
Christl Sittenauer ist die Gewinnerin des Fränkischen Kabarettpreises 2023. Beim Finale in der Stadthalle von Arnstein setzte sie sich gegen die Sieger der Vorrunden Patrick Nederkoorn und Andreas Langsch durch. Die Entscheidung war diesmal denkbar knapp: Während die Oberbayerin Sittenauer vom Publikum mehr Zuspruch bekam, wurde der Holländer Nederkoorn von der Fachjury besser beurteilt. Der Drittplatzierte wurde vor allem von der Jury deutlich abgestuft. Im Gegensatz zu den drei Vorrunden in diesem Jahr war diesmal der Saal voll besetzt. Als Besonderheit wurde der Sonderpreis an Oti Schmelzer verliehen.
Sittenauer setzte von Anfang an konsequent auf das Thema Frauen und Gleichberechtigung. "Gendern ist abfärbend, aber nicht ansteckend", verkündete sie, verwies gleichzeitig auf die führenden Herren der Bayerischen Staatsregierung, die sich bestenfalls mit "camouflagierenden Begriffen" und einer Funktionsjackensprache bedienten. Sittenauer scheute sich auch nicht vor durchaus derben Vergleichen, wenn es um männliche Alternativen zum "Lady-Salat" und die Affinität des anderen Geschlechts zum Herrenrad mit der markanten, maskulinen Querstange ging.

Als studierte Architektin mokierte sie sich über die fehlende Gleichberechtigung bei der Zahl öffentlicher Toiletten, wo sich vor den Damenkabinen stets lange Schlangen bilden. Allein das wäre ein Grund gewesen, die Kaufhäuser von Karstadt in den Städten zu erhalten. Pfiffig war ihr Vorschlag zur Kindererziehung, hässliche Ausdrücke wie Idiot, Blödmann oder gar A-Loch durch unverfängliche zu ersetzten. Nach ihrem Schlusslied "Schatz, du musst jetzt stark sein", bekam sie jubelnden Applaus. Sittenauer ist seit 2020 Mitglied des neuen Ensembles der Münchner Lach- und Schießgesellschaft.
Klimaflüchtlinge kommen mit dem Wohnwagen
Mit großem Charme präsentierte sich Patrick Nederkoorn bei seinen Betrachtungen über das Deutsch-Holländische Verhältnis. Er plauderte über die Abneigung seiner Landsleute gegenüber schlechten Nachrichten, die auch deshalb nichts vom Klimawandel und dem steigenden Meeresspiegel hören wollen. Im Zweifelsfall aber würden 17 Millionen orangefarbene Klimaflüchtlinge mit ihrem Wohnwagen über die deutsche Grenze in höher gelegene Gebiete fahren. Er selbst hat schon nach dem Vorbild der Touristen sein Handtuch als Platzhalter an geeigneter Stelle ausgelegt.

Köstlich die Gedanken über die Holländerwitze: "Was haben wir euch angetan? – Aber ruhig Blut, wir erzählen dieselben Witze über euch!" Dann der versöhnliche Schluss: Angesichts der engen Verbindungen der beiden Nachbarländer sollte man die Grenzen aufheben und ein "Nieder-Deutschland" gründen.
Andreas Langsch rechnet sich zur "Generation Y", die in den 80er- und 90er-Jahren aufgewachsen ist. Geboren mit einem silbernen Löffel im Mund und dem "Gen-Y" haben sie ein Problem: Alles muss passen – beispielsweise der richtige Tee zum jeweiligen Anlass. Dann ist da noch die Suche nach der richtigen Yoga-Form: Morgen-Yoga, Herbst-Yoga, das Hunde-Yoga oder gar das Stand-up-Paddle-Yoga. Untermalt wurde dies durch Spiel auf dem E-Piano mit den skurrilsten Verrenkungen und einem wilden Stepptanz. Schwierig wird es, wenn man sich entschließt, seiner Partnerin nach 17 gemeinsamen Jahren einen Heiratsantrag zu machen und erst bei einem Flugzeugabsturz Erfolg hat.

Nachdenklich wurde es im Beitrag "News-Verkehr". Zu viele Nachrichten, man liest immer mehr und weiß immer weniger, zur Meinungsbildung fehlt die Zeit. Fazit: "Ich wünsche mir Zeit für mehr Gelassenheit!"
Martin Schmitt moderierte
Die Preisverleihung übernahmen die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Eva Maria Linsenbreder und Roland Metz, der Vorsitzende des Fördervereins Fränkischer Kabarettpreis. Die Moderation des Abends lag bei dem bestens aufgelegten Sieger von 2022, Martin Schmitt, der das Publikum hervorragend "aufwärmte" und mit einem kabarettistischen Feuerwerk die Pausen füllte.