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LOHR
Film ab: Ein Wochenende für Filmemacher und Leinwand-Fans
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:20 Uhr

Ein Filmfestival? Für Lohr eigentlich keine neue Sache. Allerdings ist das letzte Lohrer Filmfest über 30 Jahre her. „Kino im Städtchen“ überschrieben die Organisatoren das erste Lohrer Filmwochenende 1978. Glatte 40 Jahre später trägt das kleine schwarzer Programmheft, das druckfrisch auf dem Esstisch von Richard und Renate Winter liegt, den Titel: „Unterfranken – Berlin. Drei Tage, 10 Filmemacher, 16 Filme in 9 Vorstellungen“.

Die beiden Filmliebhaber waren bei der Idee, das Filmwochenende neu aufleben zu lassen, sofort dabei. Schließlich ist Richard Winter mit dem Kino groß geworden: Sein Vater, Otto Winter, betrieb sowohl die Bavaria-Lichtspiele in der Stadtmühlgasse, als auch das Filmtheater Lohrer Lichtspiele an der Lohrtorstraße. Nachdem Richard Winter hier als Fünfjähriger noch Gummibärchen verkauft hatte, führte er die Bavaria-Lichtspiele als Erwachsener während seines Studiums weiter.

Hier fand 1978 auch besagtes erstes Filmwochenende statt. „Wir haben versucht, alle zwei Jahre ein Filmfest zu machen“, erzählt er. Denn das Kino steckte in der Krise. Das Fernsehen lief ihm den Rang ab. Auch als er als Kinobetreiber nach Erlenbach am Main wechselte und hier die Kinopassage betrieb, lud er immer wieder die Prominenz zu Filmfestivals zu sich ein.

Ein Filmwochenende für die Filmemacher

Nach der Geburt seiner Kinder tauchte Richard Winter in „bürgerliche Berufe“ ab. Als Kinomacher und Filmfan rückte er in Lohr erst wieder mit der Gründung des StattKinos 2016 in den Vordergrund. Und so war klar, dass er auch bei der Organisation der Neuauflage eines Filmfests eine tragende Rolle spielen wird. „Die entscheidende Frage war nur: Wie bekommen wir die Leute aus der Filmbranche nach Lohr?“, erzählt Richard Winter von den ersten Überlegungen. Weiterhelfen konnte ihm hier sein Sohn Claudio Winter. Er hat an der Konrad Wolf Filmuniversität in Babelsberg studiert und gute Kontakte zu Filmschaffenden. „Unsere Idee war: Wir machen ein Filmwochenende für die Filmemacher. An dem sie ihre Filme sozusagen an einem kleinen Publikum testen können. Zusätzlich gibt es noch Workshops“, erklärt Winter.

Filmschaffende aus der Region dabei

2017 legten sie mit der Akquise los. Diese verlief zunächst etwas schleppend, dann kamen die ersten Zusagen. Schlussendlich waren es dann fast zu viele Interessierte. Entschieden haben sich die Organisatoren letztlich nicht nur für Regisseure, sondern auch für Drehbuchautoren. Besonders schön: Einige der Filmschaffenden kommen aus der Region. So zum Beispiel Sonja Henrici, die in Lohr aufgewachsen ist. Oder die freischaffende Filmregisseurin Nicole Scherg, die aus Partenstein stammt. Ebenfalls gebürtiger Unterfranke ist Jakob Schmidt aus Würzburg. Er lebt mittlerweile in Berlin.

Das Filmangebot reicht von Premieren bis zu Filmen, die bereits in den Programmkinos liefen. Es bietet 18-minütige Kurzfilme bis zu Langfilmen über 100 Minuten. Wer nur einen kurzen Film zeigt, darf zudem noch einen Film eines anderen Regisseurs zeigen, der ihm persönlich wichtig ist oder den eigenen Schaffensprozess beeinflusst hat. Zudem werden die Filmemacher geplante Projekte vor den Zuschauern pitchen. Im Pitch werden neue Filmideen vorgestellt, mit dem Ziel, Partner für die Umsetzung zu finden.

