
295 Berechtigungsscheine hat die Lohrer Tafel derzeit ausgegeben. Fast 300 Menschen aus dem Raum Lohr können also sich und ihre Familienmitglieder – tatsächlich sind es 428 Erwachsene und 323 Kinder, zusammen also 751 Menschen – dort mit Lebensmitteln versorgen. Kartoffeln bekommen sie relativ selten, erzählt Projektleiter Michael Donath, dem ein Schwindel jetzt eine halbe Tonne der beliebten Knollen beschert hat.
Zu verdanken hat er es einem Mann aus Waldzell, den ein anonymer Zeuge offenbar zurecht angeschwärzt hatte: Dem Polizeibericht zufolge hatte der Mann in einem Lohrer Verbrauchermarkt 600 Kilogramm Kartoffeln gekauft, in andere Säcke verfüllt und sie als höherwertige Biokartoffeln angeboten. Als der Schwindel nun aufflog, hatte er bereits 100 Kilo verkauft. Der Mann zeigte sich reuig und tat Buße: Die restlichen 500 Kilo überließ er der Lohrer Tafel.

Jetzt stapeln sich im Lagerraum der Tafel in der Lohrer Jahnstraße also 23 Kisten voller Grumbern, wie sie hier genannt werden. Die ersten wurden bereits am vergangenen Samstag ausgegeben, weil Tafel-Logistiker Hubert Beck flugs reagiert und seinen Lieferwagen mit der halben Tonne Kartoffeln beladen hatte. "Bei uns gibt's ja nicht so viele Bauern", sagt Beck. "In der Regel hol ich sie aus Marktheidenfeld." In der dortigen Umgebung sind noch mehr Landwirte aktiv und die Tafeln helfen sich gegenseitig aus. "Das ist ein Geben und Nehmen", sagt Donath. Sollten die Kartoffeln nicht weggehen wie die warmen Semmeln, dann werden sie eben zeitig genug, bevor sie austreiben, weitergegeben etwa nach Gemünden oder Karlstadt.
Geld steht ganz oben auf der Wunschliste
Nicht nur frische Feldfrüchte sind begehrt. Auch bei Nudeln und Reis, die lange Lagerzeiten haben, gibt es immer wieder Engpässe, erläutert Donath. Doch mehr als das fehlt etwas anderes: An oberster Stelle der Wunschliste steht schlicht und einfach Geld. "Wir finanzieren ja alles aus Spenden", macht er deutlich. Versicherungen, Benzin – alles will bezahlt sein. Die Finanzierung zu sichern sei "jedes Jahr aufs Neue" eine Herausforderung. "An jedem Jahresanfang beginnt alles von vorne." Firmen anschreiben, Spendenaufrufe an die Bevölkerung richten. Hoffen, dass der Jahresetat von 70 000 Euro ein weiteres Mal gedeckt wird.
Von einem Betrug im großen Stil mag man angesichts der Menge von zwölf Zentnern nicht reden. Selbst wenn der Schwindler alles zum doppelten Einkaufspreis verkauft hätte, wären grade mal rund 1000 Euro in seiner Kasse geblieben.