Woher der Spruch kommt, „Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen“, ist nicht so richtig klar. Manche schreiben ihn dem Texter Hinrich Hinsch zu. Ich neige eher zu einem der griechischen Philosophen, der darauf kam nach einem Souvlaki-Teller mit extra Knoblauchkartoffeln, als Nachspeise die Nummer 42, einen Metaxa, zwei Ouzo aufs Haus, Zahlen bitte, Danke!
Der Zusammenhalt von Leib und Seele der Gymnasiasten in Hädefeld ist wohl bald gefährdet, denn das Mittagsessen für die Schüler steht auf der Kippe. Ich sehe schon so eine Gymnasiasten-Seele vor mir, die abends den Gymnasiasten-Leib fragt, ob er mit ins Theater will. Nö, sagt der Leib, Theater ist doof, du stinkst und ich spiele lieber Fußball. Das Ende einer wundervollen Freundschaft. Und das alles nur, weil sich Realschule und Gymnasium beim gemeinsamen Mittagessen nicht einigen können. Oder wollen. Den Realschülern schmeckt das Essen, den Gymnasiasten nicht. Angeblich oder so ähnlich, muss ich da noch anfügen, denn welchem Schüler jetzt welches Essen nun wirklich schmeckt, das weiß wohl keiner so genau.
Mit dem Geschmack ist das nämlich so eine Sache. So geht die Legende um, dass sich alle sieben Jahre der Geschmack ändert. Ich glaube nicht, dass das stimmt, meine Zunge hat ja keinen Kalender. Aber ich muss beispielsweise zugeben, dass ich 35 Jahre meines Lebens keinen Senf mochte, ihn regelrecht hasste. Und – Zack! – über Nacht liebte ich dieses gelbe Zeug und möchte fast darin baden.
Nun könnte man auf das schmale Schneidebrett kommen, dass natürlich den proletarischen Realschülern das Essen schmeckt, die intellektuellen Gymnasiasten aber natürlich einen höher entwickelten Geschmackssinn haben. Klar, darum muss man auch Abitur haben, um Koch zu werden und alle Sterneköche haben ein Studium der Lebensmittelchemie hinter sich. Wer außerdem heute noch das Märchen glaubt, dass Gymnasiasten grundsätzlich intelligenter sind als Real- oder Mittelschüler, der hat eindeutig zu wenig Zeit an deutschen Universitäten verbracht.
Aber natürlich müsste sich Hädefeld schämen, dass so ein Essensthema gerade jetzt aufkommt. Leute!, 30 Jahre Städtepartnerschaft mit Montfort sur Meu. Ja, das Montfort sur Meu in Frankreich. Ja, dort wo man wie Gott isst. Und wo man jetzt kulinarisch den Kopf über uns schüttelt. Mon dieu und bon appétit,
euer Fischers Fritz