Nach 42 Jahren übergab Gabriele Schäfer am Jahresanfang ihren Salon "Schäfer Friseure" an ihre 32-jährige Tochter Sophia Schäfer. Im Rückblick erinnert sich Gabi, wie sie von allen genannt wird, an 50 erfüllte und herausfordernde Berufsjahre. Heute erstreckt sich der Salon in Obersinn, idyllisch an der Sinn gelegen, über vier Ebenen. Wer sich vor gut 42 Jahren an dieselbe Stelle verirrte, fand eine Scheune vor, wie sie im Sinngrund wohl häufig zu sehen war.
Den Grundstein für ihre Selbstständigkeit legte die heute 66-jährige im Jahr 1974. "Damals begann ich eine Friseur-Ausbildung im Salon Russ in Burgsinn", berichtet Schäfer. Nach der dreijährigen Ausbildung folgte eine fünfjährige Gesellenzeit im Salon Scheuermann in Schlüchtern. Während dieser Tätigkeit legte sie berufsbegleitend über zwei Jahre ihre Meisterprüfung ab. "Das war im Mai 1982. Im Juni kam mein Sohn zur Welt", erzählt sie.
An ihren ersten Tag als Selbstständige erinnert sich Schäfer noch sehr gut. "Das war der 16. Dezember 1982. Nach dem Mutterschutz war das das erstmögliche Datum, an dem ich wieder arbeiten durfte." Los ging es im Wohnhaus, in dem die junge Familie lebte. Dort richtete Gabi ihren ersten "Salon" kurzerhand in der Küche ein. Das Wohnzimmer wurde zum Wartezimmer umfunktioniert.
In derselben Straße lag etwas weiter unten eine landwirtschaftlich genutzte Scheune. Diese gehörte zum Anwesen der Betreiberin des örtlichen Sparmarktes. Schnell wurde man sich einig, dass an der Stelle ein Friseursalon entstehen sollte. Genau ein Jahr nach dem Start des "Küchensalons" eröffnete am 16. Dezember 1983 der erste Friseursalon in Obersinn seine Pforten am heutigen Standort in der Sinngasse.
21 Friseurinnen ausgebildet
Nach einigen Jahren wurde die Arbeit mehr und so wurden weitere Mitarbeiterinnen eingestellt. Da war es nur eine Frage der Zeit, dass sich der Salon zum Ausbildungsbetrieb weiterentwickelte. "Wir haben viele unserer Auszubildenden dann auch übernommen", sagt Schäfer stolz. Mitarbeiterin Claudia ist, mit einer kurzen Unterbrechung, seit 22 Jahren im Betrieb beschäftigt, Ramona seit 18 Jahren. Insgesamt wurden in Gabis Friseursalon bis heute 21 Mitarbeiterinnen zur Friseurin ausgebildet; in 42 Jahren waren 23 Gesellen angestellt.
2002 wurde der Salon modernisiert, 2009 kam Schäfers Tochter Sophia als Auszubildende in das Team. Der Kundenkreis wurde größer, weitere Plätze, ein größeres Lager und ein Kosmetikräumchen kamen hinzu. Im Sommer wurden sogar Bedienplätze auf der Terrasse über der Garage eingerichtet. 2016 entstand auf der ehemaligen Terrasse ein lichtdurchfluteter Loft-Salon.
Bei all dem Erfolg ist Gabi Schäfer trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben: "Mein Hobby ist Friseur. Der Verwaltungsaufwand war für mich immer die größere Herausforderung. Dabei hat mich mein Mann sehr unterstützt. Beim Ausbau des Salons haben mein Sohn und mein Schwiegersohn tatkräftig angepackt."
Tochter Sophia hat bereits einen eigenen Salon
Nach 42 Jahren übergibt Gabi ihren Salon mit zwei lachenden Augen an ihre Tochter Sophia. "Zum einen freut es mich, dass meine Tochter den Salon weiterführt und zum anderen freue ich mich, dass ich selbst an drei Tagen in der Woche noch mitarbeiten kann." Die frisch gebackene Inhaberin Sophia Schäfer ist stolz darauf, den Familienbetrieb fortzuführen. "Wir stehen heute vor weiteren Herausforderungen. Dazu zählt unter anderem die Digitalisierung", sagt die 32-Jährige. "Außerdem ist es unser Anspruch mit der Zeit zu gehen und modisch, technisch sowie mit unserem Handwerk auf dem aktuellsten Stand zu sein."
Die Mutter zweier Kinder im Alter von 2 und 5 Jahren betreibt seit 2021 einen eigenen Friseursalon in Motten (Lkr. Bad Kissingen). Bereits während ihrer Ausbildung gewann sie in jedem der drei Ausbildungsjahre den Titel Deutschlands bester Lehrling. Von 2014 bis 2016 arbeitete Sophia Schäfer bei dem Berliner Starfriseur Udo Walz.
Über die Nachfolge freut sich auch Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres: "Die Marktgemeinde wünscht Sophia für die Zukunft alles Gute und Gabi einen wohlverdienten Ruhestand."
