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Zellingen
Geschmacksverlust und Halluzinationen: So fühlt sich Corona an
Obwohl er nicht klinisch behandelt werden musste, empfand der Zellinger Herbert Endrich die Symptome seiner Covid-19-Erkrankung als heftig. Eines jedoch vermittelt ihm nun ein gutes Gefühl.
Kann in seinem Garten nach seiner Gesundung das Leben wieder genießen: Herbert Endrich aus Zellingen.
Foto: Uli Sommerkorn | Kann in seinem Garten nach seiner Gesundung das Leben wieder genießen: Herbert Endrich aus Zellingen.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:35 Uhr

Während sich viele Menschen hierzulande durch die Minimierung sozialer Kontakte, Abstandhalten oder mit Gesichtsmasken vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen versuchen, hat Herbert Endrich die Infektion bereits hinter sich. "Es geht mir wieder gut", versichert der 73-jährige Zellinger, während er durch den Garten seines Wohnhauses läuft.

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Das war vor gut einem Monat noch ganz anders: An einem Montag Mitte März bekam Endrich plötzlich hohes Fieber, 39 Grad. Ob er sich das Virus auch wirklich eingefangen hatte, erfuhr er aber zunächst nicht. "Ein Test stand nicht zur Verfügung. Der Arzt hat mir geraten, die Sache zu beobachten und wenn es schlimmer würde, ins Krankenhaus zu gehen", berichtet der Bauingenieur, der ein eigenes Büro betreibt. Da nach kurzer Zeit das Fieber etwas sank, konnte er gemeinsam mit Ehefrau Marianne in häuslicher Quarantäne bleiben. Ein Gang in die Klinik blieb dem Zellinger erspart.

Körperliche Schwäche und Halluzinationen

"Ich war jetzt kein ganz schwerer Fall, trotzdem war die Zeit heftig", erinnert sich Endrich daran, dass er gerade in der ersten Woche seiner Covid-19-Erkrankung die Auswirkungen stark gespürt habe. Man solle, auch wenn man nicht ins Krankenhaus müsse, die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, macht er klar. "Man kann die Lage, in der man sich befindet, nur sehr schwer beschreiben. Schlimm war der körperliche Zustand. Ich konnte kaum aufstehen", berichtet Endrich. Schwäche, Durst, Muskelverlust, Alpträume und sogar nächtliche Halluzinationen waren weitere Symptome, die er bei sich registrierte.

Doch anders als andere Covid-19-Erkrankte litt der 73-Jährige nicht an Atemwegs-Beschwerden. Auch habe er keine großen Angstgefühle verspürt. "Dennoch war ich mir trotz des nicht erfolgten Tests von Anfang an sicher, dass ich das Virus hatte", erinnert sich Endrich.

Hoher Gewichtsverlust

"Natürlich mache ich mir Gedanken, wo ich mich angesteckt habe. Aber letztlich weiß ich es nicht", berichtet Herbert Endrich, dessen Ehefrau Marianne ebenfalls infiziert war. Doch ihr Krankheitsverlauf fiel weit milder aus als bei ihrem Mann. Was beide während ihrer häuslichen Quarantäne, die insgesamt dreieinhalb Wochen dauerte, gemeinsam hatten: Ihr Geschmackssinn war verloren gegangen. "Du willst gar nichts mehr essen. Wir haben am Morgen vielleicht einmal einen Tee getrunken, sonst kaum etwas zu uns genommen", berichtet Herbert Endrich, der nach Ende seiner Erkrankung rund acht Kilogramm Körpergewicht verloren hatte. Der Zustand, nichts mehr zu schmecken, habe sich bei seiner Frau und ihm lange hingezogen.

Nach einigen Tagen besserte sich zumindest sein Allgemeinzustand: "Ich wusste, dass es besser wurde, als ich wieder normal laufen oder eine Treppe steigen konnte. Da merkte ich: Es geht aufwärts."

Antikörpertest bringt Gewissheit

Allerdings war bei Herbert und Marianne Endrich, selbst als sich ihr gesundheitlicher Zustand gebessert hatte, das Virus immer noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen. "Ich muss mich bei meiner Frau bedanken. Die hat darauf bestanden, dass wir einen Antikörpertest machen", berichtet der Bauingenieur. Besagten Test machte das Ehepaar in einer Karlstadter Arztpraxis. Und der Test fiel für beide positiv aus, sodass beide fortan Gewissheit hatten, dass sie infiziert gewesen waren.

"Jetzt ist es ein gutes Gefühl, das überstanden zu haben. Und ich bin happy, dass wir beide jetzt immun sind und uns nicht mehr anstecken können, aber wir auch keinen anderen infizieren können. Zumindest für einen begrenzten Zeitraum", gibt Herbert Endrich zu bedenken, da ja allgemein die wissenschaftliche Meinung herrscht, dass Menschen nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung erst einmal immun gegen das Coronavirus sind. Wie lange solch eine Immunität anhält, ist indes ungewiss. Im Augenblick, so bestätigen Herbert und Marianne Endrich, könnten sich beide in der Öffentlichkeit angstfrei und unbefangen bewegen, auch wenn sie versichern, dass sie sich an die wegen Corona auferlegten allgemeinen Verhaltensregeln hielten.

Die Rückkehr zur Normalität ist das freilich nicht: "Viel kann man ja derzeit eh nicht machen", so Herbert Endrich. Möglich ist es, zum Einkaufen, in den eigenen Garten oder Gassi mit den Hunden zu gehen. Oder auch, dass der Bauingenieur einmal nach einer Baustelle schaut. Doch Corona prägt eben weiter das allgemeine Leben, auch für Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung bereits überstanden haben.

 
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