Auch der Festwochenexpress, der seit vielen Jahren etablierte Buszubringerverkehr, könne bei einer Festwoche mit deutlich reduzierter Besucherzahl nicht im gewohnten Umfang fahren, so Daus. Er nannte das Ausdünnen der Linien als Option, bis hin zu nur einer Fahrt in die einzelnen Orte. Andernfalls werde das Defizit des Festwochenexpresses "explodieren".
Hofbräu braucht bis Mai Klarheit
Die Würzburger Hofbräu, der Bierlieferant der Festwoche, muss laut Rathaus bis spätestens Anfang Mai wissen, wie das Fest aussehen soll und welche Biermenge benötigt werden könnte.
Im Stadtrat gab es rund um das Thema "Festwoche in Pandemiezeiten" vorerst keine Diskussion. Stattdessen beschloss das Gremium die Gründung des Arbeitskreises. In diesen entsendet jede Fraktion einen Vertreter.
Eric Schürr (Bürgerverein) regte schließlich noch an, dass auch Citymanagerin Simone Neubauer dem Arbeitskreis angehören sollte. Schließlich sei denkbar, dass die Festwoche aufgrund der Pandemie noch eine ganz andere Form als die annimmt, die Daus zuvor skizziert hatte, sagte Schürr. Er sprach von einer Art "Festwoche in der Stadt" als dann wohl eher dezentrale Veranstaltung.