
Die Coronazeit hat auch die Verantwortlichen des Fränkischen Kabarettpreises arg gebeutelt. Zum einen gab es Zwangspausen, zum anderen blieb Anfang des Jahres teilweise das Publikum weg. Das jetzige Finale in der Arnsteiner Stadthalle aber setzte Akzente: Es war gewiss eines der besten in der Geschichte des Wettbewerbs. Jeder der Finalisten erhielt Bestnoten und hätte die Siegestrophäe, den "Schaffer", der an einen Schäfer in der Rhön erinnert, verdient gehabt.
Als das "Tier am Klavier" wurde Martin Schmitt von den beiden Moderatoren Willi und Peter Podewitz angekündigt und der startete sofort hochprofessionell mit Münchner Schmäh durch. "Wie konnte man das überleben?", fragte er beim Rückblick auf seine Jugendzeit ohne Fahrradhelm, Türstopper oder Kindersitze im Auto. Wie hat man sich ohne Tofu-Krapferln ernährt, die von strenggläubigen Müslimen und Salatisten gefordert werden? In der Midlife-Crisis – nicht mehr jung und noch nicht alt – ist der Mann Opfer des Testosterons. Mit spritzigen Wortspielen "joggte er den Speck weg und den Bauch auch".

Höllisch aufpassen und bayerisch verstehen musste man bei "Pflanzenabenteuern": Die Verballhornung von Pflanzennamen in anderen Zusammenhängen war geistreich und urkomisch. Wenn Frauen in hohen Schuhen "Latschen", dann, weil sie sagen "I-lieb-Stöckl", den besten Frauenschuh. Während dem Mann beim Bier "a Seidel passt" (Seidelbast). Das Publikum war begeistert. Tränen gelacht aber haben die Gäste bei der furiosen Neuauflage am Piano mit der sächsischen Version von "Sächs Bömb".
9-Euro-Ticket auf dem flachen Land: Schneller nach Rom als in die Kreisstadt
Der zweitplatzierte Jonas Greiner stand nach seinem Sieg in der dritten Vorrunde wieder auf der Arnsteiner Bühne. Der 2,07 Meter lange Thüringer plauderte gewohnt charmant über die Diversität in Franken und in Thüringen. Der bedeutendste Austausch zwischen beiden Bundesländern seien die Schulabschlüsse, wobei aber ein Thüringer Abitur in etwa mit einem bayerischen Seepferdchen zu vergleichen sei. Mit klugen Gedanken und Gags sinnierte Greiner über Wurstkissenläden in Berlin, vom Arzt in Sonneberg, der seine Ausbildung bei Robert Koch gemacht hat und über das 9-Euro-Ticket auf dem flachen Land, mit dem man schneller nach Rom als in die Kreisstadt kommt.

Richtig pfiffig waren dann die Betrachtungen, über die Entwicklung der Geschichte mit der heutigen Technologie. Wenn beispielsweise Hannibal mit dem Flixbus die Alpen überquert hätte, weil die Jahresvignette für seine Elefanten abgelaufen gewesen wäre.
Bernard Paschke: temporeicher Dampfplauderer
Traditionelles politisches Kabarett hat es heute auch in Arnstein gegenüber der Comedy schwer. Als Zeitungsjunge sinnierte Bernard Paschke als temporeicher Dampfplauderer über die Stellung der Zeitung, die "auf Lage" achten muss. Bissig ging er mit dem Bundeskanzler ins Gericht, mit einem Charisma von fünf Kubikmeter Bauschaum, die Grünen sind mit dem Regieren beschäftigt und haben keine Zeit für die Umwelt, der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz tritt in der "Merz-Weg-Halle" auf.

Richtig spritzig war dann der Sketch mit der Wendekopf-Mütze, bei dem die Meinungen von gleich vier deutschen Landsleuten abwechselnd unter einen Hut gebracht wurden. Allerdings zeigte sich hier der Schwachpunkt von Paschkes Programm. Der 25-Jährige war einfach zu schnell – für seine wirklich klugen "Sickerwitze" hätte er dem Publikum mehr Zeit lassen müssen. Er selbst hatte es zuvor auf den Punkt gebracht: "Sie denken zu langsam!" Auch an der klaren Aussprache wird er noch arbeiten müssen.
Eva-Maria Linsenbreder und Roland Metz überreichten die Preise
Während die Fachjury den zweitplatzierten Jonas Greiner nur ganz knapp hinter dem Sieger Schmitt sah, wählte das Publikum den Münchner mit vier Notenpunkten deutlich nach vorne. Bernard Paschke landete überraschend abgeschlagen - für viele unverdient - auf dem dritten Platz.
Die Moderatoren Podewitz machten sich in den Wettbewerbspausen über die Arnsteiner Ortsteile Gänheim und Müdesheim lustig, bezeichneten den europäischen Gesangswettbewerb "ESC" als die Paralympics der Musik und verbauten eine Reihe von Schlagertiteln in eine Persiflage.

Die Preisverleihung für den "Schaffer 2022" - die Metallskulptur eines Schäfers - übernahmen gemeinsam die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Eva-Maria Linsenbreder und Roland Metz, der Vorsitzende des Fördervereins "Fränkischer Kabarettpreis".