Zwar ist die fünfte Fastenpredigt des Scheinheiligen Bruder Petrus im März Corona zum Opfer gefallen, nicht aber unter den Tisch. Statt des gewohnten satirischen Starkbieranstichs im Hotel-Gasthof "Zum Koppen" gibt es am Samstag, 13. Juni, eine Premiere: Der Gemündener Fastenprediger Thomas Störlein wird seinen Schäfchen um 20.15 Uhr die Leviten lesen – per Video auf dem fuxx&hase-Kanal im Internet auf Youtube. "fuxx & hase" ist der kostenfreie Heimat-Podcast des Gemündeners Walter Volpert.
Wer zu dem Zeitpunkt einschaltet, kann live Kommentare zur Fastenpredigt abgeben. Auch dieses Angebot ist eine Premiere im fuxx&hase-Programm. Die Sendung dauert knapp 37 Minuten. In der Zeit beleuchtet Thomas Störlein spöttisch das Geschehen in der Dreiflüssestadt, wie es zum Jahresanfang aktuell war. Die satirische Fastenpredigt endet also noch vor der Kommunalwahl, doch dürften die besonderen Ereignisse dieser Zeit noch jedem geläufig sein. Die fliegenden Schuhe samt Laptop des mittlerweile ausgeschiedenen Stadtrats Thomas Schmitt beispielsweise.
Gesang lockert den Vortrag auf
Solch besonderen Ereignisse würdigt der Scheinheilige Bruder Petrus ausgiebig, denn: "Die G'schicht ist so goldig, so einmalig, die hätt' ich mir nie ausdenk' können." Deswegen krönt er sie auch mit einem Lied. Seinen Vortrag mit Gesang aufzulockern, ist eine Besonderheit des Gemündener Fastenpredigers. Begleitet wird er dabei seit einigen Jahren auf dem Keyboard von Friedrich Dornauer. Insgesamt fünf Lieder bringen die beiden in den Vortrag ein. Darunter eines, in dem sich der frühere Landtagsabgeordnete Günther Felbinger über seinen Parteiwechsel freut: "Doktor Thumes, Arzt für das Getier, hilft kranken Ochsen und auch mir."
Ein beinahe wehmütiges Abschiedslied widmet Störlein alias Bruder Petrus dem ebenfalls ausgeschiedenen Stadtrat Martin Geßner, der zwar auch aus dem "Dorf der bösen Buben" stammt, aber kein solcher ist. Breiten Raum erhält selbstverständlich Jüli, wie Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert vom Fastenprediger gern genannt wird. Da geht es um die Verteuerung der Rathaus-Sanierung um gleich 55 Prozent, was wiederum in ein Lied mündet, ein Haushaltsduett des Bürgermeisters mit dem Stadtkämmerer Michael Pfeuffer sozusagen: "Das ganze Geld wird immer lückenlos verplant – mit voller Absicht, wie mir schwant. (...) Dass man nicht allen jeden Wunsch erfüllen kann, sagen wir immer zu jedermann."
Das Zeug zu einem neuen Heimatlied gar hat Störleins Ode an Massenbuch, wo man auf der Hinfahrt wegen der engen Straße um unbeschadete Ankunft beten muss, um dann festzustellen: "Massenbuch, wie bist Du schön, schöner als Gemünden." Das be- und unterlegt der Regisseur und Kameramann Walter Volpert (der sein Hobbystudio in Massenbuch unterhält) mit Fotos und Videos, die zum Teil Patrick Römlein mit einer Drohne aufgenommen hat.
Ein Vierteljahr Arbeit für die Predigt
Auf die Frage nach dem Aufwand für seine Fastenpredigt antwortet Thomas Störlein: "Ich sitze praktisch ein Vierteljahr daran. Das geht Ende des Jahres los, und immer stelle ich mir die Frage ,Ist das in einem Vierteljahr (beim Vortrag im "Koppen") noch aktuell?'." Der 74-Jährige ist froh, dass seine Arbeit trotz Corona-Ausfall nicht vergeblich war, sondern durch die Verfilmung ein neues Format gefunden hat. Die Idee dazu hatte seine Frau Marianne.
Die Aufnahmen "beim Volpertinger in den Studios Massenbuch" dauerten etwa zweieinhalb Stunden, da jede Einstellung mindestens zweimal für das beste Ergebnis gefilmt wurde. Die aufwendige Bearbeitung mit Einspielung von Fotos, Filmen, Texten und zwei Engelchen, die übers Bild schweben, kostete Walter Volpert weitere zwölf Stunden. Das Ergebnis geht am Samstag, 13. Juli, um 20.15 Uhr online. Der Film endet übrigens wie stets auch der Vortrag im "Koppen" mit einem Trinklied auf die Wirtin Jutta Richter sowie der Einblendung "Bis nächstes Jahr zur Fastenpredigt 2021". Doch hier hakt der Fastenprediger Störlein ein: Der Corona-Ausfall sei für ihn ein guter Anlass die Rolle abzugeben.