Gymnasiasten unterstützen das Orga-Team

Ort des Geschehens wird, wie auch beim StattKino, der Kulturkeller des Weinhaus Mehling. Neben dem Ehepaar Winter, das die Kontakte in die Filmszene mitbringt, ist es Wolfgang Weismantel, der für das Filmwochenende federführend ist. Mit im Boot sind aber auch Schüler des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums, die zum Beispiel beim Einlass helfen oder die Filmemacher betreuen. Die Zusammenarbeit kommt über das Schülerkino unter Leitung von Rainer Emmrich, bei dem Gymnasiasten im StattKino englischsprachige Filme gucken und anschließend darüber diskutieren. Die Vhs Lohr stellt zudem Räume zur Verfügung, in denen die Workshops stattfinden.

Finanziell gestemmt wird die Veranstaltung mit Spendengeldern sowie durch Einnahmen aus dem StattKino. „Kalkuliert haben wir mit circa 15 Dauerkarten und 70 Eintrittskarten“, sagt Richard Winter. Wenn es mehr würden, sei das auch gut.

Programm Filmfest Lohr

Freitag, 21. September: 17 Uhr: Dieu Hao Do, „At the End of the World“ 29 Minuten (OmU), „Der Garten des Herrn Vong“ 18 Minuten (OmU). Dieu Hao Do pitcht eines seiner aktuellen Projekte und stellt anschließend den Film „Days of Being Wild“, 94 Minuten, von Wong Kar-wei vor. 21 Uhr: Bernadette Knoller & Paula Cvjetkovic „Ferien“, 89 Minuten.

Samstag, 22. September: 14 Uhr: Nicole Scherg „Grosseltern“, 35 Minuten, anschließend stellt Nicole Scherg den Film „Sein und Haben“, 104 Minuten, von Nicolas Philibert vor. 17 Uhr: Jakob Schmidt „Zwischen den Stühlen“, 102 Minuten. 20 Uhr: Burkhardt Wunderlich „Gewitterzellen“, 30 Minuten, (Regie: Jakob Schmidt), „Am Himmel der Tag“, 89 Minuten. 22.15 Uhr: Burkhardt Wunderlich stellt den Film „Punch-Drunk Love“, 95 Minuten (OmU) von Paul Thomas Anderson vor.

Sonntag, 23. September: 11.30 Uhr: Sonja Henrici „Donkeyote“, 86 Minuten, (OmU) 16 Uhr: Süheyla Schwenk „Sevince“, 30 Minuten, (Wenn man liebt) (OmU) „Meral, Kizim“, 21 Minuten, (OmU) Im Anschluss stellt Süheyla Schwenk den Film „Drei Affen“ des preisgekrönten Regisseurs Nuri Bilge Ceylan vor. 20 Uhr: Linda Brieda „Für dich bei mir“, 30 Minuten. Henning Beckhoff „Fahrt zur Hölle“ und „Vogelfrei“ Linda Brieda & Henning Beckhoff pitchen zwischen den Filmen eigene Projekte

Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 4 Euro. Die Dauerkarte kostet für alle drei Tage 20 Euro.

Andrang vor dem Bavaria Kino: Beim zweiten Lohrer Filmfest 1981 wird der Schauspieler Alfred Edel vor dem Bavaria Kino von Fans umstellt.
Foto: Joachim Leiss | Andrang vor dem Bavaria Kino: Beim zweiten Lohrer Filmfest 1981 wird der Schauspieler Alfred Edel vor dem Bavaria Kino von Fans umstellt.
2. Lohrer Filmfest 1981: Die Frankfurter Filmemacher im Saal des Bavaria Kinos vor einer Vorstellung
Foto: Joachim Leiss | 2. Lohrer Filmfest 1981: Die Frankfurter Filmemacher im Saal des Bavaria Kinos vor einer Vorstellung
Das Bavaria-Kino an der Stadtmühlgasse gab es von 1950 bis 2005 und wurd zunächst von Otto Winter, später von seinem Sohn Richard betrieben.
Foto: Arbeitskreis Heimat und Geschichte | Das Bavaria-Kino an der Stadtmühlgasse gab es von 1950 bis 2005 und wurd zunächst von Otto Winter, später von seinem Sohn Richard betrieben.
Dokumentieren die vergangenen Filmfeste in Lohr: Die Programmhefte der Filmfestivals 1981 und 1982.
Foto: Lucia Lenzen | Dokumentieren die vergangenen Filmfeste in Lohr: Die Programmhefte der Filmfestivals 1981 und 1982.
 
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