Ein Samstagvormittag Anfang März. Im Foyer des Gemündener Hallenbads sitzt Florian Hach. Der 32-Jährige, der aus Rieneck stammt und mittlerweile in der Nähe von Aachen lebt, ist leicht angeschwitzt – schließlich hat er bereits einen 20-Kilometer-Lauf hinter sich. Bevor er im Drei-Flüsse-Bad noch vier Kilometer schwimmt, nimmt er sich Zeit für ein Gespräch mit dieser Redaktion.
Trainingslager auf Mallorca fällt flach
Florian Hach ist in der Region als erfolgreicher Fußballer bekannt, der für seinen Heimatverein SV Rieneck, beim Würzburger FV, beim TSV Karlburg und bei der TuS Frammersbach auf Torjagd gegangen ist, aber auch beim SV Waldhof Mannheim eine Stippvisite eingelegt hat. Inzwischen hat er, der im Automobilbereich als Sales- und Account-Manager tätig ist, eine neue Herausforderung für sich gefunden: den Triathlon. Allerdings stellt ihn auch die derzeitige Situation aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus vor Herausforderungen: Mitte des Monats hatte der Sportler ein Trainingslager auf Mallorca geplant. Aufgrund der aktuellen Situation absolviert er dieses zu Hause, wo er mit einem Zugseil und Gummiband das Schwimmen als Trockenübung ausführt.
Doch wie kam er zum Ausdauersport? "Ich habe bereits relativ früh, mit 26 Jahren, mit dem Fußball aufgehört", erklärt Hach und fügt an, dass dies in einer Phase gewesen sei, als er studienbedingt viel im Ausland unterwegs war - jeweils ein halbes Jahr in Vietnam, Spanien, Kanada und in den USA. In dieser Zeit habe der Sport für ihn nicht oberste Priorität gehabt, weil für ihn das Studium seit jeher die Nummer eins gewesen sei.
Dabei hatte Hach, der mit dem Wernfelder Fußballprofi Nicolai Müller gemeinsam die Schule besucht hat, durchaus den Traum von einer Profi-Fußballkarriere und hat diesen Sprung auch fast geschafft. "Bevor ich zu Waldhof Mannheim bin, wäre ich fast zu Hoffenheim gewechselt, wo ich ein zweiwöchiges Probetraining absolviert habe", berichtet er. Mit seinen 23 Jahren sei er aber damals bereits zu alt gewesen. "Im Gegensatz zu Nicolai Müller, bei dem es ja geklappt hat, habe ich nicht alles auf eine Karte gesetzt", gibt der Rienecker offen zu.
Und als er dann, nach zwei Jahren Auslandsaufenthalt ohne Sport, bei einem seiner seltenen Besuche in der unterfränkischen Heimat wieder einmal auf die Waage gestiegen war, stellte er schockiert fest, dass er mehrere Kilo zugenommen hatte. "Ich habe daraufhin mit dem Laufen begonnen", berichtet er und gibt zu, dass er nicht der Typ für planloses Training sei. "Wenn ich etwas mache, muss ich mir ein Ziel stecken und Herausforderungen suchen", betont er. Eher zufällig sei er dann vor gut zwei Jahren zum Schwimmen gekommen. "Ich habe gemerkt, dass ich mich mit Kraulen drei bis vier Bahnen über Wasser halten kann", verrät er mit einem Schmunzeln angesichts der beschaulichen Anfänge. Als "Mini-Herausforderung" erachtete er damals, ordentlich zu schwimmen und die Bahnen zu halten.
Zu der Zeit begann er mit dem Radfahren und nahm vor etwa zwei Jahren an einem Jedermann-Triathlon in Aachen teil. "Das war just for fun. Ich war halb untrainiert und froh, dass ich angekommen bin." Damals habe er gemerkt, dass er in diesem Sport blutiger Anfänger gewesen sei. Aber auch, dass das Laufen und Schwimmen gut mit seinem Job und den Dienstreisen zu vereinbaren wären. "Ich habe immer eine gepackte Sporttasche im Auto", verrät er mit einem Grinsen.
Mittlerweile hat sich der 32-Jährige dem Triathlon-Team Indeland, einem Verein in Eschweiler, angeschlossen. Dieser Verein ist Mitorganisator des Indeland-Triathlons, bei dem Hach im vergangenen Jahr erstmals die Mitteldistanz, also die halbe Ironman-Strecke, absolviert hat. "Das war eine Herausforderung", gibt er zu und berichtet, dass selbst nach seinem zweiten Wettkampf im belgischen Eupen der Ironman zunächst noch kein Thema für ihn gewesen sei.
Doch Hach war auf den Geschmack gekommen und nur ein paar Monate später packte ihn der Ehrgeiz. Er meldete sich für den Ironman in Hamburg an, der eigentlich am 21. Juni stattfinden sollte, mittlerweile aber auf das erste September-Wochenende verschoben ist. Doch seiner Meinung nach sind die Chancen mittlerweile sehr hoch, dass der Wettbewerb wegen Corona abgesagt wird. Trotzdem will er nicht aufgeben: "Für mich ist sicher, ich werde in diesem Jahr auf alle Fälle an einem Ironman teilnehmen, da ich so gut in Form bin."
Seit November 2019 trainiert er gezielt für den Ironman, bei dem ein 3,8 Kilometer langer Schwimmkurs, eine 180 Kilometer lange Radstrecke und 42,2 Kilometer Laufen auf dem Programm stehen. Während Hach im Gemündener Schwimmbach einen Schluck Apfelsaftschorle trinkt und zwischendurch in seine Banane beißt, erklärt er, dass man für einen Ironman in der Regel drei bis fünf Jahre Vorbereitung benötige. "Ich trainiere jetzt etwa eineinhalb Jahre, und Stand heute fühle ich mich sehr, sehr gut."
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Hat er denn eine Lieblingsdisziplin? "Das ist eine gute Frage", antwortet er mit einem Lächeln und gibt nach kurzer Bedenkzeit zu, dass ihm das Laufen am meisten liegt, während er zum Schwimmen eine Art "Hassliebe" pflege. "Aber das ist ja die Herausforderung, dass man auf die Schwächen den größten Fokus legt", weiß der ehrgeizige Sportler, der pro Woche etwa 15 bis 20 Stunden trainiert. So kommen in Spitzenzeiten beim Laufen mehr als 100 und beim Radfahren rund 500 Kilometer pro Woche zusammen. Vor der Arbeit ist er bereits von sechs bis acht Uhr unterwegs, abends betreitet er nochmals eine Einheit. "Teilweise fahre ich mit dem Rad zur Arbeit", berichtet er, dessen Tag mittlerweile perfekt durch getaktet ist und keine "tote Zeit" beinhaltet.
Und wie motiviert er sich für die täglichen Trainingseinheiten? "Das Wichtigste ist, ein Ziel zu haben", betont Hach, der seit geraumer Zeit mit einer Trainerin zusammenarbeitet, die ihm seine Trainingspläne schreibt und mittels Datenübermittlung per Handy exakt seine Übungseinheiten und Werte, wie beispielsweise den Puls, überwacht. Ob er nun in Hamburg starten wird oder anderswo: "Ziel ist es erst einmal, anzukommen und das Maximale an Leistung herauszuholen", erklärt er. "Du bestreitest den Ironman nicht gegen jemand anderen, sondern gegen dich selbst", weiß er. Freilich hat der Rienecker auch ein persönliches Zeit-Ziel. "Aber das behalte ich lieber als kleines Geheimnis für mich", erklärt er mit einem schelmischen Grinsen.